Bochum-Gerthe. 1999 eröffnete das erste deutsche Puzzlemuseum. Das Zauberkasten-Foyer im Bochumer Norden ist seitdem ein Treff für Denksport und Tricktechnik.
Bald jeder Besucher war wohl schon so weit, zur Stichsäge oder dem Brecheisen zu greifen, hier im ersten deutschen Puzzle-Museum. Solche Ausfälle sind aber ausgeblieben, wohl aber herrschen Haareraufen, Zähneknirschen und Knurren bei den unmöglich wirkenden Denksportaufgaben. Seit runden 20 Jahren ist das Puzzleum im Foyer des Zauberkasten, des Kleinkunsttheaters unter dem Dach des Kulturmagazins auf dem Lothringen-Zechengelände, und es wächst ständig.
Dass Robinson, der Herr kniffligen Objekte, ein Zauberer ist, verwundert nicht. Aber auch Nicht-Illusionisten kommen hinter die Lösung. Manchmal. Und manchmal können sie das umgebaute Objekt auch wieder in den Zustand von vorher rück-zerlegen. Manchmal. Häufig besteht der Begleittext allerdings aus: „Das muss doch irgendwie...“, „Das geht einfach nicht“ oder „Ich glaub, jetzt hab ich’s“, das kann aber alles schnell umschlagen.
Auf Staffeleien und Tischchen
18 große Objekte hat Hausherr Robinson mit Gattin Angelika zum Geburtstag rundum auf Staffeleien oder Tischchen drapiert, 1200 sind es insgesamt an den Wänden, in Vitrinen und Fächern. Glaubt Robinson, denn Angelika hat durchgezählt. Für ihn sind es noch nicht genug, beim Gedanken an die Essener Spielemesse vor ein paar Tagen glänzen seine Augen wieder. Sein T-Shirt zeigt, wie es begann, es zeigt den legendären Zauberwürfel, den „Rubik’s Cube“, prompt zu der Zeit, als er auch zu zaubern anfing. Trick, Ordnung, ein bisschen Show und Illusion lagen hier ganz nah beieinander, im Puzzleum fanden sie ihr neues Verbreitungsgebiet.
Zauberwürfel als Maggi-Würfel
Den Würfel gibt es hier in unzähligen Variationen, Farben, Formen und Materialien, auch als Werbegag: „Maggi-Würfel“. Überhaupt, irgendwie entdeckt der Rätsel-Fan immer dieselben Prinzipien dahinter, meint er jedenfalls, bis es dann doch nicht klappt. „Das ist wie in der Musik“, beschreibt Robinson schmunzelnd, „alle haben dieselben Noten, raus kommt immer eine andere Musik.“ Was er mit wenigen Handgriffen schafft, beschäftigt die Gäste lange, wenn sie die Geduld aufbringen.
Info und Kontakt
1999 waren die Umbauarbeiten im Kulturmagazin soweit abgeschlossen, dass der endgültige Ausdehnungsbereich des Zauberkastens und seines Foyers feststand. Es wurden Vitrinen und Regale gekauft und gebaut, die Geduldspiele eingeräumt, ein Vortrag über die Geschichte der Geduldspiele ausgearbeitet und am 2. November 1999 war es dann soweit: unter großer Anteilnahme von Mitarbeitern der Stadt Bochum und des Ortsteils, des Schulamtes und der Presse wurde das Puzzleum, das erste deutsche Puzzlemuseum eröffnet.
Das Puzzleum ist im Kulturmagazin auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Lothringen beheimatet: Lothringer Straße. 36 c, 0234 86 62 35 E-Mail : robinson@puzzleum.de
Viele probieren die Angebote des lebendigen Museums im Zauberkasten bei einem Kleinkunstabend im Foyer aus, ganze Gruppen können auf ein paar Stunden vorbeikommen. Robinson und Angelika packen auch Kisten mit identischen Inhalten für Wettbewerbe außer Haus.
Alles ist Physik
Entscheidend scheint zu sein, immer einen neuen Ansatz zur Lösung des Rätsels zu probieren. „Im Grunde ist alles Physik“, kommentiert Robinson. Dass schon ein bisschen Gemeinheit dabei ist, leugnet er nicht. Geschichten dazu gibt es auch, wie zum bekannten „Turm von Hanoi“, bei dem acht unterschiedlich große Scheiben umgestapelt werden müssen. „Mit acht Scheiben zehn Minuten, mit zwölf zwei Stunden.“ Den Ursprung verlegt er in ein tibetisches Kloster, „64 goldene Scheiben - bis zur Ewigkeit“.
Nicht umsonst stehen auf den Tischchen Schälchen mit Traubenzucker-Bonbons, Energie für die grauen Zellen.