Bochum. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Herbert Kastner ist ein Kenner der Situation bei Thyssenkrupp. Auch die Linken äußern sich zur Lage.

Aufmerksam und mit großer Sorge verfolgt der langjährige Betriebsratsvorsitzende Herbert Kastner (71) die Entwicklungen am Stahlstandort Bochum. Es war für ihn selbstverständlich, an der Betriebsversammlung am Mittwoch (11.) teilzunehmen und auch in der nächsten Woche wird er wieder dabei sein. Er weiß aber genau, dass jetzt auch noch so kluge Hinweise eines Ruheständlers wenig zielführend sind.

Herbert Kastner als Betriebsratsvorsitzender vor zehn Jahren am Tor Süd von Thyssenkrup-Stahl bei Protesten.
Herbert Kastner als Betriebsratsvorsitzender vor zehn Jahren am Tor Süd von Thyssenkrup-Stahl bei Protesten. © WAZ | Horst Müller

Trotzdem erinnert sich Herbert Kastner noch intensiv an seine Zeit als Betriebsratsvorsitzender, insbesondere an die drohende Schließung von Bochumer Werksteilen nach dem Zusammenschluss von Hoesch und Krupp Ende der 90er Jahre.

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„Mit Tränen in den Augen“

Kastner hat noch genau die entscheidenden Gespräche im Ohr: „Wir haben direkt den Kontakt zum Vorstand gesucht. Damals war Ekkehard Schulz Vorstandsvorsitzender. Er schaute mich an und sagte mir direkt ins Gesicht: ‘Gehn sie raus zu ihren Leuten am Tor draußen. Sie können ihnen sagen: wir packen das Bochumer Warmbandwerk nicht an.’ Mit Tränen in den Augen bin ich damals zur Belegschaft gegangen, um das mitzuteilen. Das waren bewegende Zeiten.“

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Reaktion der Bochumer Linken

Die Bochumer Linken und ihre Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen haben sich in einer Solidaritätserklärung mit allen Beschäftigten von Thyssenkrupp in Bochum solidarisch erklärt und ihre Unterstützung versichert.

Sevim Dagdelen erklärt dazu: „Die Linke steht beim Kampf für den Erhalt aller Arbeitsplätze bei Thyssenkrupp in Bochum fest an der Seite der Beschäftigten. Wir rufen die Konzernleitung dazu auf, die geplanten Stellenkürzungen zurückzunehmen. Statt die Belegschaft für die eigenen Fehler mit dem Verlust oder der Verlagerung ihrer Arbeitsplätze bezahlen zu lassen, muss die Unternehmensführung endlich ihren Job machen. Wer Managementfehler begeht, sollte bei sich sparen, nicht bei denen, die die Gewinne jeden Tag erarbeiten. Für mich ist klar: alle Arbeitsplätze müssen erhalten und betriebsbedingte Kündigungen auch zukünftig ausgeschlossen werden.“

Sevim Dagdelen, stellv. Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, erklärt ihre Solidarität mit den Stahlarbeitern.
Sevim Dagdelen, stellv. Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, erklärt ihre Solidarität mit den Stahlarbeitern. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Linke schlagen Industriestiftung vor

Amid Rabieh (Sprecher und Oberbürgermeisterkandidat der Bochumer Linken) ergänzt: „Die Landesregierung ist in der Pflicht, ihren Teil für den Erhalt der Arbeitsplätze zu leisten. Als Linke setzen wir uns dafür ein, dass Nordrhein-Westfalen mit Investitionen den Umbau von Thyssenkrupp zu einem sozialen und ökologischen Arbeitgeber unterstützt. Wir schlagen eine neu zu gründende Industriestiftung des Landes NRW vor, die bei Thyssenkrupp einsteigt und das nötige Geld für den Umbau bereitstellt. Die Arbeitsplätze können so gesichert und der Unternehmensumbau zügig in Angriff genommen werden. Das wäre für die Beschäftigten und Nordrhein-Westfalen ein Gewinn.“