Bochum. Die WAZ öffnete die Pforten des Bochumer Restaurants „Schreiner’s“: Eine Hobbyköchin durfte einen Tag mit den Küchenprofis in den Töpfen rühren.

„Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks“, heißt es in Kreideschrift auf der Wand im Eingangsbereich von „Schreiner’s“. Heike Caspari-Titze schaut hoch und lächelt. Ja, ein gutes Essen ist für die WAZ-Leserin in der Tat ein Segen. Und das Kochen obendrein. Dem Küchen-Glück wird heute auf die Sprünge geholfen. Erstmals darf die 60-Jährige bei den Profis in den Töpfen rühren.

Die WAZ öffnet im Sommer Pforten, macht möglich, was gemeinhin unmöglich ist. Diesmal bittet Andreas Schreiner in sein Restaurant an der Hattinger Straße. Vor fünf Jahren war Eröffnung. Längst hat sich „Schreiner’s Essen + Trinken“ in der Bochumer Gastronomie etabliert. „Sehr gerne“, sagte der 54-Jährige, als ihn die WAZ bat, für einen Tag einen Gast-Koch aufzunehmen.

WAZ-Leserin ist Köchin aus Leidenschaft

„Recht klein hier. Das hab’ ich mir deutlich größer vorgestellt“, sagt Heike Caspari-Titze, als sie am Vormittag bei „Schreiner’s“ in der Küche steht. Das Lokal kennt sie gut, hat hier schon mehrfach „und immer vorzüglich“ gegessen. Das Allerheiligste indes betritt sie zum ersten Mal – und staunt, dass die Speisen für diesen nicht eben kleinen Laden auf gerade mal 20 Quadratmetern zubereitet werden.

Heike Caspari-Titze ist Köchin aus Leidenschaft, verwöhnt daheim am Rosenbaumweg regelmäßig ihre Familie und Freunde. Die müssen nicht selten als Versuchskaninchen herhalten. Denn die Personal-Managerin im Vorruhestand ist experimentierfreudig, probiert oft neue Gerichte aus. Frisch muss es sein und gesund, die Produkte hochwertig. Mutter Natur liefert reichlich: In ihrem Garten baut Heike Caspari-Titze u.a. Bohnen, Tomaten, Gurken, Zucchini, Kohlrabi und Kräuter an. Was sie am liebsten mag? „Die mediterrane Küche, gern auch mit orientalischen Einflüssen.“

Wochenend-Einkauf im Großmarkt

Die Profi-Küche muss am Vormittag noch warten. Mit dem Chef, der schon seit 8 Uhr auf den Beinen ist, geht’s im Transporter zunächst in den Großhandel Niggemann, wo nur Gastronomen und Händler Zutritt haben. Vier- bis fünfmal in der Woche kauft Andreas Schreiner in Hofstede für den Tagesbedarf ein. Pfifferlinge, Eichenhof-Filets, rote Zwiebeln: Heute bleibt der Warenkorb überschaubar. „Das Meiste haben wir auf Lager.“

Gulasch mit Spätzle durfte Heike Caspari-Titze nicht nur anrichten, sondern am Ende eines langen Arbeitstages auch selbst genießen.
Gulasch mit Spätzle durfte Heike Caspari-Titze nicht nur anrichten, sondern am Ende eines langen Arbeitstages auch selbst genießen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Zurück in der Küche. Jetzt ist Heike Caspari-Titze in ihrem Element. Zwiebeln schälen und schneiden („Am besten unter Wasser, dann tränen die Augen nicht so“), Gemüse schnippeln und mancherlei weitere Handreichungen: Die WAZ-Leserin verstärkt das vierköpfige Team mit Fleiß und Können. „Das macht sie richtig gut“, lobt Andreas Schreiner.

Für den Abend sind alle Plätze reserviert

Jede helfende Hand ist willkommen. Kaum sind die Mittagsgäste verschwunden, stehen die Teilnehmer der kulinarischen Stadtführung „Eat the World“ auf der Matte. Für sie gibt’s als Kostprobe Gewürz-Kokos-Curry und Gulasch. Für den Abend sind alle Plätze reserviert. Es gilt, 55 Gäste á la carte zu beköstigen. Da muss in der Küche alles gut vorbereitet sein.

Heike Caspari leistet dazu ihren Beitrag, rührt Kartoffelsalat und Aioli an – und bleibt auch, als ab 18 Uhr die ersten Abendgäste eintreffen. Immerhin will sie „nun auch sehen, wie es hier läuft, wenn die Hütte voll ist“. Sie sieht: Es läuft reibungslos. „Toll, wie eingespielt die Küchen-Mannschaft und auch die Servicekräfte sind. Da weiß jeder genau, was er wann und wo zu tun hat.“

Gulasch mit Spätzle zum Feierabend

Um 20.30 Uhr, nach zehn Stunden, ist für die WAZ-Leserin Feierabend. Gulasch mit Spätzle („ausgezeichnet!“) füllen ihren Magen, vielerlei Eindrücke ihr Herz. Was sie für ihre eigene Küche mitnimmt? „Etliche tolle Tipps, etwa für die Zubereitung von Dips. Und: Ich kann jetzt Gemüse schnippeln, ohne mir in die Finger zu schneiden.“

„Der Chef“, wie sie Andreas Schreiner inzwischen nennt, hat’s ihr gezeigt.