Bochum/Herne. WAZ-Gewinner vs. Formel-3-Pilot: Beim Kartrennen ließ Lirim Zendeli dem 18-jährigen Noah keine Chance. In Herne staunte man über Lirims Bestzeit.
Oliver Crämer staunt. „38er-Zeiten ist hier seit Monaten keiner mehr gefahren“, sagt der Bahnleiter. Dabei, so scheint es, hat Lirim Zendeli nicht einmal sein ganzes Können gezeigt. Noah Wenschuch bleibt gleichwohl weit zurück. Im Kart-Duell gegen den Formel-3-Rennfahrer hat der WAZ-Gewinner nicht den Hauch einer Chance.
Die WAZ öffnet im Sommer Pforten – in dieser Woche in Herne. Auf der Monza-Indoor-Kartbahn an der Dorstener Straße findet sich prominenter Besuch ein. Lirim Zendeli wird als Nachwuchshoffnung im deutschen Rennsport hoch gehandelt. Nach einer eindrucksvollen Siegesserie in der Formel 4, in der er es 2018 zum Champion brachte, ist der 19-jährige Bochumer seit dieser Saison in der Formel 3 am Start. Dort hat er mit seinem Sauber Junior Team zwar mit massiven Anlaufproblemen zu kämpfen. Gleichwohl wird ihm zugetraut, beizeiten in die Fußstapfen von Schumi und Vettel zu treten.
WAZ-Duell kurz vor dem Rennen in Spa
Nach dem Rennen in Ungarn und kurz vor der neuen Herausforderung an diesem Wochenende im belgischen Spa-Franchorchamps nimmt sich Lirim Zeit für die WAZ-Pforten-Aktion. Zahlreiche Bewerbungen gingen ein, als die WAZ zu dem Kart-Rennen mit dem Jungprofi aufrief. Die Wahl fiel auf Noah Wenschuch.
Der Oberdahlhausener, der eine Ausbildung zum Elektromaschinenbauer beim Wattenscheider Fachbetrieb Vogelsang absolviert, ist Rennsport-Fan und verfolgt aufmerksam die Karriere von Lirim Zendeli. Ein Trost ist das Rennen obendrein. Anfang des Jahres hatte sich Noah zum 18. Geburtstag einen gebrauchten VW Scirocco gekauft. Doch der Traum vom ersten eigenen Auto geriet zum Albtraum. Der Wagen ist kaputt, nicht fahrtüchtig. „Die Sache liegt beim Anwalt. Für Noah ist das ganz bitter“, berichtet Vater Dirk (49), der seinen Sohn auf der Kartbahn begleitet.
Formel-3-Pilot ist im Kartsport groß geworden
Netter Plausch bei Cola und Wasser in der Monza-Gastronomie. Dann bittet Bahnchef Oliver Crämer in zwei der insgesamt 18 gasbetriebenen Karts. Lirim strahlt. Im Kartsport ist er groß geworden. Mit neun Jahren saß er zum ersten Mal in einem der Flitzer. Sein Vater war sein erster Gegner. Papa hatte alsbald keine Schnitte mehr gegen den flotten Filius.
Start frei! Das Rennen dauert zehn Minuten. Noah hält sich anfangs tapfer. Man spürt, dass er hier schon mehrfach Gas gegeben hat. Doch schnell wird klar: Es ist ungleicher Wettkampf. Lirim, in der Formel 3 in 400-PS-Boliden unterwegs, brettert mit sechseinhalb Pferdestärken über den 500-Meter-Kurs, beschleunigt atemberaubend auf den Geraden, jagt mit quietschenden Reifen um die Kurven, setzt nach weniger als der Hälfte der Distanz zur ersten Überrundung an. Kurzer Handgruß nach rechts. Und tschüss! Dabei ist die 44-Sekunden-Bestmarke von Noah durchaus respektabel – und doch meilenweit von Lirims 38er-Zeiten entfernt. „Besser“, schwärmt Oliver Crämer, „kann man kaum Kart fahren.“ Und der Bahnchef hat hier schon so einiges gesehen.
Hoffnung aufs erste eigene Auto
Shakehands nach dem Finale. „Du warst echt gut“, zollt Lirim dem WAZ-Gewinner Respekt. Beide sind zum Abschied voller Hoffnung, bald wieder kräftig Gummi zu geben: der Formel-3-Pilot in Spa, Noah Wenschuch endlich in seinem ersten eigenen Auto.