Bochum. . Ein 18-jähriger Bochumer hat große Träume: Nach seinen Erfolgen in der Formel 4 strebt Lirim Zendeli in die Königsklasse des Rennsports.
Die Bude unterm Dach am Nordring, die er mit seinem Bruder Ilir (20) bewohnt, verströmt so gar keinen Flair von großer weiter Welt. Und doch ist Lirim Zendeli drauf und dran, mit Vollgas in die Belle Étage des Rennsports zu düsen. In diesen Tagen ist der 18-Jährige seinem Traum von der Formel 1 ein bedeutendes Stück näher gerückt.
Bescheiden, klug und selbstbewusst kommt er im WAZ-Gespräch daher, der Sohn albanischer Eltern, die 1987 aus Mazedonien auswanderten. In Bochum suchte und fand die Familie ihr Glück. Vater Jauni führt einen Trockenbau-Betrieb. Lirim, der 2017 an der Heinrich-von-Kleist-Schule sein Abitur machte („Schnitt 2,8, trotz über 600 Fehlstunden“), hat in Papas Firma eine Ausbildung zum Bürokaufmann angetreten. Ein sicheres berufliches Standbein. Wenn auch nur Plan B. Denn es ist der Rennsport, der Vater und Sohn gleichermaßen in den Bann zieht.
Früh hat Lirim den Weltmeistern Michael Schumacher und Sebastian Vettel nachgeeifert. Mit zehn Jahren drehte er seine ersten Runden auf der Kartbahn in Essen. Bald ließ er die deutlich ältere Konkurrenz weit hinter sich. Allen war klar: Der Junge hat Talent. „Aber anders als in anderen Sportarten braucht es im Rennsport auch eine Menge Geld“, weiß der Teenager.
Bochumer Anwalt ist Sponsor
Unendlich dankbar ist er seinen Eltern, die ihn so weit wie irgend möglich finanziell fördern. Als „Glücksfall“ bezeichnet er Thomas Durchlaub. Der Bochumer Anwalt (Exzenterhaus) zählt zu den ersten Sponsoren des Nachwuchsfahrers. Der übertrifft die Hoffnungen der Geldgeber seither bei Weitem. 2016 fuhr Lirim seine erste Formel-4-Saison. Im letzten Jahr wurde er mit drei Siegen Gesamtvierter und damit bester Deutscher der Serie. Lohn: der in der Branche höchst renommierte Post Speed Academy Award im Dezember 2017. „Mehr kann man in meinem Alter kaum gewinnen“, strahlt Lirim. Nicht nur wegen der 65 000 Euro Preisgeld. Sondern als Startrampe für eine internationale Karriere.
Die ist in Sichtweite. Nach der Winterpause sitzt er im Formel-4-Cockpit des Rennstalls Charouz Racing System. „Das ist die Ferrari-Talentschmiede“, sagt der Bochumer. In wenigen Tagen geht’s zu ersten Testfahrten nach Abu Dhabi. Im April beginnt die Rennsaison. „Mein nächste Schritt“, glaubt Lirim, der privat einen BMW fährt, wenn es die Zeit zulässt als Linksaußen bei Concordia Wiemelhausen kickt und sich im Fitnessstudio und auf dem Rad fit hält. Auf einem Rennrad natürlich. Immerhin soll es aus dem 1,71-Meter-Buben alsbald ein ganz Großer werden.
>>> Lewis Hamilton ist sein Vorbild
Für eine Freundin hat Lirim „leider echt keine Zeit. Ich bin Single“. Mit Freunden geht er gern im Ruhrpark shoppen. Die karge Freizeit gehört der Fitness und der Familie am Nordring.
Vorbild der 18-jährigen Nachwuchshoffnung ist nicht etwa einer der deutschen Formel-1-Ikonen, sondern der Brite Lewis Hamilton: „Der macht sein Ding und findet jede Lücke.“