Bochum-Wiemelhausen. Die kaputte Wiemelhauser Straße in Bochum sorgte immer wieder für Ärger. Trotzdem sind einige Anwohner nicht mit dem Vollausbau einverstanden.
Die kaputte Wiemelhauser Straße in Bochum zwischen Mark- und Wasserstraße ist seit Jahren ein Ärgernis. Senioren beschwerten sich bei der Bogestra über die ruckelige Fahrt mit dem Bus. Saniert wird nun der schlimmste Teil zwischen der Friedrich-Harkort-Straße und der Bruchstraße. Bevor der Vollausbau beginnen kann, finden derzeit noch bergbauliche Sicherungsmaßnahmen statt. Anwohner der Straße ärgern sich über die hohen Kosten und die mangelnde Bürgerbeteiligung.
Anstelle des Vollausbaus mit einem neuem Radweg und Bürgersteig wünschen sich Rainer Henning, Thomas Brandt und Helmut Görres eine 30er-Zone. „Es würde doch ausreichen, die Straße von Bordstein zu Bordstein zu sanieren“, sagt Brandt. Das wäre für die Anwohner kostengünstiger. „In der Kurve ist auch eine Schule angesiedelt. Dort ist tagsüber sowieso schon Tempo 30.“
Nur auf 500 Metern Radweg
„So können auch die Radfahrer auf der Straße fahren“, ergänzt Görres, der alle Unterlagen zum Thema in einem großen Ordner abgeheftet hat. Auch der künftige Radweg verärgert das Trio: „Auf den 500 Metern werden Fahrradwege gebaut. Die anderen Teile der Wiemelhauser Straße sind zu schmal für Radwege“, sagt Thomas Brandt. Ebenfalls argumentieren sie, dass laut einem Gutachten der Stadt im Mindesten nur eine Asphaltbefestigung und ein vollständiger Ausbau des Pflasters vorzunehmen sei.
Stadt Bochum: Straßenerneuerung auf modernstem Stand
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Die Leiterin des Tiefbauamtes, Susanne Düwel, entgegnet, dass die Stadt auf einer Hauptverkehrsstraße nicht die Möglichkeit habe, eine 30er-Zone einzurichten. „Wenn man eine Straße erneuert, macht es Sinn, die Straßen auf den modernsten Stand zu bringen. Die Bürger haben sich vorher sehr häufig über den Zustand der Straße beschwert.“ Wenn die anderen Teile erneuert werden, wolle man prüfen, ob dort Radwege oder zumindest Radfahrstreifen entstehen könnten.
Weniger Parkplätze durch den Vollausbau der Wiemelhauser Straße
Zusätzlich ärgern sich die Anwohner über die geringere Anzahl der Parkplätze, die durch die Sanierung entstehen. Häufig würden Lehrer und Eltern einer Schule und Angestellte der Knappschaft die Parklücken nutzen. Düwel sagt: „Wir machen vor und nach dem Umbau eine Parkplatzbilanz. Viele Anwohner haben eigene Parkplätze auf den Grundstücken.“ Deshalb sei die Politik diesen Kompromiss für einen neuen Radweg und Querungshilfen eingegangen.
Anwohner hätten sich mehr Bürgerbeteiligung gewünscht
Die drei Männer bemängeln ebenfalls die Bürgerbeteiligung bei der Planung. „Wir fühlen uns übergangen“, sagt Görres. Sie hätten erst durch die Berichterstattung in der WAZ von der Sanierung erfahren. Erst nach Anfrage des Trios hätte es einen Einwurf für die Bürger gegeben. „Das ist bedauerlich. Es gibt vielleicht auch Menschen, die sich einen Radweg wünschen“, argumentiert Düwel. Da die Interessen sehr unterschiedlich seien, gebe es selten Bürgerbeteiligungen bei Modernisierungsvorhaben. Darüber hinaus hätten sie sich ihrer Meinung nach über politische Gremien informieren können.
Kosten für den Vollausbau
Die Gesamtkosten für die Straßensanierung liegt bei 2,5 Millionen Euro. Zur Finanzierung der Maßnahme müssen Beiträge gemäß des Kommunalen Abgabegesetztes erhoben werden. Ein Teil der Kosten wird auf die Anlieger umgelegt.
Die Anwohner erhalten neben der neuen Straßendecke auch neue Gehwege, barrierefreie Querungshilfen, niederflurgerecht ausgebaute Bushaltestellen und eine neue Straßenbeleuchtung.
Doch nicht nur die mangelnde Beteiligung ist der Antrieb für die Bürgerinitiative. Henning, Brandt und Görres stören sich insgesamt an den Straßenbaubeiträgen in Nordrhein-Westfalen. NRW ist eines der Bundesländer, welches die kommunale Abgabe erhebt. „Es hat einen Diskriminierungsansatz, dass wir in NRW diese Gebühr zahlen müssen. Wir versuchen uns, mit sachlichen Argumenten zu wehren“, beklagt Görres. Zudem sei seiner Meinung nach die Berechnung nach anliegender Grundstücksgröße ungerecht. „Man müsste die Hausbewohner und die dazugehörigen Autos miteinbeziehen“, sagt er. Für die Straßenschäden sei nach Görres auch die Bogestra mitverantwortlich, deren Buslinie durch die Straße fährt.