Bochum. Mit 160 Leih-E-Scootern startet die Berliner Firma Tier Mobility in Bochum mit dem Verleih von Elektro-Rollern. Doch es droht Ärger.
Mit 100 Leih-E-Scootern startet am heutigen Dienstag, 27. August, das Berliner Unternehmen „Tier Mobility“, seinen E-Scooter-Service in Bochum. Schon bald sollen weitere 60 dieser Akku-betriebenen Roller aufgestellt werden. Die Flotte werde dann schrittweise in Absprache mit der Stadt aufgestockt. Es droht offenbar ein rüder Wettbewerb zwischen den drei in Bochum startenden Verleihern.
Konfliktpotenzial zwischen drei Anbietern
Nach Informationen der WAZ, preschte das Unternehmen Tier auch deshalb vor, weil die Stadt Bochum sich entschlossen hat, nur mit einem Anbieter eine enge Kooperation einzugehen. Dabei soll es sich um das Unternehmen Circ (Berlin) handeln. Als dritter im Bunde steht Lime (Unternehmszentrale: San Francisco/USA) in den Startlöchern. Zur Zeit sind es genau diese drei Unternehmen, die in Deutschland mit an der Spitze beim Verleih dieser Trend-Bewegungsmittel stehen. Erst am Freitag will die Stadt Einzelheiten zur Kooperation mit Circ vorstellen. Circ ist bereits in Bochums Nachbarstadt Herne aktiv. Nach Informationen dieser Zeitung soll Lime wohl ebenfalls ursprünglich diese Woche als Starttermin in Bochum avisiert haben, dieses „Roll Out“ im wörtlichen Sinn steht aber noch aus.
Dabei mag eine Rolle spielen, dass bei Circ offenbar die Rückgabe des E-Scooters nach einer Fahrt nur an ganz bestimmten Stellen möglich sein soll. So möchte die Stadt Bochum wohl verhindern, dass diese Gefährte theoretisch überall in der Stadt herumliegen könnten.
Wie es hieß, will die Stadt damit aber niemanden bevorzugen. „Wir wollen nur eine gewissen Ordnung in diesen Verleih bringen und brauchen hier kein Chaos, wie es etwa in anderen europäischen Großstädten der Fall ist“, so ein Stadtsprecher auf Nachfrage.
Zu finden seien dieE-Roller zunächst insbesondere an zentralen Verkehrsknotenpunktenund belebten Bereichen der Stadt. Matthias Kwasnitza, City-Manager von Tier Mobility in Bochum: „Autos gehören nicht in die Innenstadt. Mit Scootern liefern wir den Menschen das beste Argument, den Wagen in der Garage zu lassen, und abgasfrei die Fahrt durch Bochum zu genießen.“
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Er kündigte an, dass die ersten Roller am Dienstag im Bereich des Bergbaumuseums und des Bermudadreiecks aufgestellt werden. „Wir hoffen natürlich, dass die Geräte dort nicht lange stehen“, so Kwasnitza. Gegenüber der WAZ erläutert er, dass mit dem Aufbau des Verleih-Systems in Bochum auch die Wartung, Reparatur und das Aufladen der Roller stattfinden werde. „Das muss sich aber erst einmal alles einspielen“, so der City-Manager.
Bochum als erste „Tier-Stadt“ im Ruhrgebiet
Die Geräte seien leicht zu nutzen. Dazu lädt man sich die Tier App runter und startet den Roller über den integrierten QR-Code. Dafür werden 1 € Aktivierungsgebühr fällig und 15 Cent pro genutzte Minute. Gezahlt werden kann bequem mit Paypal oder Kreditkarte.Nach der Fahrtkönne der Roller dank des „Free Floating Systems“ flexibel an geeigneten Stellen geparkt werden.
Tier Mobility startete seinen Geschäftsbetrieb im Oktober 2018 in Berlin und ist heute in 38 Städten in zehn Ländern tätig. Die Firma hat ihren Hauptsitz in Berlin und beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. In Deutschland ist die Firma in 17 Städten aktiv. In Nordrhein-Westfalen gibt es Niederlassungen unter anderem in Köln, Münster und Bielefeld. Bochum ist die erste Stadt im Ruhrgebiet.
Die ersten E-Scooter-Nutzer starteten am Dienstagnachmittag ab Rathaus übrigens just in dem Moment, als die Stadtspitze mit Oberbürgermeister und Dezernenten von einem Termin zurück ins Rathaus eilte. An deren Gesichtern ließ sich nicht ablesen, ob sie vom „Tier-Coup“ überrascht oder möglicherweise sogar verärgert waren.
FDP und Stadtgestalter: Leih-E-Scooter sind Gewinn für Bochum
Zeitgleich zum Vorstoß des Berliner Unternehmens reagieren als erste politische Kraft die FDp/Stadtgestalter: „Ein junges Start-Up-Unternehmen liefert eine frische Mobilitätslösung für Bochum. Darüber kann man sich doch nur freuen. Wichtig ist aber, dass ein Abstellchaos wie in anderen Städten vermieden wird” , führt Dennis Rademacher, verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion “FDP & Stadtgestalter”, aus. Er fordert: Damit Bochums Politiker eine Vorstellung von dem neuen Verkehrsmittel erhalten, sollte der Mobilitätsausschuss geschlossen die neuen Scooter testen.
Aber sie kritisieren auch, dass in Bochum breite und sichere Radwege für Rad- wie Scooter-Fahrer fehlen. Müssten die Roller mit den kleinen Rädern auf die Straße ausweichen, könne es gefährlich werden. Wenn es für die Scooter zu gefährlich auf der Straße werde, seien sie gezwungen, auf dem Gehweg zu fahren. Konflikte mit Fußgängern wären dann vorprogrammiert.