Bochum-Langendreer. Dreiköpfige Vampire oder böse Kürbisse? Bei einem Ferienworkshop zum Figurentheater war der Fantasie von Grundschülern keine Grenzen gesetzt.

Mucksmäuschenstill stehen Geister, Vampire und Skelette im Kreis, halten sich an den Händen und schließen die Augen. „Wir sind ein Team, wir sind mutig!“, tönt durch die Halle, hinter einem samtenen Vorhang sind schon die ersten Publikumsgäste zu erahnen. Ein letztes Mal tief durchatmen, dann kann die Aufführung zum Abschluss des Ferienworkshops „Figurentheater trifft Klangkunst“ starten. 15 Kinder haben ihn im Rahmen des Bundesprojekts „Tanz und Theater machen stark“ besucht. „Auch Monster sind aufgeregt“, sagt Milosz (8) noch und grinst.

Das Licht geht aus, nur die Schattenwand leuchtet. Schnell entspinnt sich auf ihre passend zum baldigen Halloween eine Gruselgeschichte: „Geisti“ spukt in einem verwunschenen Schloss, seine Tante Marie-Louise und sein Onkel Willi suchen den Weg in die Ewigkeit und wollen endlich „richtig“ sterben. Mit Hamburger-Wettessen oder dem Schreck vor dem eigenen Spiegelbild funktioniert das nur leider nicht. Schließlich kommen die Geister darauf, dass sie noch die Aufgaben erledigen müssen, die sie zu Lebzeiten nicht mehr geschafft haben.

Förderung durch ein Bundesprojekt

An dem Stück haben die Kinder alles selbst gemacht. „Von vorne bis hinten“, sagt Robin (9) stolz und erklärt: „Wir haben die Puppen und die Requisiten gebastelt. Auch das Stück und die Klänge haben wir selbst überlegt.“ Geholfen haben nur Puppenspielerin Yvonne Dicketmüller, Klangkünstlerin Yvonne Ringsdorf, Regisseurin Romy Dermosessian und Theaterpädagoge Hans Peters.

Dass es bei dem Projekt um mehr geht, als um Sockenmonster mit Augen aus Tischtennisbällen, Geister aus Tüll und Papphexen mit Haaren aus Stroh, ist schnell zu erkennen.

Zielgruppe: Kinder aus benachteiligten Stadtteilen

„Am Anfang war es echt gruselig, aber wenn man die Monster kennenlernt, dann geht die Angst weg“, sagt Anna (9). „Wir konnten echt alles selbst machen und gestalten, zum Beispiel böse Kürbisse und dreiköpfige Vampire“, so Liam (7) und Milosz ergänzt: „Ich habe viele neue Freunde gefunden, eine Aufführung macht ganz schön stolz.“

Projekt ist Teil eines Bundesprogramms

Der Workshop fand hauptsächlich in den Herbstferien statt, und zwar täglich in der Halle 205. Sie ist ein Veranstaltungsraum für Kunst und Kultur an der Hauptstraße 205 in Langendreer.

Das Projekt „Figurentheater trifft Klangkunst“ ist Teil des Bundesprogramms „Theater und Tanz machen stark“. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Weitere Informationen, auch für Künstler, die selbst ein Programm anbieten möchten, gibt es auf der Website www.darstellende-kuenste.de

Projektleiterin Dicketmüller freut sich über solche Worte. „Das Projekt richtet sich an Kinder aus benachteiligten Stadtteilen. Durch eine Förderung von etwa 10.000 Euro sind ihnen keine Kosten entstanden“, erklärt sie. Sie ist sich sicher: Selbst wenn es inhaltlich um schaurige Geschichten geht, macht Theater Mut. „Wir wollten den Kindern zeigen, dass man aus sehr wenig ganz viel machen kann“, so Dicketmüller weiter.

Fantasie durch Fragen anregen

Das ist gelungen: Beim Schattenspiel bildet Pappe eine Friedhofskulisse und mit Drähten erwachen Puppen zum Leben. „Seine Fantasie braucht man natürlich“, sagt Simav (8).

Angeregt haben die Projektleiter diese durch ständiges Nachfragen: „Wie hören sich Trippelschritte von Prinzessinnen an?“, oder „Was könnte passieren, wenn eine Hexe einem Vampir begegnet?“. Die Eltern im Publikum hoffen derweil, dass nicht auch die Fantasie für gruselige Streiche zum Leben erwacht ist.