Bochum. Familien-Parkplätze vor Supermärkten werden oft von Autofahrern ohne Kinder zugeparkt. Eine Mutter hörte jetzt: „Mein Kasten Bier ist mein Baby.“

Der Kampf um freie Parkplätze ist mitunter unerbittlich. Vor allem vor Einkaufsmärkten wird es zu Stoßzeiten eng. Jeder Stellplatz ist begehrt und wird belegt – auch von Autofahrern, die dort unerwünscht sind. Besonders „beliebt“: Parkplätze, die für Eltern mit kleinen Kindern und Kinderwagen vorgesehen sind. Da herrsche häufig „der pure Egoismus“, beobachtet eine Bochumer Mutter. Im Hannibal-Einkaufszentrum wird dieser Eindruck bestätigt.

Als Mutter eines zweijährigen Mädchens gerate sie immer wieder mit Menschen in Konflikt, die ohne Nachwuchs auf den Eltern-Kind-Parkplätzen vor Supermärkten parken, berichtet die WAZ-Leserin. Gemeint sind Stellflächen, die mit einem – eigentlich unübersehbaren – Eltern-Kind-Symbol versehen sind.

Es gibt keine rechtliche Handhabe

„Ich weiß, dass das Benutzen dieser Parkplätze gesetzlich nicht geregelt ist, sie lediglich einen Service für die Eltern darstellen und weder die Polizei noch das Ordnungsamt aktiv werden können“, schildert die Mutter. „Ich weiß aber auch, wie schwer eine Babyschale ist und wie stressig es ist, ein Kind, das mittlerweile alleine laufen kann, vom Auto zum Einkaufszentrum und wieder zurück zu bringen.“ Doppelt anstrengend werde es, „wenn man dann noch mit einem Kleinkind und den Einkäufen zu den weit entfernten Parkplätzen laufen muss und man dort zusätzlich die Türen kaum weit genug aufbekommt, um das Kind in den Kindersitz zu setzen“.

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„Die Leserin hat vollkommen recht“, sagt Gerhard Uhle, Chef des Hannibal-Centers in Hofstede. Dort sind 16 Eltern-Kind-Parkplätze eingerichtet. Mit rund 3,50 Metern sind sie deutlich breiter und befinden sich vorn an den Geschäftseingängen. Leider komme es immer wieder vor, dass Autofahrer ohne Kind dort parken. „Das ist ebenso ärgerlich wie egoistisch. Wenn die Mitarbeiter oder ich das sehen, schreiten wir sofort ein“, schildert Gerhard Uhle. Mehr als einen freundlichen Hinweis gebe es aber nicht: „Wir haben ja keinerlei rechtliche Handhabe.“

Das Hannibal-Center verfügt über 16 markierte Parkplätze für Eltern mit Kindern..
Das Hannibal-Center verfügt über 16 markierte Parkplätze für Eltern mit Kindern.. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Antworten sind mitunter beschämend

Auch die WAZ-Leserin reagiert: „Mittlerweile spreche ich diese Menschen an.“ Die Antworten seien teilweise beschämend. „Das ist mein Baby“, habe ein Autofahrer erwidert, der mit seinem Wagen auf einem Eltern-Kind-Parkplatz stand, um einen Bierkasten zu transportieren. „Eine etwa 70-jährige Seniorin meinte, dass sie ja auch Mutter sei und deshalb dort parken dürfe. Ein anderer Mann sagte, dass er behindert sei und mit seinem Ausweis sowieso überall stehen kann. Dass es vor dem Markt ca. 30 Behindertenparkplätze, aber nur sechs Eltern-Kind-Parkplätze gibt, hat ihn nicht interessiert.“ Und dieser Tage habe eine weitere Falsch-Parkerin gegrinst: „Ich bin halt frech.“

Kaum Probleme mit Behinderten-Parkplätzen

Anders als bei den Familienparkplätzen werden die Stellflächen für Behinderte im Hannibal-Center nur sehr selten zugeparkt, beobachten die Betreiber.

Dabei tragen auch diese Parkplätze lediglich ein Symbol auf der Fahrbahn und sind keine offiziell ausgeschilderten Behinderten-Parkplätze.

„Offenbar ist die Schamgrenze hier höher als bei den Eltern-Kind-Parkplätzen“, vermutet man in Hofstede.

Wie bei Frauenparkplätzen, die immer wieder von Männern blockiert werden, bleibt es bei Wut und Groll. Denn: Die Straßenverkehrsordnung in Deutschland kennt keine Eltern-Kind-Parkplätze. Dementsprechend können keine Buß- oder Verwarngelder ausgesprochen werden. „Allein der Anstand gebietet es, dass solche Parkplätze wirklich nur Eltern mit Kindern vorbehalten sind“, appelliert Gerhard Uhle und regt an, Eltern-Kind-Stellplätze in die Straßenverkehrsordnung aufzunehmen.

Dann würden nicht nur böse Worte, sondern auch saftige Bußgelder drohen.