Bochum-Grumme. Drei Rentner pflegen seit Jahren ein Beet am Stadtparkteich. Spaziergänger helfen mit Blumenspenden. Die Farbenpracht ist beliebtes Selfiemotiv.

Eine Gruppe Spaziergänger kann den Blick nicht vom Rundbeet am Rande des Stadtparks lösen. Voller Anerkennung bleiben sie stehen: „Ich wohne in Bergen. Immer, wenn ich hier vorbeikomme, bewundere ich die Bepflanzung. Die könnte ein Vorbild sein“, schwärmt Iris Griese.

Stauden und Blumen wachsen hier, auf Höhe der Bushaltestelle Neuer Park, in voller Pracht. Dass trotz der Trockenheit nichts verdorrt, dafür sorgen Nachbarn mit ausgewiesen grünen Daumen. Chris Staric (76), Hagen Seibt (74) und Gerhard Schneider pflegen, pflanzen und gießen ihr Kleinod. Seit sechs Jahren engagieren sich Freiwillige für das Beet an der Bergstraße – „das einzig blühende im Park“, versichert Hagen Seibt nicht ohne Stolz.

Täglich bis zu 100 Liter Wasser

Der Kreis der Blumenfreunde war schon mal größer, erinnert sich Chris Staric, die täglich – oft zu Fuß – mit Kanne und Harke ein paar Kilometer in Kauf nimmt. „Doch jeden Abend gießen, mehrere Eimer Wasser füllen, halten viele nicht durch.“ 80 bis 100 Liter schluckt das Beet, rechnet Hagen Seibt aus, der vom Stadion zum Stadtpark kommt. Das sind bis zu zehn Eimer, die er aus dem Stadtparkteich schöpfen und schleppen muss: „Es ist schon anstrengend, wenn man keinen Wasseranschluss hat.“

Das Beet am Stadtparkteich zieht die Blicke auf sich. Das Rondell blüht, ringsum ist alles verdorrt.
Das Beet am Stadtparkteich zieht die Blicke auf sich. Das Rondell blüht, ringsum ist alles verdorrt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Doch die Mühe lohnt. Das blühende Rondell hat viele Fans und gilt mittlerweile als beliebtes Selfiemotiv. „Ich habe schon Hochzeitspaare gesehen, die sich hier fotografieren ließen“, versichert Chris Staric. Was sie am meisten freut: Es summt und brummt, das Beet ist ein Insektenparadies; jede Menge Hummeln und Wildbienen tänzeln um die Blüten.

Spaziergänger spenden Blumen

Das Hobbygärtner-Trio finanziert seinen Aufwand über Spenden. „Wenn Stadtparkbesucher uns beim Gießen beobachten, freuen sie sich und schenken uns mitunter einen kleinen Obolus, mit dem wir Samen und Zwiebeln bezahlen können“, sagt Hagen Seibt, „andere bringen schon mal Sämlinge mit“. Ein Hinweisschild am Beet lässt Passanten wissen, dass jeden Donnerstag um 17 Uhr verlässlich jemand vor Ort ist und auf dem sich die Stadtparkliebhaber für Unterstützung bedanken.

Drei Frauen preschten vor

Der Anfang war steinig. Chris Staric gehörte zu den Beetfreunden der ersten Stunde. Vor gut sechs Jahren nahm sie gemeinsam mit zwei weiteren Frauen die Fläche unter ihre Fittiche.

Auslöser war für Chris Staric, dass sie beim Joggen im Park die Blumenpracht vermisste. Vorbild für sie war das bürgerschaftliche Engagement, das sie in den USA kennenlernt hatte. Unterstützung fanden die Blumenfreunde zu Beginn durch die Aktion „Gartenmiliz“, die an vielen Stellen der Innenstadt für Farbe sorgte.

Denn schon damals fehlte der Stadt Geld für Bepflanzungen, so dass die Grummerinnen Blumen kauften und einsetzten. Doch das Grünflächenamt wollte ihnen ursprünglich die Nutzung verweigern. Heute, so versichert sie, bestehe ein gutes Verhältnis zur Verwaltung. Doch nach wie vor ist die Stadt zu klamm und hat zu wenig Leute, um den Park erblühen zu lassen. „Das ist so eine schöne Idee mit dem Beet, ich verstehe nicht, dass es so etwas nicht öfter gibt“, sagt Spaziergängerin Iris Griese.