Bochum. Goethes Klassiker „Faust“ feiert im Prinz-Regent-Theater Premiere. Regisseur Hans Dreher begegnet dem alten Text mit Interesse und Respekt.
Das Prinz-Regent-Theater startet mit einem der bekanntesten Bühnenstücke aller Zeiten in die neue Saison: Am 27. September hat „Faust“ (der Tragödie erster Teil) Premiere. Theaterleiter Hans Dreher will sich Johann Wolfgang von Goethes Klassiker werkgerecht und dennoch mit individueller Handschrift stellen.
Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Heinrich Faust? Der blickt auf seine Jahrzehnte der Gelehrsamkeit zurück und urteilt, dass sein Leben im Elfenbeinturm nichts als Verschwendung war: „Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor“.
Große Verzweiflung
Die Verzweiflung ist so groß, dass der Dämon Mephistopheles auf ihn aufmerksam wird. Er schließt mit Faust einen Pakt: Der Teufel verspricht, Faust zu dienen und ihn in Abwechslung zu halten. Beschließt Faust wiederum, er sei der Rastlosigkeit überdrüssig, gehört seine Seele für immer dem Teufel.
Eröffnungsfest am Sonntag
Das Prinz-Regent-Theater lädt am Sonntag, 29. September, zum Spielzeit-Eröffnungsfest im und am Theater an der Prinz-Regent-Straße 50-60 ein.
Von 13 bis 18 Uhr gibt es viele Programmpunkte, unter anderem stellen sich das PRT-Kinderensemble PRogeniTur und die Musiker/innen Christoph Iacono und Linda Bockholt mit ihrem Programm „Heimatlieder“ vor.
Um 16 Uhr werden die Sieger des PRT-Dramatikerwettbewerbs „Spiel.Frei.Gabe“ gekürt. Jury, Freundeskreis und Kemnader Kreis vergeben die Auszeichnungen.
So weit, so gut. Nur für das arme Gretchen nicht. In neu entfachter Lebensgier macht Faust der die 40 Jahre jünger Frau den Hof. In ihr glaubt er, alles gefunden zu haben, worauf er sein Leben lang verzichten musste. Mit der Kraft des dienenden Mephisto macht er sich daran, sie zu erobern. Auch wenn es bedeutet, dass er sie ins Verderben treibt.
Respekt vor der Sprache
Hans Dreher bekennt sich zu seinem großen Respekt vor dem alten Text, „,Faust“ ist ein Stück, das ich schon immer machen wollte“, sagt er. Ihm liege nicht daran, den Klassiker zu dekonstruieren, vielmehr will Dreher eine „zeitlose Theaterlösung“ finden. Mit Respekt vor dem dramaturgische Aufbau, und mit Respekt vor der Sprache – Goethe verwendet den Knittelvers und den Blankvers, aber auch den Prosastil; all das soll zum Tragen kommen. Regietechnische Aktualisierungen will sich Hans Dreher schenken. „Ich begreife das Stück aus seiner stilisierten mittelalterlichen Ästhetik heraus“, sagt er.
Texttreu und zeitgemäß
Bei aller Texttreue, wird der Plot – die fatale, tödliche endende Liebe zwischen dem alten Faust und dem blutjungen Gretchen – dennoch zeitgemäß interpretiert. Es wird kein minderjähriges „Gretchen“ vorgeführt, sondern eine junge Frau, die sich bewusst für ein Verhältnis mit Faust entscheidet.
Für die Umsetzung brauche es die „authentische Emotionalität“ der Schauspieler, sagt Dreher, der auf nur vier Bühnenkünstler setzt. Maximilian Strestik (Faust), Oliver Möller (Mephisto), Nele Sommer (Gretchen) und Laura Thomas in „allen anderen Rollen“, also die des Wagner, der Frau Marthe, des Valentin usw. Was Thomas und Möller angeht, so ist es für sie (und fürs Bochumer Publikum) ein Wiedersehen: Beide standen zu Elmar Goerdens Zeiten im Schauspielhaus auf der Bühne.
Theaterzauber mit Videos
Der Videokünstler Patrick Praschma bebildert mit großformatigen Animationen vor allem die metaphysischen Augenblicke im Stück, „es wird einen wahrhaftiger Theaterzauber geben“, sagt Hans Dreher, sei es etwa Faustens denkwürdige Begegnung mit einem seltsamen Hund („Das also war des Pudels Kern!“), die übernatürlichen Ereignisse in Auerbachs Keller oder die beunruhigende Umgebung der Hexenküche.
Termine & Karten
Aufführungsdauer: 1:50 Stunden, keine Pause. Termine: 28.9., 19:30 Uhr (Premiere, ausverkauft), 29.9., 18 Uhr, 11.10, 12.10., 26.10., jeweils 19.30 Uhr. Tickets: 0234/77 11 17