Nach neuen Missbrauchsfällen verspricht das Bistum Essen Aufklärung. „Das wird allerhöchste Zeit“, kommentiert WAZ-Redakteur Andreas Rorowski
Was muss eigentlich noch passieren? Seit langem schwindet die Bedeutung der Katholischen Kirche. Sie verliert Mitglieder, Steuereinnahmen und – das ist das Schlimmste – sie verliert auch noch das Vertrauen derjenigen, die ihr bis heute die Treue halten.
„Katholisch zu sein, macht zurzeit schon etwas mürbe“, räumt Klaus Reiermann, Pfarrer in der St.-Joseph-Gemeinde, am Sonntag in seiner Predigt ein. Und dieses Gefühl haben nicht nur die Hauptamtlichen. Vor allem die Ehrenamtlichen, noch dazu Frauen, die sich seit Jahrhunderten mit „Nebenrollen“ abgespeist fühlen, tragen schwer an dem Gedanken, einer Organisation anzugehören, die schönen Schein verbreitet, aber ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.
Tausende Fälle sexuellen Missbrauchs hat es in der Kirche gegeben. Den Reflex, bloß nichts nach außen dringen zu lassen und nur etwas preiszugeben, wenn es nicht mehr anders geht, haben Entscheidungsträger in den Bistümern immer noch nicht abgelegt.
Jetzt aber scheint das Maß voll zu sein bei den Gläubigen und Ehrenamtlichen – nicht nur in Bochum. Sie fordern Transparenz, sie wollen, dass auch Entscheidungsträger, die für das Schweigen in der Kirche gesorgt haben, zur Verantwortung gezogen werden. Sie wollen, dass der Schutz der Institution nicht länger über den Interessen der Opfer steht.
Wenn sie das in den Pfarreien, Dekanaten und Bistümern nicht endlich beherzigen, sieht es finster aus. Christen werden nicht den Glauben verlieren, wohl aber den Glauben an die Kirche.