Bochum. „Silence“ im Prinz-Regent-Theater ist ein Stück für Kinder. Dabei sollen die Grenzen zwischen Theater, Performance und Konzert verschwimmen.
Der amerikanische Komponist John Cage gilt nicht wenigen als einer der größten künstlerischen Freigeister des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde vor allem sein nicht zur Unrecht als genial zu bezeichnendes Stück „4’33“, das aus exakt 4 Minuten und 33 Sekunden Stille besteht und den Zuhörer vor entscheidende, fast philosophische Fragen stellt: Wenn keine Musik erklingt, ist das dann noch Musik? Oder könnte das zufällige Rascheln, Hüsteln und Tuscheln im Saal etwa auch eine Komposition sein?
„Ich bin echt gespannt, wie das bei der Premiere ankommt und was dann wohl passiert“, sagt der Musiker Manuel Loos, der sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern von der Jungen Bühne Bochum (JuBB) im Prinz-Regent-Theater einer nicht ganz einfachen Aufgabe stellt. Gemeinsam wollen sie das Schaffen von John Cage einem jungen Publikum näher bringen. „Silence oder Wie ich aus dem Fenster klang“ nennt sich ihr neues Kindertheaterstück, bei dem die Grenzen zwischen Theater, Performance und Konzert verschwimmen sollen – und dies für Kinder ab fünf Jahren.
Theatergruppe wurde 2018 gegründet
Die Junge Bühne Bochum (kurz JuBB) wurde im Sommer 2018 von der Regisseurin Martina van Boxen gegründet und besteht aus einer Gruppe von Künstlern, die über viele Jahre Schauspiel-, Tanz- und Musiktheaterproduktionen für ein junges Publikum am Schauspielhaus entwickelt haben.
Ihre so liebevolle wie nostalgische Inszenierung von „Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“ wurde 2018 mit dem Theaterpreis „Faust“ ausgezeichnet.
Verspielt und neugierig
Wer einige andere Stücke der Theatergruppe wie „Lindbergh“ und „Fred & Anabel“ gesehen hat, die in den letzten Jahren unter der Regie von Martina van Boxen im Schauspielhaus entstanden, der weiß: Das könnte eine ebenso lustige wie geistreiche Annäherung an Cages Werk werden. „John Cage war immer sehr verspielt und neugierig“, erzählt Regisseur Thorsten Bihegue. „Genau das war auch der Ansatz für unsere Arbeit frei nach Ideen von ihm.“
Eine kleine Abenteuergeschichte
Vier Schauspieler und Musiker erzählen in „Silence“ eine kleine Abenteuergeschichte – weitestgehend ohne Worte. Sie stellen Figuren dar, werden aber auch plötzlich selbst zu Einrichtungsgegenständen oder Musikinstrumenten und schaffen so Klänge und Musik. Erzählt wird von der jungen Johanna: Ihre Eltern gehen aus, so bleibt das Mädchen zum ersten Mal allein im Haus. Und jetzt? Alleine einschlafen? Von wegen! Johanna öffnet das Fenster. Draußen rauscht, raschelt, brummt und quietscht es...
Von seltsamen Klängen und schiefen Tönen bis zu vertrauten Geräuschen: Ganz im Geist von John Cage entsteht all dies live auf der Bühne . „Auch Cage hat schon gezeigt, dass es eigentlich gar keine Stille gibt, sondern dass sich darin ganz viele Geräusche verstecken“, sagt Manuel Loos. „Das wollen wir aufgreifen.“ Daneben werden auch einige Original-Stücke von John Cage auf Vinyl erklingen.
Grundschüler sprühen vor Ideen
Wie die jungen Zuschauer auf dieses gewiss ungewöhnliche Erlebnis im Theater wohl reagieren werden? „Wir wissen es nicht, aber wir freuen uns sehr drauf“, sagt die Schauspielerin Maria Trautmann. Zur besseren Vorbereitung haben sie bereits einigen Grundschülern Cage-Stücke vorgespielt und waren von den Reaktionen überrascht: „Sie haben sofort einen Zugang dazu gefunden, haben gemalt und vor Ideen gesprüht“, erzählt ihre Kollegin Lea Kallmeier. „Das war phantastisch.“
Dauer: etwa 50 Minuten. Premiere am Samstag, 30. November, 17 Uhr. Wieder am 1. Dezember um 11 Uhr und 2. Dezember um 17.30 Uhr. Karten (10, erm. 5 Euro): 0234 / 77 11 17.