Bochum/Hattingen/Witten. Das Zeltfestival lockte auch in diesem Jahr 140.000 Besucher an. Zurück in die 70er und 80er Jahre ging’s mit Kim Wilde und Dieter Thomas Kuhn.
Das Zeltfestival Ruhr bleibt ein Erfolgsmodell. Bei der zwölften Auflage strömten wieder rund 140.000 Besucher an den Kemnader See. Entsprechend zufrieden zeigen sich die Veranstalter kurz vor Toresschluss am Sonntagabend.
Zwar herrschte an den 17 Festivaltagen nicht nur eitel Sonnenschein auf der Wiese in Heveney. Mit der Sängerin Namika und dem singenden TV-Moderator Reinhold Beckmann mussten gleich zwei Konzerte kurzfristig abgesagt werden. Das Wetter bescherte Extreme mit Hagelschauern, Gewittern und sengender Hitze, gegen die die Klimaanlagen in den Zelten meist vergeblich ankämpften.
Gastro-Meile und Kunsthandwerkermarkt bleiben Magneten
Doch davon ließen sich die Zeltfestival-Freunde kaum beirren. Obwohl der Tageseintritt von vier auf fünf Euro erhöht wurde, waren die Gastro-Meile und der Kunsthandwerkermarkt gerade in den Abendstunden dicht gesäumt. Wie in den Vorjahren dürfte auch diesmal jeder zweite Besucher ohne Veranstaltungsticket über das Gelände gebummelt sein. „Auffallend ist, dass die Aufenthaltszeit weiter zugenommen hat“, berichtet Heri Reipöler, mit Lukas Rüger und Björn Gralla einer der ZFR-Macher. Insbesondere bei den Konzertgängern habe „sich herumgesprochen, dass es sich lohnt, früher als üblich anzureisen und bei uns einen kleinen Urlaub zu genießen“.
Bei der Auswahl der Künstler bewiesen die Organisatoren einmal mehr ein treffsicheres Händchen. Sunrise Avenue, Samy Deluxe, Nico Santos, Frank Goosen, Felix Lobrecht, Rea Garvey, Max Giesinger, Atze Schröder und Till Hoheneder, Jan Josef Liefers mit seiner Band Radio Doria, Mando Diao, Michael Patrick Kelly, die Classic Night Band, Lea und einige mehr spielten vor ausverkauften Häusern. Mit Angelo Kelly, Cro, Andreas Bourani, Katie Melua, Gentleman, Bosse, Mike Singer, Julia Engelmann, Joris und Gregor Meyle waren weitere große Namen am Start. Comedian Bülent Ceylan schwärmte: „Es gibt Städte – und es gibt Bochum.“
Sänger Rea Garvey zeigt Herz für Greta Thunberg
Kim Wilde steht in voller Blüte
Zurück in die 70er und 80er Jahre ging’s am Samstagabend. Zehn Monate nach ihrem umjubelten Auftritt in der Zeche rockte Kim Wilde das Stadtwerkezelt. 38 (man glaubt es kaum) Jahre nach ihrem ersten Erfolg „Kids in America“ bewies die 59-jährige Engländerin, dass sie nach ihrem beruflichen Wechsel zur Landschaftsgärtnerin auch musikalisch wieder in voller Blüte steht. „Here come the Aliens“ heißt ihr neues Album, mit dem sie an ihren unverkennbaren 80er-Stil anknüpft. Gefeiert werden von den rund 1000 Fans aber ihre Hits, die sie zum Finale abfeuert. Bei „Chequered Love“, „View from a Bridge“, „Keep me hangin’ on“ oder „You came“ gibt’s kein Halten mehr.
5000 Fans feiern Zeitreise mit Dieter Thomas Kuhn
Als Kim Wilde mit „Kids in America“ zur Zugabe ansetzt, droht das Sparkassenzelt nebenan bereits abzuheben. 5000 Besucher feiern mit Dieter Thomas Kuhn und seiner Band die schrillste Party, die das Zeltfestival zu bieten hat. Seit mehr als 30 Jahren tourt die singende Fönwelle mit seiner Kapelle durch die deutschen Lande, im Gepäck die Klassiker aus Dieter Thomas Hecks „Hitparade“.
Alle Jahre wieder herrscht in Heveney der Ausnahmezustand, wenn der 54-Jährige zum Schlager-Revival bittet. Seine gelb-grün-orange gewandeten Jünger zelebrieren die Wiederauferstehung von Schlagern wie „Es war Sommer“, „Über den Wolken“, „Fremde oder Freunde“ oder „Willst du mit mir gehen“. Schön, dass sich der Schwabe nicht nur bei den gängigen Gassenhauern bedient. Am Samstag holte er eine 43 Jahre alte, bis heute glänzende Perle aus dem Schaffen von Udo Lindenberg aus der Versenkung: „Meine erste Liebe“. Großartig!.
Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn reißt 5000 Fans mit
Lob für das Verkehrskonzept
Lob ernten die Zeltfestival-Macher für ihr Verkehrskonzept. Obwohl die Festivalwiese an manchen Abenden mit mehr als 10.000 Besuchern gefüllt war, funktionierte die An- und Abfahrt mit dem Auto dank eines Leitsystems weitgehend reibungslos. Auf der A43 kam es an der Abfahrt Heveney anders in den Vorjahren kaum zu Staus.
Rege genutzt wurden auch die Buszubringer der Bogestra, die zwischen Bochum Hbf, Ruhr-Uni und Festival pendelten. Die Fahrt mit den Sonderlinien war in den Konzerttickets und Dauerkarten enthalten.
Finale mit Frank Goosen und Gerburg Jahnke
Am Sonntagabend endet das Zeltfestival mit zwei Wort-Virtuosen. Frank Goosen füllt auch bei seinem Zusatztermin um 20 Uhr das Stadtwerkezelt. Für Kabarettistin Gerburg Jahnke und ihre „Gästinnen“ um 19 Uhr im Sparkassenzelt gibt es noch Karten – ebenso wie für Flamenco-Gitarrist Rafael Cortes (18.30 Uhr).
Derweil warten die ZFR-Macher mit der ersten Verpflichtung für die Neuauflage 2020 auf. Dann setzen The BossHoss am 6. September den Schlussakkord. Karten gibt es bereits im Vorverkauf.