Bochum. Etwa 4000 Gäste haben im Bochumer Hospiz St. Hildegard ihre letzten Lebenstage verbracht. Nun wird das Haus modernisiert und ausgebaut.
Für etwa 4000 Menschen war die frühere Industriellen-Villa an der Ostermannstraße in Wiemelhausen der letzte Wohnort in dieser Welt. Nach fast 25 Jahren als Hospiz wird die „Villa Gröppel“ nun umgebaut. Bis zum Herbst 2020 modernisiert und erweitert die Trägergesellschaft das Gebäude.
Zwölf statt bislang elf Gäste können dann gleichzeitig betreut werden und in Einzelzimmern wohnen. Im Altbau werden die Gästezimmer modernisiert und u. a. mit rollstuhlgerechten Duschbädern inklusive Toilette ausgestattet. Im Anbau entstehen neben Aufzug, Wintergarten und zwei Angehörigenzimmern weitere Gästezimmer mit großzügiger Glasfront zur Südseite und der Möglichkeit, das Bett auf den Balkon zu schieben. „Damit reagieren wir auf die sich wandelnden Ansprüche und auf neue Standards, die in der Rahmenvereinbarung von Trägerverband und Kassen festgelegt sind“, erklärt Ulrich Kemner. Der ehemalige Caritas-Direktor ist als Projektsteuerer noch in die Modernisierung des Hospizes eingebunden.
„Mit dem Um- und Ausbau gehen wir schon ein Risiko ein“, so Kemner. Schließlich muss der Träger die gesamten Investitionskosten in Höhe von etwa 2,25 Millionen Euro alleine stemmen. „Aber wir sind sehr guten Mutes“, so Kemner. Finanziert werde der Bau zu einem großen Teil aus Rücklagen und den Verkauf von zwei Häusern, die dem Trägerverein gespendet wurden. Für die Deckungslücke in Höhe von etwa 400.000 Euro müsse entweder ein Darlehen aufgenommen werden. „Aber wir setzen auch auf die Unterstützung der Stadtgesellschaft.“
Gäste und Angehörige haben keine Kosten
Zwischen 160 und 190 Gäste leben jede Jahr im Hospiz St. Hildegard. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt 20 Tag, die „häufigste Dauer sind 13 Tage“, so Leiter Johannes Kevenhörster. Entgegen anders lautender Gerüchte gebe es keine maximale Aufenthaltsdauer in einem Hospiz.
700 Gespräche mit Interessenten und Angehörige werden jährlich geführt. Für die Gäste und ihre Familien entstehen durch den Aufenthalt im Hospiz keine Kosten. Kranken- und Pflegekassen erstatten dem Träger den größten Teil der Kosten, mindestens fünf Prozent beträgt der Trägeranteil. „Deshalb ist die Hospizarbeit auf finanzielle Unterstützung aus Spenden, Aktionen und Testamenten angewiesen“, so Träger- und Förderverein. Investitionen in Gebäude werden nicht gefördert.
Tatsächlich sei die in den vergangenen 24 Jahren „konstant hoch gewesen“, so der Initiator und Mitgründer Prof. Herbert A. Neumann, der seit 1995 Vorsitzender des Hospiz-Fördervereins ist. „Allein im ersten Jahr wurden 200.000 DM gespendet.“ Seitdem halte das bürgerschaftliche Engagement konstant an. Das Haus werde von den Bochumern mitgetragen, und darüber seien Träger und Förderverein froh. Auch nach dem Umbau soll es die „gleiche Wärme und das Willkommensein ausstrahlen“, die das Haus bislang schon kennzeichne, so Hospiz-Leiter Johannes Kevenhörster,
Das Hospiz schafft die Möglichkeit, „Sterbenden die letzte Phase ihres Leben so würdig wie möglich zu gestalten“, so Prof. Neumann. Die intensive Betreuung von Gästen soll ein angst- und schmerzfreies Sterben ermöglichen.
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum25 hauptamtliche, vor allem in der Pflege tätige Mitarbeiter und 72 Ehrenamtliche sorgen rund um die Uhr für die Betreuung und Versorgung der Gäste und ihrer Angehörigen. Zu den jetzt 1500 Quadratmetern in der Villa, von denen etwa ein Drittel umgebaut werden, kommen weitere 570 Quadratmeter im viergeschossigen Anbau inklusive Keller. Während der nächsten Monate wird ein Teil der Gäste im benachbarten Gebäude untergebracht, das bislang als Unterkunft für Angehörige gedient hat.