Bochum. Einem jungen Pärchen wird versuchter Raubmord vorgeworfen. Es soll eine Seniorin überfallen und fast getötet haben. Jetzt begann der Prozess.
Dieser Raubüberfall auf eine 69-jährige Hauseigentümerin war besonders feige, besonders brutal und hätte auch tödlich ausgehen können. Eine 20-jährige Frau und ihr 27-jähriger Freund stehen seit Mittwoch vor dem Landgericht. Staatsanwalt Dietrich Streßig wirft ihnen versuchten heimtückischen Mord aus Habgier vor. Sie hätten die Frau töten wollen, um einen vorherigen Diebstahl zu verdecken – ein drittes Mordmerkmal.
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Das Drama ereignete sich am 17. Dezember im Haus der Seniorin am Rixenburgweg in Werne. Der Angeklagte lebte erst seit wenigen Wochen dort. Gegen 15 Uhr sollen er und seine Partnerin in der Wohnung der Vermieterin in einem unbeobachteten Moment ihre Mercedes-Schlüssel vom Küchentisch gestohlen und dann mit dem Wagen durch Werne gefahren sein. Gegen 18.30 Uhr sollen sie in die Wohnung zurückgekehrt sein, um die Seniorin umzubringen. „Sie sollte sterben“, sagte Streßig.
Zwei goldene Eheringe vom Finger gerissen
Der Angeklagte habe die alleinstehende Frau mit dem Einverständnis seiner Freundin zu Boden gebracht und so massiv gewürgt, dass sie bewusstlos geworden sei. Die damals 19-Jährige habe dem Opfer zwei goldene Eheringe vom Finger gerissen (Wert: 1500 Euro). Außerdem sollen sie eine Geldbörse mit 900 Euro Bargeld sowie diverse Karten und Ausweise erbeutet haben. Damit seien sie geflüchtet. „Beide gingen davon aus, das Tatopfer getötet zu haben“, sagte der Ankläger.
Notruf war „von akuter Todesangst geprägt“
Die 69-Jährige kam aber wieder zu sich. Nach rund 75 Minuten rief sie den Notruf. Die Alarmierung sei „von akuter Todesangst geprägt“ gewesen, heißt es in der Anklage.
Eine Mordkommission suchte zweieinhalb Wochen nach dem Paar, den Mann sogar mit Foto. Dann wurden beide in ihrem Heimatland Polen gefasst. Von dem Mercedes fehlt bis heute jede Spur.
Beide Angeklagten (U-Haft) kündigten an, zu den Vorwürfen schweigen zu wollen. Die 5. Jugendstrafkammer hat neun weitere Sitzungstage bis 24. September angesetzt. Fortsetzung: 23. Juli.