Bochum-Wattenscheid. Freude beim Hospizverein: Mit dem Beitritt der Westenfelder Eheleute Wolff gehören der Wattenscheider Institution nun über 500 Mitglieder an.
Jedes Mitglied, jede Hilfe zählt. Wer sich das Ziel setzt, schwerst kranke, sterbende und trauernde Menschen in ihren Krisenzeiten zu begleiten, der muss und darf auf breite Unterstützung hoffen und setzen. Eine besondere Zahl erreichte nun der Hospizverein Wattenscheid: Mit den Eheleuten Vera und Günter Wolff traten die Mitglieder Nummer 500 und 501 dem Verein bei.
„Riesige Zahl für selbstständigen Verein“
Ein Ergebnis, das nicht nur für die Arbeit der 65 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden spricht, sondern auch ein erreichtes Ziel auf persönlicher Ebene bedeutet. Siegfried Schirmer, scheidendes geschäftsführendes Vorstandsmitglied, äußerte Anfang des Jahres den Wunsch, die 500er-Marke noch „im Amt“ zu erreichen. „Für unseren selbstständigen Hospizverein ist das eine ,riesige’ Zahl“, freut sich Schirmer und ordnet vergleichend ein: „Der Gelsenkirchener Hospizverein, vor 20 Jahren aus dem Wattenscheider entstanden und damit nur fünf Jahre jünger als unser Verein, zählt zum Beispiel 135 Mitglieder. Auch andere Hospizvereine in der Region haben selten über 200 Mitglieder.“
Damit setzen die Wattenscheider eine mehr als positive Entwicklung fort. Gestartet war man kurz nach der Gründung am 1. Dezember 1993 mit rund 60 Mitgliedern. Zur Jahrtausendwende zählte man 166, im Jahr 2010 bereits 324 Mitglieder. „Nach einem weiteren Beitritt haben wir aktuell sogar 502 Mitglieder“, ergänzt Schirmer. Höchststand in über 25 Jahren Vereinsgeschichte, die Schirmer selbst seit 19 Jahren im Vorstand mitprägt, sogleich aber das „ganze Team“ als Erfolgsfaktor nennt.
Tod ist kein Tabu
Die Wattenscheider sind präsent, behandeln das Sterben nicht als Tabuthema, sondern sprechen den Tod offen an, bieten Unterstützung. So kamen auch die Eheleuten Wolff zum Verein. Günter Wolff: „Ich habe ein Buch von Dr. Matthias Thöns gelesen, wurde so erstmals auf die Thematik Hospiz- und Palliativarbeit aufmerksam.“ Beim WAT 602-Fest habe man dann den Info-Stand des Hospizvereins gesehen, sich konkret informiert und direkt einen Termin ausgemacht. Nach einem Beratungsgespräch mit der Verwaltungsangestellten Martina Genster waren keine Zweifel mehr offen.
„Hospiz geht mehr auf Wünsche ein“
Spenden stärken die Arbeit
Mitglieder zahlen einen Mindestbeitrag von 25 Euro, juristische Personen wie Kirchengemeinden oder Unternehmen 250 Euro pro Jahr. Durch die Beiträge kann der Verein mit rund 23.000 Euro in 2019 rechnen, informiert Schirmer.
Zuschüsse durch Krankenkassen und vor allem Spenden sind weitere Faktoren. Schirmer: „Vor allen in Wattenscheid läuft es gut. Das Geld bleibt hier, die Bürger sehen sich eben noch als eigene Stadt und halten zusammen.“
Schirmer tritt als ehrenamtlicher Geschäftsführer zurück, wird dem Verein aber als Beisitzer im Vorstand und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit erhalten bleiben.
Die Gründe für den Beitritt liegen für Wolffs auf der Hand: „Wenn man so etwas in Anspruch nimmt, dann sollte man es auch unterstützen. Da wir ein gewisses Alter haben, muss man sich langsam darum kümmern“, sagen Vera (85) und Günter (86) gelassen. Mit einer Patientenverfügung haben sich die Westenfelder schon vor Jahren abgesichert. Günter Wolff: „Man stellt fest, dass man in einem Krankenhaus nicht so mitbestimmen kann. In einem Hospiz geht man hingegen noch mehr auf die Wünsche ein.“ Die Eheleute sind sich einig, ein mögliches „Elend zum Ende hin nicht verlängern zu wollen.“
Zuwendung und Zeit
Siegfried Schirmer zitiert seine Kollegin Christel Müller-Ovelhey, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes und Koordinatorin: „Sie sagt immer, wir haben die ,Zs’: Zuwendung und Zeit.“ Die enge Verzahnung mit anderen Hospizdiensten der Region helfen zudem allen, die Unterstützung benötigen: „Auch mit dem stationären Hospiz St. Hildegard arbeiten wir sehr gut zusammen“.
Mitglieder sind Multiplikatoren
Und Schirmer stellt einen weiteren Punkt heraus: „Für den selbstständigen und ohne potenten Träger arbeitenden Verein sind die Mitgliedsbeiträge natürlich sehr erfreuliche Einnahmen, um sich finanzieren zu können. Genauso wichtig ist aber der Faktor, dass jedes Mitglied die Anliegen des Vereins mit Sterbe- und Trauerbegleitung sowie Beratungen zur Palliativversorgung, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht quasi als Meinungsmultiplikator in der Öffentlichkeit vertritt.“