Bochum. . Nicht nur den Motor ersetzen, sondern nachhaltige Mobilität breit denken – das ist Ziel des Vereins für Elektromobilität. Er feiert 10-Jähriges.

Vor wenigen Jahren noch galten sie als Spinner, Bastler, Nerds. Wie sie denn mit diesen Elektroautos von A nach B kommen wollten, wurden die ersten Mitglieder von „ruhrmobil-E“ schmunzelnd gefragt. Rückblickend waren sie Pioniere: Mehr als 400 reine Elektroautos fahren heute – zehn Jahre später – durch Bochum.

In den zehn Jahren seit Vereinsgründung ist viel passiert, aber am Anfang wie am Ende gilt: „Elektromobilität ist mehr als nur den Motor des Autos zu ersetzen“, sagt Vereinsmitglied Ernesto Ruge. Die Aktivitäten des Vereins umfassen Vorträge zu Themen wie Ladeinfrastruktur und Energieversorgung, aber auch Unternehmensberatung und öffentliche Veranstaltungen, bei denen die Beschleunigung von Elektroautos und der Komfort eines Pedelecs selbst ausprobiert werden können: „Wir wollen Klimaschutz durch nachhaltige Mobilität betreiben und zum Umdenken beitragen“, erklärt Vorstandsmitglied Michael Teupen, Geschäftsführer eines Batterietechnik-Unternehmens.

„Nachhaltige Mobilität schafft eine wirtschaftliche Perspektive“

Bochum solle zur Modellstadt werden, das Ruhrgebiet starker Standort für E-Mobilität. „Wir sind hier schon jetzt ein hidden champion“, meint Teupen. Ein Fokus müsse auch in Zukunft auf Forschung und Entwicklung liegen. Vereinsmitglied Oliver Sagner, bei der Wirtschaftsförderung im Bereich Technologie und Innovation tätig, ergänzt: „Unser Standortvorteil: Wir sind breit aufgestellt.“ Bessere Mobilität im Ruhrgebiet heiße: leiser, umweltfreundlicher und komfortabler. „Gleichzeitig schafft nachhaltige Mobilität eine wirtschaftliche Perspektive.“

Mit eigenen Projekten wie Mobilitätskarten, E-Bike-Garagen und einem Tag der Elektromobilität begleitet der Verein den Prozess. „Wir haben die Entwicklung der Elektromobilität von Anfang an verfolgt“, so Sagner. Dazu zählten „Kinderkrankheiten“ der Fahrzeuge ebenso wie die Entwicklung von Reichweite und Leistung der Batterien. „Alles hat sich professionalisiert“, so Sagner. Geklappt hat nicht jede Idee: „Aus einem eigens in Bochum produzierten Elektroauto ist 2010 dann doch nichts geworden“, erinnert sich Teupen.

Elektromobilität ist im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen

48 Mitglieder, darunter Organisationen aus Politik, Bildung und Wirtschaft, aber auch Privatpersonen, zählt der Verein. Von Anfang an waren Akteure wie die Hochschule oder die Stadtwerke mit dabei. Das facettenreiche Netzwerk spiegele die Bandbreite von Elektromobilität wider, meinen die Mitglieder: Sie umfasst Autos, Fahrräder und Roller, aber auch Apps, intelligente Karten und Sharing-Modelle.

Bei Veranstaltungen herrscht stets reger Austausch: „Kennt ihr das neue Modell schon?“ oder „Wie teuer ist ein Elektroauto?“ bis hin zu „Wohin steuern wir langfristig?“ oder „Wann kommt der Durchbruch in der Masse?“. Elektromobilität ist im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen. Ziel erreicht? „Noch lange nicht“, lacht Ruge. „Wir stehen weiterhin am Anfang“ meint auch Jannis Bär, bei den Stadtwerken Leiter der Abteilung für Elektromobilität. Weiterhin groß zu denken, darauf komme es nun an.

>>> Bisher 83.000 Elektro-Pkw in Deutschland

Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gab es Ende März 17.400 Ladestationen für E-Autos in Deutschland. 2018 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt den Bestand an Elektro-Pkw: Rund 83.000 Fahrzeuge.

Ruhrmobil-E berät auch Unternehmen und Kommunen bei Fragen wie „Was muss ich beachten, wenn ich Ladeinfrastruktur aufbaue oder eigene Fahrzeuge kaufen will?“

Die Website des Vereins lautet ruhrmobil-e.de. Dort finden sich aktuelle Informationen.