Bochum. Klimawandel hautnah: In den Alpen hat ein Forscher mit Schülern gemessen, wie schnell Gletscher schmelzen. Es soll ein großes Projekt werden.

Der Klimawandel ist zwar in den Lehrplänen von Schulen verankert, aber nur oberflächlich und und zu abstrakt, findet André Baumeister von der Ruhr-Uni in Bochum. Deshalb macht der Geograf Exkursionen mit Schülern – und zeigt ihnen in den Alpen, wozu die Erderwärmung führen kann.

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Von Christopher Onkelbach und Melina Helf

Wo einmal ein riesiger Gletscher stand, ist heute nichts mehr. „Für die Schüler war es beeindruckend, den Vergleich zu sehen“, berichtet Baumeister. Schon zweimal war er mit 15 jungen Menschen auf Exkursion in den Ötztaler Alpen, 2018 mit der Bärendorfer Matthias-Claudius-Schule, in diesem Jahr mit einer Schule aus Kalkar.

„Schüler und Studenten sind die, die etwas verändern können“

Vergangenes Jahr kam Baumeister bei einer Veranstaltung ins Gespräch mit den Oberstufenschülern aus Bochum. Der Anfang eines Projekt, das groß werden soll. „Schüler und Studenten sind die, die etwas verändern können“, erklärt Baumeister. Das sei noch wichtiger als die Ausbildung von Erwachsenen, meint der Wissenschaftler, der an der Ruhr-Uni seinen Doktor-Titel gemacht hat.

Geograf André Baumeister von der Ruhr-Uni bietet Exkursionen für Schüler an. Weil nichts den Klimawandel so sehr veranschaulicht, wie ein erschreckendes Beispiel vor Ort – die schmelzenden Gletscher.
Geograf André Baumeister von der Ruhr-Uni bietet Exkursionen für Schüler an. Weil nichts den Klimawandel so sehr veranschaulicht, wie ein erschreckendes Beispiel vor Ort – die schmelzenden Gletscher. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Deshalb arbeitet er mit drei Lehramts-Studierenden zusammen, alle wollen später das Fach Geografie unterrichten. Denn: „Ich möchte mehr Schüler erreichen und mehr Exkursionen anbieten“, so der Forscher. Durch die Zusammenarbeit mit den Studierenden hofft Baumeister, mehr Kontakte zu Schulen zu knüpfen. Außerdem ergibt sich ein weiterer Vorteil, erklärt Student Björn Soberg: „Wir kennen die Lehrpläne der Schulen und können die Exkursionen thematisch gut anbinden.“

Daten erheben, die später verwendet werden

Die Schüler machen sich bei den Exkursionen auch selbst nützlich – indem sie mit GPS-Geräten kartieren, also aufzeichnen, wie weit das Schmelzen der Gletscher voranschreitet. „Auch wenn es nicht so schwierig ist die Daten zu erheben, sie werden später verwendet“, sagt Baumeister.

Wie viel von den Exkursionen letztendlich bei den Schülern hängen bleibt, kann der Geograf nicht sagen. Er ist sich aber sicher: „Die Schüler bekommen so einen ganz anderen kognitiven Wissensstand, als wenn sie das Thema Klimawandel nur in der Theorie kennenlernen.“

Schon vor Fridays for Future mit dem Projekt begonnen

Mit der Entwicklung seines Projektes „Wir werden Klimaforscher“ hat Baumeister angefangen, bevor weltweit die Proteste der „Fridays for Future“-Aktivisten losgingen. Dass sich mittlerweile so viele für das Thema einsetzen, freut den jungen Wissenschaftler. „Es ist schön zu sehen, dass die eigenen Gedanken so in die Gesellschaft getrieben werden.“

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Bis zur nächsten Exkursion im Sommer des kommenden Jahres, kurz vor oder nach den Ferien, will Baumeister eine gemeinnützige GmbH oder einen Verein gegründet haben. Seine Idee soll wachsen, Exkursionen sollen in andere Länder gehen. Der Wissenschaftler hofft, dass er noch mehr Schüler für sein Anliegen begeistern kann. Weil nichts den Klimawandel so sehr veranschaulicht, wie ein erschreckendes Beispiel vor Ort – die schmelzenden Gletscher. „Das kann ein Vortrag niemals bewirken.“