Wattenscheid-Westenfeld. Der „Herrgotts-Schnitzer“ hat noch viel Holz im Keller. Seine Kunst ist für den gelernten Schauwerbegestalter ein ganz bodenständiges Handwerk.
Große Worte sind überhaupt nicht sein Ding. „Knurrig“ würde zu ihm passen, „knorrig“ noch besser, denn sein Material wächst, und was er daraus macht, nötigt Respekt ab. Dabei versteht Rolf Tybussek sich als Handwerker. Aber wenn der Schnitzer auf ein schönes Stück Holz stößt, blitzt es doch ein bisschen in seinen Augen. Denn daraus kann was werden.
Als einer der Herbststürme der letzten Jahre auf dem Propsteifriedhof in Wattenscheid einige Lindenbäume knickte, sicherte er sich Abschnitte der Stämme. Das Kernholz in der Mitte freizulegen, ist dann schon eine Herausforderung. Denn dann verändert sich das Werkstück nicht mehr, das Holz reißt nicht. „Zwei Stämme habe ich noch im Keller“, erzählt der 73-Jährige.
Was ihm in den Kopf und die Finger kommt
Aber er hat angefangen, aufzuräumen, und damit Schrecken unter den Freunden seiner Schnitzereien, ob sakral oder abstrakt, verbreitet. Das wollte er nicht, aber der Gedanke an das, was ihm sein Vater hinterließ, hat ihn nachdenklich gemacht. Der war gelernter Schmied, und Rolf stand nach dessen Tod vor einem Haufen Schmiedekunst, zum Teil detailliert aus Kupfer getrieben. „Die hab ich am Ende nur noch zum Schrotthändler bringen können, für ein paar Euro Materialwert.“ Das soll seinen Nachkommen bestimmt nicht passieren.
„Ich hab meinen Spaß dran“
Die Fragen „wie lange hast Du dafür gebraucht?“ und „und was nimmst Du dafür?“ mag er nicht. „Ich mach
das nur für mich, was mir gerade in den Kopp und in die Finger kommt, ich hab meinen Spaß dran“, das ist sein Antrieb. Das bekommen dann schon mal Freunde, „die es wert sind“. Für den Adventsmarkt hat er „nur ein bisschen gebastelt, für die kleineren Arbeiten in größerer Stückzahl stellt Tybussek Gussformen her.
Aber es gibt dann auch schon mal die Herausforderung, wie bei der 150-Jahr-Feier der Feuerwehr.
Aufwendiges Feuerwehr-Jubiläums-Relief
Für das aufwendige Relief, das der Günnigfelder Feuerwehrsprecher Karl Appelhoff der Einheit Wattenscheid-Mitte um Tobias Ludwig widmete, hat er gemeint: „Das brat ich Dir in einer Woche“. Und kommentiert heute nur: „Ich kann das doch.“
Ein halbes Jahrhundert
Damit fing es vor ungefähr 50 Jahren überhaupt erst an, als er merkte, Malen reichte ihm nicht, „das willst du schnitzen.“ Also zeigte er Werkkunstlehrer Wrobel, was unter seinem Messer entstanden war, wollte mehr. Aber der meinte nur: „Was soll ich Dir noch zeigen? Du kannst das ja so schon besser.“ Denn eigentlich hatte Tybussek das Schnitzmesser schon als Bengel in der Hand.
Besonderes Stadtwappen
Der Holzschnitzer hat seine Werke zum 600-Jahr-Fest auch in den früheren WAZ-Räumen an der Hüller Straße ausgestellt, etwa ein besonderes Stadtwappen, 50 Zentimeter hoch, 40 breit, acht tief, und Ortsteile darauf verewigt: Höntrop, Eppendorf, Sevinghausen, WAT-Mitte, Heide, Günnigfeld, Südfeldmark, Vogelspoth, Leithe, Westenfeld in markanten gelben, roten und weißen Tönen
Außerdem bildete er Wattenscheider Themen und Motive der letzten Jahrzehnte ab, wie Bergbau, Kirchen, Rathaus, Landwirtschaft. Innen gestaltete Tybussek die Propsteikirche, die Alte Kirche und den Hollandturm. Zu sehen waren das Märkische Viertel, der mehrdimensionale „Schachbalken“, über die linke Wappenseite verteilten sich die Stäbe. Die märkischen Klötze und die Stäbe sind aufgesetzt, das Wappen ist aus einem Holzstück gefertigt.
Ein bisschen von seiner Begeisterung, vor allem von dem Handwerk, will er weitergeben. Enkel Marti (8) führt er schon langsam heran. „Der muss noch lernen, wie man das Eisen links hält, den Hammer rechts. Der packt den Hammer noch ganz oben an,“ erzählt der Holzschnitzer schmunzelnd.
Eine Auswahl seiner Arbeiten zeigt Rolf Tybussek auf dem „Adventsmarkt der Möglichkeiten“ auf der Kirchenburg St. Gertrud am Alten Markt in Wattenscheid vom 29. November bis 1. Dezember. Mehr auch auf www.der-schnitzer.de