Bochum. E-Autos, Pedelecs und E-Scooter – beim Bochumer Elektromobilitätstag konnten Besucher in die Zukunft schauen. Experten standen Rede und Antwort.
735 private Elektroautos fahren derzeit durch Bochumer Straßen – bei insgesamt 197.114 PKWs mit Bochumer Kennzeichen (Stand Januar 2019). Das E-Auto scheint ein Nischenprodukt zu sein.
Geht es nach dem Verein „ruhrmobil-E“, muss sich das jedoch so schnell wie möglich ändern. Der von Ruhrmobil-E veranstaltete Elektromobilitätstag auf dem Gelände des Ruhrparks sollte am vergangenen Samstag Ruhrparkbesucher über die Vielfalt der Elektromobilität aufklären.
Ruhrmobil-E versteht sich als Netzwerk für elektrische Mobilität und agiert vor allem in Bochum. Seit der Gründung im Februar 2010 organisiert es regelmäßige Netzwerktreffen, Veranstaltungen, Symposien und Probefahrten, um einerseits Firmen, Organisationen und Privatpersonen, die dem Verein angehören, zu vernetzen. Andererseits um der breiten Öffentlichkeit Vorbehalte gegenüber der E-Mobilität zu nehmen und ihr die Vorzüge und Möglichkeiten zu zeigen.
Besucher hinterfragen E-Mobilität kritisch
Manch ein Besucher äußerte Bedenken bezüglich der Klimafreundlichkeit von E-Autos, weil der Großteil des Stroms noch konventionell in Atom- oder Kohlekraftwerken erzeugt wird.
37,8 Prozent des im Jahr 2018 verbrauchten Stroms stammte aus der Produktion erneuerbarer Energien.
Stadtwerke-Mitarbeiter Jannis Bär zerstreute Bedenken bezüglich der Stromkapazitäten. Einerseits würden E-Autos zu unterschiedlichen Tageszeiten geladen. Andererseits sei bei der Ladung über Nacht oder während der Arbeitszeit eine geringe Ladeleistung ausreichend.
Weitere Informationen zum Verein gibt es auf der Website https://ruhrmobil-e.de oder per Mail unter info@ruhrmobil-e.de .
Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunftsfähige Elektromobilität in Bochum“
Der Verein setzte bei seiner Veranstaltung auf hautnahes Erleben. Rund zehn Aussteller, darunter die Stadtwerke, der Abfallentsorger USB, Autohäuser und -verleiher. Diese ermöglichten die Probefahrt mit einem E-Auto. E-Bikes und E-Scooter ließen sich auf einem Parcours testen. Eine kleine Bühne wurde den ganzen Tag über für Vorträge genutzt.
Besonders informativ gestaltete sich dabei eine Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunftsfähige Elektromobilität in Bochum“. Teilnehmer waren Vertreter der Bogestra, der Stadtwerke, der Stadt und zweier Unternehmen, die Elektromobilitätskonzepte für Unternehmen und Kommunen entwickeln.
Dass Elektromobilität nicht gleich bedeutet, sich ein E-Auto anschaffen zu müssen, machte Philipp Schuster, Klimamanager der Stadt Bochum, deutlich. „Man kann E-Mobilität nutzen, ohne sich einzuschränken“ betonte er bei der Podiumsdiskussion. Dies ist auch einer der Grundsätze der Mobilitäts- und Klimaschutzkampagne „Fischer Wind für Bochum“ der Stadt Bochum. Sechs verschiedene Motive mit Appellen wie „Brötchen holen bitte ohne Auto“ oder „Kinder zur Schule laufen lassen“ sollen den Bochumer Bürgern Möglichkeiten der klimafreundlichen Fortbewegung nahelegen.
Bochumer sollen auf kurzen Strecken weniger Auto fahren
Der Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad ist dabei keine Neuheit. Die fünf E-Bike-Garagen im Stadtgebiet, 14 elektrobetriebene Linienbusse sowie Leihräder hingegen schon. Diese Angebote und der Ausbau der Ladeinfrastruktur, des öffentlichen Personennahverkehrs und der Rad- und Fußwege, sollen die Bochumer dazu bewegen, ihr Auto besonders für kurze Strecken weniger zu nutzen. Im Mai 2019 wurden bei einer Konferenz auch Bürger zum Thema zukunftsfähiger Mobilität befragt.
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus BochumWer ein E-Auto einmal testen möchte, stunden-, tages- oder wochenweise, der kann sich an den Mobilitätsdienstleister „eShare.one“ wenden. Das Unternehmen verleiht nicht nur E-Fahrzeuge an Privatpersonen, sondern berät auch Städte und Kommunen, die ihr E-Mobilitätskonzept ausbauen wollen. Andreas Allebrod, Geschäftsführer von eShare.one, kritisiert, dass viele Autohersteller die technischen Möglichkeiten der Elektromobilität nicht genügend nutzen und somit immer noch sehr wenige E-Autos über Deutsche Straßen fahren.
Das Unternehmen „Flotte Karotte“ tankt ihre E-Laster mit hauseigenem Strom
Ein Unternehmen, welches bereits auf E-Mobilität umgestiegen ist, ist der regionale Obst- und Gemüsezulieferer „Flotte Karotte“. Vier seiner acht Kleinlaster werden mit Strom betankt – Strom, der über die Solarpanels auf dem Dach des Betriebs gewonnen wird.
Der E- Laster sei zwar doppelt so teuer, wie ein gewöhnlicher Laster gewesen, berichtet ein Mitarbeiter, er sei jedoch mit 10.000 Euro subventioniert worden. Und dank hauseigener Energiegewinnung fielen auch keine Kraftstoffkosten an.