Bochum. Ein Radfahrer, der auf Bochums Engelsburger Straße auf alten Schienen gestürzt ist, liegt auf der Intensivstation. Es gab weitere Unfälle dort.
Nach einem furchtbaren Sturz auf der Engelsburger Straße wird ein 63-jähriger Pedelec-Fahrer weiterhin auf der Intensivstation behandelt. „Leider kann Lebensgefahr noch nicht ausgeschlossen werden“, teilte die Polizei auf Nachfrage mit.
Der Mann war am Nachmittag des 11. Septembers ohne Fremdeinwirkung im Bereich der uralten Straßenbahnschienen gestürzt. Dort gab es bereits weitere schwere Fahrrad-Unfälle.
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Die letzte Straßenbahn fuhr auf der Engelsburger Straße vor knapp 46 Jahren, seitdem liegen die Schienen zwischen Essener Straße und der Straße „In der Senke“, am Bogestra-Depot, auf einer Länge von einigen hundert Metern ungenutzt in der Fahrbahn.
„Unzumutbare Zustände“
Für Zweiradfahrer ist das tückisch. „Die Radfahrer treffen in diesem Bereich auf Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen und Flickwerk von Asphalt“, beschreibt WAZ-Leser Uwe Christoleit den Zustand der Fahrbahn. „Schon leichter Regen reicht aus, die Fahrbahn in eine Rutschbahn zu verwandeln.“ Auch jener Pedelec-Fahrer soll bei Nässe gestürzt sein.
Direkt am Unfallort führt ein ruhiger kleiner Radweg auf die Engelsburger Straße; er kommt vom Thealozzi-Theater, von einer Kleingartenanlage und dem Sportplatz SC Germania Bochum-West an der Pestalozzistraße. Radfahrer müssen extrem aufpassen, wenn sie von einer guten Fahrbahn auf eine miserable wechseln, noch dazu im rechten Winkel. „Mit der Anbindung dieses Radweges an die Engelsburger Straße stieg die Zahl der Unfälle mit Zweirädern dramatisch an. Die Radfahrer kreuzen die Engelsburger Straße und genau an dieser Stelle herrschen auch die unzumutbaren Straßenzustände“, beklagt Christoleit.
Uralte Schienen liegen auch noch in anderen Straßen
Noch an mehreren weiteren Stellen liegen alte Schienen auf Bochums Straßen:
Hattinger Straße zwischen Königsallee und Hunscheidtstraße; Alleestraße zwischen Schmidtstraße und Bessemer Straße; Castroper Straße zwischen Finanzamt und VfL-Stadion; Wittener Straße zwischen Steinring und Tonderner Straße; Alte Wittener Straße in Höhe Im Kreuzacker; Wiemelhauser Straße zwischen Wasserstraße und Springorumradweg; Harpener Hellwegzwischen Laurentiusweg und Im Klappheck; Rüsingstraße zwischen Im Meerland und Rixenburgweg. Alle sollen bis 2022 entfernt werden.
An der Unistraße zwischen Hauptbahnhof und Alsenstraße werden alte Schienen zurzeit herausgerissen.
„Bisher sind meines Wissens die Radfahrer mit Knochenbrüchen und Schürfwunden davon gekommen. Nun ist einer lebensgefährlich verletzt. So sehr ich dem Fahrer eine vollkommene Genesung wünsche, so dringend beurteile ich den Handlungsbedarf hinsichtlich einer schon seit mehr als zwölf Jahren versprochenen Sanierung dieses Teils der Engelsburger Straße.“
„Wiederholt Stürze von Radfahrern“
Auch Anwohner Wolfgang Kaufhardt hat eine Häufung der Unfälle dort beobachtet: „Innerhalb der vergangenen 14 Tagen gab es wiederholt Stürze von Fahrradfahrern.“
Offenbar sind aber nicht alle gemeldet worden, die Polizei weiß lediglich von zwei weiteren jüngeren Zweirad-Unfällen in diesem Schienenbereich: Am 14. Oktober 2018 war dort eine Pedelec-Fahrerin gestürzt. Ein entgegenkommendes Auto fuhr ihr über den Arm. Sie wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Am 28. Juli 2019 kam ein Rollerfahrer auf regennasser Fahrbahn zu Fall. Er wurde leicht verletzt.
Kompletterneuerung der nördlichen Engelsburger Straße verschiebt sich auf 2021
Im vorigen Jahr hieß es bei der Stadt, dass die alten Schienen auf der Engelsburger Straße 2020 im Wege einer kompletten Straßenerneuerung entfernt werden. Das wird sich aber auf 2021 verschieben, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Dabei sollen zwischen Alleestraße und „In der Senke“ auch ein neuer Gehweg und ein Radweg angelegt werden. Der Neubau werde verschoben, weil Anwohner zurzeit schon wegen der Bauarbeiten im weiteren Verlauf der Engelsburger Straße Richtung Eppendorf belastet seien, heißt es bei der Stadt.
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Sehr gefährlich ist das Radfahren aber auch auf anderen Straßen: etwa an der Alleestraße/Ecke Wattenscheider Straße. Dort klafft eine Spurrille im Asphalt, die tiefer ist als eine Straßenbahnschiene.