Bochum. Pro 7 will eine Live-Show in Bochum drehen. Dafür soll eine Straße tagelang gesperrt werden. Anwohner sind empört - über das Vorgehen der Stadt.
Der Protest in Bochum-Weitmar gegen eine Spielshow des Fernsehsenders Pro 7 verschärft sich. Die Sendung „Die Live-Show bei dir zu Hause“ soll am Samstagabend in Weitmar gedreht werden. Für die Anwohner hat der Ärger bereits begonnen.
„Wie kann die Stadt eine solche Produktion genehmigen, die massive Einschränkungen für mehr als 100 Haushalte zur Folge hat?“, fragen WAZ-Leser, die namentlich ungenannt bleiben wollen. Derweil hat die Stadtverwaltung die Veranstaltung noch nicht genehmigt. Zunächst müsse Pro 7 noch einige Auflagen erfüllen, teilt das Rathaus auf Anfrage mit.
„Die Live-Show bei dir zu Hause“, heißt es am Samstag (12.) um 20.15 Uhr. Pro 7 startet ein neues TV-Format. Dabei treten zwei Familien gegeneinander an: nicht im Fernsehstudio, sondern im eigenen Wohnzimmer sowie auf der Straße. Zum Auftakt geht’s nach Bochum. Auf der Knoopstraße wohnen die beiden Familien, die bei Sport- und Geschicklichkeitsspielen um bis zu 85.000 Euro Preisgeld kämpfen. Für die aufwendigen technischen Vorbereitungen und den Aufbau einer Tribüne für 340 Zuschauer wird die Wohnstraße zwischen Weitmarer- und Kaulbachstraße ab Mittwoch, 12 Uhr, für fünf Tage gesperrt. Es gilt ein Durchfahrtsverbot. „Das Parken von Fahrzeugen jeglicher Art (auch Fahrräder und Motorräder) ist nicht möglich“, heißt es auf Flugblättern, die im Viertel verteilt wurden.
Pro 7 bietet Zugangskarten für Live-Show, Ersatzparkplätze und Gratis-Tickets an
Zwar können die Anwohner noch bis Dienstag „Zugangskarten“ an einem benachbarten Kiosk erhalten: auch für Gäste, Handwerker oder Pflegedienste. Zwar werden für die fünf Tage auf dem Parkplatz des ehemaligen Baumarkts an der Kohlenstraße kostenlose und bewachte Ersatzparkplätze angeboten. Zwar dürfen die Anwohner am Samstagabend gratis als Zuschauer dabei sein. „Der Ärger bei vielen Nachbarn ist dennoch groß“, schildert ein betroffenes Ehepaar im WAZ-Gespräch. Dabei richte sich die Kritik ausdrücklich nicht gegen die Kandidaten-Familien: „Das sind sehr nette und hilfsbereite Leute. Das Preisgeld sei ihnen von Herzen gegönnt.“ Auch Pro 7 stehe nicht im Fokus, „wobei diese Art der TV-Unterhaltung Geschmackssache ist“.
Fragwürdig sei allein das Gebaren der Stadtverwaltung, die es voraussichtlich erlaube, die nur gut sieben Meter breite Knoopstraße in eine „Pro-7-Arena“ zu verwandeln. Die tagelangen Sperrungen und Einschränkungen bedeuteten einen „massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte“. Die Interessen eines Fernsehsenders hätten im Rathaus „ein höheres Gewicht als die berechtigten Belange von über 100 Haushalten“, heißt es in einem Protestschreiben von Weitmarern an die WAZ.
Auch interessant
Stadt sieht Produktionsfirma in der Pflicht
Stadtsprecher Peter van Dyk weist die Kritik zurück. Am Montag lag noch keine Genehmigung für die Sondernutzung der Straße vor. Derzeit werde noch geprüft, ob die Produktionsfirma den dafür erforderlichen Auflagen nachkomme. Sie sollen „dafür sorgen, dass die Beeinträchtigungen für die Anwohner so gering wie möglich sind“, so van Dyk. Nur dann könne die Veranstaltung stattfinden.
Zu den geforderten Maßnahmen zählen Ausweichparkplätze „mittels eines Shuttle-Services in der Nähe“ (von dem im Info-Flyer keine Rede ist) sowie direkte Zufahrten für Rettungsfahrzeuge und Bürger mit Beeinträchtigungen. Die Polizei werde am Samstag ebenso vor Ort sein wie eine Brandsicherheitswache, kündigt die Stadt an. Der Auf- bzw Abbau für die Sendung werde zeitlich so begrenzt, dass die Nachtruhe gewahrt ist. Und: Auftritte von Bands finden in den jeweiligen Wohnungen ohne Publikum statt – und nicht auf der Straße.
WAZ-Leser sorgen sich um ihr Haus
Die WAZ-Leser auf der Knoopstraße hatten zunächst überlegt, dem Trubel aus dem Weg zu gehen und für einige Tage zu verreisen. „Aber wir bleiben hier“, sagen sie. „Wir haben Sorge, dass unser Haus in Mitleidenschaft gezogen wird.“