Bochum-Gerthe. Realschule in Bochum-Gerthe feiert 50-jähriges Bestehen mit einem großen Schulfest. Den Namen trägt die Anne-Frank-Schule erst seit 1985.
Der Schriftzug „Wir sind Anne Frank“ prangt in farbenfrohen Buchstaben in der Aula der Anne-Frank-Realschule, die ihren 50. Geburtstag feiert. Ein kurzer Satz, der ziemlich viel über das sagt, was die Gerther Realschule auszeichnet: Sie ist bunt, das Miteinander wird großgeschrieben und die Schule trägt eine historische Figur im Namen, die verpflichtet.
„Der Name ist nur der Anfang“, sagt Schulleiterin Joan Krebs-Schmid zur Eröffnung des Schulfestes, das den krönenden Höhepunkt eines Jubiläumsjahres bildet. Eine Lesung des Autors Tim Pröse über Zeitzeugen etwa oder ein Jubiläumskonzert sind dem Fest bereits vorausgegangen.
„Die mutige Namensgebung bedeutete 1984 eine bewusste Entscheidung für eine Erziehung zu Toleranz und zum Lernen aus Geschichte“, so die Rektorin. Neben Fachunterricht müsse demokratische Erziehung an der Schule gelebt werden. In der letzten Woche - einer unterrichtsfreien Projektwoche – geschah das ganz besonders.
Anne Frank als Vorbild
„Wir haben viele verschiedene Aktionen gehabt, die wir mitbestimmen durften“, berichtet Günes aus der 7. Klasse, die drei Tage lang israelisch gekocht hat. „Wir haben etwas typisch Jüdisches gemacht, Shakshuka. Anne Frank war Jüdin“, erklärt sie.
Falk aus der 10c hat Wände mit dem Konterfei von Anne Frank gestaltet. „Wäre cool, wenn in ein paar Jahren noch was da ist, wenn ich als ehemaliger Schüler wiederkomme“, sagt der 16-Jährige. Für ehemalige Schüler ist das nämlich nicht unüblich: Arnulf Tesch, einst selbst Schüler, ist heute Leiter der Basketball-AG. „Ich habe hier eine gute Allgemeinbildung bekommen. Es war wirklich eine prägende Zeit“, sagt er. Damals hieß die Schule noch „städtische Realschule Bochum Gerthe“, der Schulbetrieb fand noch am Rosenberg statt.
1974 erfolgte der Bauauftrag fürs Schulzentrum Nord
Die Anne-Frank-Realschule befindet sich an der Heinrichstraße in Gerthe. Hier wurde 1974 der Bauauftrag für das Schulzentrum erteilt, zuvor befand sich die Schule am Rosenberg.
Seit Beginn des Schuljahres 1985/86 trägt die Schule den Namen „Anne-Frank-Realschule“. Damals waren eineinhalb Generationen seit dem Weltkrieg und der Hitler-Diktatur vergangen, der Geist des Neofaschismus trieb sich dennoch herum.
Am 19.September hat der Rat der Stadt Bochum den Neubau des Schulzentrums beschlossen.
Als die Schule 1969 den Betrieb aufnahm, startete sie mit 113 Schülern und drei Lehrern. Zehntklässlerin Alina hat all das von der Geschichts-AG zum ersten Mal gehört. Auch, dass 1974 der Sexualkundeerlass für Unruhe sorgte, 1993 wegen Sparmaßnahmen alle Klassen eine Stunde weniger Unterricht erhielten oder 1995 das Fach Technik eingeführt wurde, war ihr neu. „Echt spannend“, findet sie. Anne Frank ist ihr ein Vorbild: „Sie hat nie aufgegeben und an das Gute im Menschen geglaubt“, so Alina.
Viele Ideen für die Zukunft
„Mich hat der Ausflug nach Bergen-Belsen, wo Anne Frank gestorben ist, bewegt“, sagt Murat. Für ihn zeichnet sich die Schule durch noch mehr als ihren Namen aus: „Wir haben total kreative Schüler“, sagt der Zehntklässler, der in der Schulband und Sanitäts-AG aktiv ist. Diese Kreativität spürt, wer auf den Schulgängen und auf der Bühne die Ergebnisse der Projektwoche bestaunt - Bilder, Tänze, Cocktails aus aller Welt, Schulgeschichte und ein Quiz zum Jahr 1969.
Der Blick geht nicht nur in die Vergangenheit, wie die ehemaligen Schülersprecherinnen Julia und Zoe beweisen: „Wir haben viele Ideen für die Zukunft: Schulnächte oder ein elektronischer Vertretungsplan zum Beispiel“, berichten sie. Nicht alle Ideen fänden bei den Lehrern Anklang. In einer Demokratie müssen sie das aber auch gar nicht.