Wattenscheid-Mitte. . Seit 25 Jahren begleitet der Hospizverein Wattenscheid Menschen auf ihrem letzten Lebensweg. Eine Angehörige berichtet über ihre Erfahrungen.

„Ich bin froh, dass es den Hospizverein Wattenscheid gibt“, sagt Dagmar Steinmann überzeugt. Neben ihr sitzt die Ehrenamtliche Bettina Dennison-Wlodek. Rund drei Monate lang hat sie Steinmanns Mutter auf ihrem letzten Lebensweg begleitet.

„Nach dem Tod meines Vaters hat sich meine Mutter komplett aufgegeben, nicht mehr getrunken, gegessen und gesprochen. In der Hand des Hospizvereins fühlte sie sich aber geborgen, ihr Lebensmut flackerte noch einmal kurz auf, bevor sie friedlich eingeschlafen ist. So wie wir es uns gewünscht hatten.“ Es sind solche Aussagen, die verdeutlichen, wie wichtig das Wirken des Hospizvereins in Wattenscheid seit 25 Jahren ist.

Förderer und Unterstützer sind zum Fest geladen

Gefeiert wird das Jubiläum am Samstag intern in der Alten Lohnhalle. Siegfried Schirmer, ehrenamtlicher Geschäftsführer: „Es ist ein kleines Dankeschön an unsere rund 50 Ehrenamtlichen der Sterbe- und Angehörigenbegleitung und auch an deren Partner. Auch die verzichten häufig auf gemeinsame Freizeit.“ Zum Fest sind außerdem Kooperationspartner – etwa von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, der Lebenshilfe und anderen Hospizinstitutionen aus ganz Bochum – sowie Förderer und Unterstützer eingeladen.

Der Tod ist kein Tabu

„Wir möchten keine großen Rückblicke präsentieren oder lange Reden halten, sondern gemeinsam bei Musik und guter Stimmung feiern“, blickt Christel Müller-Ovelhey, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes und Koordinatorin, voraus. „Ganz wichtig ist für uns die Enttabuisierung des Todes. Das Schwere und das Leichte wird in Kontakt gebracht.“ Beim Jubiläum wie im Alltag.

Mehr als 100 Begleitungen hat der Hospizverein allein 2018 schon durchgeführt. Eine Zahl, die ebenfalls den Stellenwert hervorhebt. Müller-Ovelhey betont: „Wir und die Ehrenamtlichen sind gut vorbereitet. Wenn Hilfe gebraucht wird, sind wir da. Immer.“

Begleiter werden gezielt ausgesucht

So auch für Dagmar Steinmann: „Ein Anruf hat genügt, dann haben wir ein Erstgespräch geführt.“ Das Leitungsteam suchte nach einem passenden Begleiter, Bettina Dennison-Wlodek wurde mit der Aufgabe betraut: „Man ist wie ein Chamäleon, stellt sich komplett hinten an. Die Sterbenden sind im Vordergrund.“ Müller-Ovelhey ergänzt: „Für uns muss sich keiner anstrengen, alles darf so sein, wie es ist. Der Blick auf die Art der Trauer ist außerdem immens wichtig.“

Obwohl Steinmanns Mutter stumm blieb, erfuhr Dennison-Wlodek über „winzige Gesten“, wann sie doch ein wenig essen oder trinken wollte. Das gemeinsame Frühstück war ihr Zeitvertreib.

Angehörige und Ehrenamtliche halten Kontakt

„Nachdem meine Mutter verstorben ist, habe ich Bettina sofort angerufen“, erinnert sich Tochter Steinmann. Die Ehrenamtliche ließ daheim alles stehen, fuhr zur Familie. Noch immer halten sie Kontakt. Steinmann: „Im Wichernhaus, das meine Mutter auch gerne besucht hat, haben wir einen Maltag veranstaltet und Bettina war direkt dabei. Das möchten wir wiederholen.“ Und der Hospizverein möchte mindestens weitere 25 Jahre begleiten und beraten.

>>>>>Verein wurde 1993 ins Leben gerufen

Die Geschichte des Hospizvereins begann bereits 1990. Eine informelle Sterbebegleitungsgruppe hatte sich damals gebildet, aus dem kleinen Kreis gründeten 14 Interessanten am 1. Dezember 1993 den Verein auf ökumenischer Basis.

Ein Motor und erster Koordinator war Norbert Philipp. Der ehrenamtliche Geschäftsführer Siegfried Schirmer erinnert: „Unter seiner Regie gewann das zarte Pflänzchen an Wachstum. Im Sommer 1994 verzeichnete man schon 50 Mitglieder.“

460 Mitglieder und 50 Ehrenamtliche

Heute sind es über 460, die gemeinsam mit den rund 50 Ehrenamtlichen, Koordinationsleiterin Christel Müller-Ovelhey und Koordinatorin Anna Scherer den Verein ausmachen. Die Finanzierung erfolgt größtenteils über Zuschüsse der Krankenkassen, die sich „an der Zahl der Betreuungen orientieren“, so Schirmer. Mitgliedsbeiträge und Spenden machen einen kleineren Teil aus.

Christel Müller-Ovelhey und Siegfried Schirmer präsentieren das neue Design des Hospizvereins vor den Räumlichkeiten „An der Papenburg 9“.
Christel Müller-Ovelhey und Siegfried Schirmer präsentieren das neue Design des Hospizvereins vor den Räumlichkeiten „An der Papenburg 9“. © Dietmar Wäsche

Ein neues Design

Die Räume „An der Papenburg 9“ wurden 2008 bezogen. Am Dienstag wurde dort das neue Design angebracht: Der Hospizverein verabschiedet sich von Blau und Weiß und setzt künftig auf „wärmere Farben“ (Schirmer).

Kontakt zum Hospizverein Wattenscheid unter Tel. 02327/90 34 13, -14 oder 93 35 55 5 sowie per E-Mail an info@hospizverein-wattenscheid.de. Weitere Informationen zu allen Angeboten gibt es auch online auf der Homepage.