Bochum. Sechs Psychologen arbeiten bei der Schulpsychologischen Beratungsstelle. In Krisenfällen sind sie besonders gefordert.
Der Suizidversuch eines Schülers am ersten Schultag hat den Auftakt des Schuljahres an der Carolinenschule in Weitmar überschattet.
Die Oberstufe wurde nach Hause geschickt, tags darauf war ein Psychologe in der Schule. Wie der schulpsychologische Dienst in einem solchen Fall helfen kann und welche Aufgaben er grundsätzlich übernimmt, darüber hat die WAZ mit Johanna Sachschal gesprochen. Die 35-jährige Diplom-Psychologin leitet gemeinsam mit Ursula Hentschel die Schulpsychologische Beratungsstelle der Stadt Bochum.
„Frau Sachschal, wie kann die schulpsychologische Beratung in einem Krisenfall in der Schule helfen?“
„Als erstes versuchen wir die Lehrkräfte als Ansprechpartner und Vertrauensperson der Schüler zu unterstützen. Im Klassenverband sollten sie mit den Kindern und Jugendlichen über das Geschehene sprechen. Darüber hinaus bieten wir individuelle Gespräche mit Schülern an, wenn der Bedarf dafür da ist. Es ist normal, wenn Mitschüler nach so einem Ereignis vier bis sechs Wochen lang trauern, schlecht schlafen oder sich nicht gut konzentrieren können, sich gedanklich immer wieder mit einem Ereignis beschäftigen. Hält diese Phase länger an, dann ist eine zusätzliche Unterstützung ratsam.“
„Wozu raten sie in einem ersten Gespräch zwischen Lehrern und Schülern?“
„Es ist wichtig, dass keine Gerüchte und Vermutungen in Umlauf gebracht werden, das schürt Sorgen und Ängste. Lehrer sollten das nicht fördern. Es sollte um Tatsachen gehen – und natürlich um die Empfindungen der Schülerinnen und Schüler.“
„Welche Aufgaben hat der schulpsychologische Dienst und wie viele Psychologen stehen in Bochum dafür zur Verfügung?“
„Wir sind eine gemeinsame Einrichtung von Stadt und Land und haben sechs Fachkräfte. Grundsätzlich sind wir – gerade in Krisensituationen – für Schüler und Lehrer der mehr als 80 Schulen in Bochum zuständig. Was die Beratung betrifft, kümmern wir uns um den Bereich bis zur sechsten Klasse. Von der siebten Klasse an ist die Beratungsstelle der Stadt für Eltern, Kindern und Jugendliche zuständig.“
„Zu welchen Themen berät der schulpsychologische Dienst?“
„Das ist ein breites Feld – angefangen von Lern- und Leistungsschwierigkeiten über emotionale Auffälligkeiten bis hin zu besonderen Begabungen. Außerdem machen wir Angebote für Schulen zu Supervision, Coaching und Fortbildung für Lehrkräfte.“
„Wenn Schüler, Lehrer oder Eltern Hilfe und Beratung benötigen, wie ist der schulpsychologische Dienst zu erreichen?“
„Am besten erreicht man uns telefonisch unter 0234/ 3 33 94 21 oder über die jeweilige Schule.“