Die Bitkom-Studie offenbart: Bochum hat in Sachen Digitalisierung Aufholbedarf. Nun zeigt die Stadt, wie das in kleinen Schritten gelingen kann.

Zahlen lügen nicht. Als 32. unter 81 deutschen Großstädten hat Bochum in Sachen Digitalisierung noch viel Luft nach oben.

Aber die Stadt ist womöglich smarter als es die Studie des Digitalverbandes Deutschlands „Bitkom“ vermuten lässt.

Das jedenfalls versuchte die Bochum Wirtschaftsentwicklung (Bowe) gemeinsam mit den Stadtwerken Bochum, dem Umweltservice Bochum (USB) und dem Energieunternehmen Innogy bei einem Bürgerforum zu demonstrieren unter dem Motto „So wird Bochum etwas smarter“. Dem in besagter Bitkom-Studie aufgezeigten Makel, es fehlten digitale Anwendungen etwa von Straßenlaternen und Müllkonzepten, setzten die Gastgeber drei Beispiele entgegen. Dabei geht es nicht um Visionen von morgen, sondern um Anwendungen im Alltag.

Die Straßenlaterne als
Wlan-Knotenpunkt

Im Ehrenfeld ermöglicht Innogy zwischen dem Hans-Ehrenberg-Platz und der Pieperstraße schnelles Internet. Bis zu 1000 Nutzer können dort gleichzeitig online gehen, weil die Straßenlaternen vor der Haustür mit intelligenter Software ausgestattet sind.

Beispiel 2: Die Straßenlaterne als Parkplatzwegweiser

Wer mit seinem Pkw auf der Dibergstaße zwischen Bessemerstaße und Hans-Ehrenberg-Platz fährt, der könnte demnächst schon vorab wissen, ob er dort einen freien Parkplatz findet oder nicht. Die bereits an den Laternen befestigten Sensoren erfassen freie Parkplätze entlang der Dibergstraße. Und demnächst soll diese Information an die Webseite „parken-in-bochum.de“ der Bochum Wirtschaftsentwicklung übermittelt werden. Es geht um „Smart Parking“. „So können Autofahrer schneller einen Parkplatz finden. Dies ermöglicht ein effizientes Parkraum-Management und soll den Parksuchverkehr im Ehrenfeld reduzieren“, sagt Bowe-Sprecher Sven Frohwein.

Passantenströme messen

Für diese und für weitere smarte Lösungen in Bochum und den drei weiteren Teststädten Velbert, Erndtebrück und Traben-Trabach wurde Innogy im August mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet. Das unter dem Stichwort „Smart Poles“ auf zwei Jahre angelegte Projekte sieht noch weitere Anwendungen vor. So sollen Passantenströme gemessen und dadurch etwa bei Veranstaltungen Besucherströme besser gelenkt werden. Getestet werden soll außerdem die Ausrüstung der Laternen mit Notrufknöpfen.

Noch gehört Bochum nicht zur Spitzenklasse. Aber die Stadt will nach und nach smarter werden.
Noch gehört Bochum nicht zur Spitzenklasse. Aber die Stadt will nach und nach smarter werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Aber nicht nur Laternen, von denen Innogy in ganz Europa insgesamt etwa eine Millionen Stück betreibt, sollen zusätzliche und intelligente Anwendungen erhalten:

Beispiel 3: Die kommunizierende Mülltonne

Beim Bürgerforum stellte der USB eine Lösung vor, wie die Leerung von Sammelbehältern optimiert werden kann. Füllstandsmesser an mittlerweile 100 Papiercontainern im Stadtgebiet melden dem Abfallunternehmen, wann diese entleert werden müssen. So lassen sich Entleerungs-Routen intelligenter planen und Leerfahrten vermeiden. Entwickelt hat diese Füllstandsmesser im übrigen ein Bochumer Unternehmen. Die Zolitron Technoglogy GmbH wurde dafür bereits mit dem Innovationspreis der Metropole Ruhr und dem NRW-Digitalpreis ausgezeichnet. Das System soll auch auf andere Abfälle ausgeweitet werden, heißt es.

Auszeichnung in einer Kategorie

„So wird Bochum etwas smarter“, sagt Bowe-Sprecher Sven Frohwein. Und womöglich klettert die Stadt bei der nächsten Auflage der Bitkom-Studie, die jedes Jahr aktualisiert werden soll, ein paar Plätze weiter nach oben. Bei der Preisverleihung des Smart City Award Ende Oktober in Berlin wurde Bochum immerhin schon mal in einer der fünf Einzelkategorien ausgezeichnet. In der Kategorie „Gesellschaft“, bei der Formate wie Bürgerbeteiligungsplattformen, Geodatenportale und Handelsplattformen bewertet werden, gehörte es gemeinsam mit anderen Städten wie Frankfurt, Freiburg und Potsdam zu den Besten in Deutschland.