Bochum. Hans Dreher inszeniert als Co-Produktion mit dem Kölner Theater im Bauturm „Die Geschichte der Menschheit“ - erzählt in 80 rasanten Minuten.

Das Prinz-Regent-Theater in Bochum produziert sein neues Stück „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ gemeinsam mit dem Theater im Bauturm Köln. Das Publikum wird auf eine Achterbahn der Gefühle mitgenommen.

Historische Zeitspanne

Die Welt erklären auf wenigen Seiten? Der Autor Yuval Noah Harari hat das vorgemacht. In seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ werden auf gedrängtem Raum derartig lange historische Zeitspannen abgehandelt, dass einem beim Lesen ganz schwindelig wird.

Bücher dieser Art stehen ganz oben auf den Bestseller-Listen, doch funktioniert das auch auf der Bühne? Der Bochumer Regisseur und Leiter des Prinz-Regent-Theaters, Hans Dreher, hat es versucht und skizziert einen Theaterabend, an dem zwei Schauspieler die (fast) vollständige Geschichte des Menschen erzählen.

Nur zwei Darsteller

Die Koproduktion des Theater im Bauturm (Köln) und dem PRT hatte dieser Tage Premiere. Die Zeitvorgabe für den Abend ist von vorneherein klar, die Menschheitsgeschichte kann man in 80 Minuten schaffen. Und so hetzen die beiden Darsteller Jonas Baeck und Lisa Bihl von den Urahnen des Homo Sapiens‘ bis zu den Cyborgs.

Unheimliche Urtiere

Auf der Bühne steht ein Regal, das aussieht wie diejenigen in einem Naturkundemuseum, auf dem sich in trüben Einmachgläsern skurrile und unheimlich-präparierte Urtiere befinden. Die gibt es hier zwar nicht, aber allerlei andere seltsame Dinge liegen darin wie eine Atemschutzmaske, ein Plastikgehirn oder Schwimmflossen. All‘ das dient den Schauspielern, um in einem bunten Reigen die einzelnen Stationen der Evolution phantasiereich zu bebildern.

Laubbläser im Einsatz

So isst Lisa Bihl zum Beispiel genüsslich ein Mettbrötchen, während ihr Mitspieler eingezwängt in einen Minikäfig über die Massentierhaltung referiert. Auch die Ausrottung von Tierarten wird thematisiert und es kommt zu einer starken Szene, wenn Lisa Bihl mit gigantischem Laubbläser den letzten Dodo (ein etwa einen Meter großer, flugunfähiger Urvogel, der etwa um 1690 ausstarb) über die Bühne fegt.

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Die Menschen kommen an diesem Abend zu Recht gar nicht gut weg, denn ihre Geschichte ist bekanntermaßen eine voller Gewalt, Ausrottung und Unterdrückung, in der es nur um Profit geht. Dabei sind Geld, Firmen und Aktien eigentlich nur Produkte der kollektiven Fantasie. Bilanz des Ganzen: der Planet ist kaputt. Was bleibt ist der Rückzug ins Private, den die beiden Darsteller in einer Art persönlichen Beziehungsgeschichte immer wieder thematisieren.

Über 6 Millionen Jahre hinweg

Alles in allem ist die Inszenierung eine Achterbahnfahrt durch sechs Millionen Jahre Menschheitsgeschichte, die im Gegensatz zur Erdgeschichte verschwindend kurz ist. Und wie es sich für Achterbahnen gehört, hat diese Höhen und Tiefen, nicht alles gelingt. Trotzdem bleibt es ein rasanter Abend, der nachdenklich macht.