Bochum. Mit kritischem Blick nähert sich eine Foto-Ausstellung in Bochum den Folgen der Industrialisierung. Der Blick fällt auch aufs Ruhrgebiet.

Mit kritischem Blick nähert sich eine Foto-Ausstellung im Industriemuseum Zeche Hannover den Folgen der Industrialisierung. Dabei fällt der Blick nicht nur aufs Ruhrgebiet.

„Hidden Costs. Ewigkeitslasten“ heißt die Ausstellung mit Fotografien von J. Henry Fair, die den Betrachter schlucken lassen. Zu sehen sind verseuchte Gewässer, überformtes Gelände, geplünderte Landschaften von oft gigantischen Ausmaßen - von oben gesehen sind die versteckten Kosten, die die Industrialisierung der Natur und den Menschen hinterlässt, offensichtlich.

Termine und Öffnungszeiten

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 14 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kostenlose Führungen durch die Ausstellung „Hidden Costs“ gibt es jeweils am letzten Samstag im Monat (27.7., 31.8., 28.9., 26.10.). Beginn 15 Uhr.

Es erscheint ein Katalog „Hidden Costs. Ewigkeitslasten. Fotografien von J. Henry Fair“, 120 reich bebilderte Seiten. Klartext Verlag, Essen, 19,95 Euro.

Der US-Künstler und Fotograf hat die „Ewigkeitslasten“ auf großformatigen Fotografien festgehalten, die zunächst irritieren, denn den Aufnahmen wohnt eine verstörende Schönheit inne. 45 Arbeiten zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Industriemuseum Zeche Hannover, Schwerpunkte der Schau liegen in den USA und Kanada, aber auch an Rhein und Ruhr. Auch im Ruhrgebiet findet Henry Fair seine Motive, unter den Arbeiten sind zahlreiche Bergbaumotive.

Drängende Themen

Sie zeigen, dass Deutschland auch nach Schließung der letzten Zeche Ende 2018 vom Kohleausstieg weit entfernt ist: „Ob Braunkohletagebau am Niederrhein, Kraftwerke zwischen Duisburg und Lünen oder Hochöfen in Duisburg-Schwelgern - Fair hat aus der Luft „jede Menge Kohle“ aufgenommen“, so der Bochumer Museumsleiter Dietmar Osses. Für LWL-Museumsdirektor Dirk Zache ist die Ausstellung ein gutes Beispiel für das Verständnis des Industriemuseums als Forum für gesellschaftlich drängende Themen: „Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen die Menschen gerade stark. Als ehemalige Produktionsstätten haben unsere Standorte, wie die Zeche Hannover, selbst Anteil an der beklagten Ausbeutung des Planeten.“

Diese Aufnahme zeigt das Abwasserbecken bei der Phosphatdünger-Produktion in Bartow, Florida, USA. 
Diese Aufnahme zeigt das Abwasserbecken bei der Phosphatdünger-Produktion in Bartow, Florida, USA.  © J. Henry Fair

Henry Fair geht mit seinen Luftbildern weltweit den sogenannten „Ewigkeitslasten“ nach. Seine Aufnahmen entstanden aus 300 Metern Höhe aus dem Flugzeug heraus. „Die Faszination für Ruinen und industrielle Gebilde hat meine Arbeit immer geprägt. Ich wollte Kunst machen, die eine Geschichte über die Gefahren unserer konsumorientierten Entsorgungswirtschaft erzählt“, sagt der Fotograf.

In die „Höhle des Löwen“

Dies führte ihn, wie er es nennt, „in die Höhle des Löwen“: „Ich schlich mich in Raffinerien und Kohlebergwerke ein. Aber die Bilder haben die Grenze zwischen Dokument und Kunst nicht überschritten und die am stärksten vergifteten Landschaften blieben für mich unerreichbar“, sagt Fair. Er setze auf die Macht der Bilder. Seine Arbeit ziele auf das Bewusstsein und die Haltungen des Betrachters.

Mit Begleitprogramm

Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiche Begleitprogramm, dazu gehören unter anderem ein Workshop für Kinder ab 7 Jahren unter dem Motto „Three Days for Future. Upcycling mit Köpfchen. Kreative Ideen für Nachhaltigkeit und schicke Wiederverwertung“ vom 31. Juli bis 2. August, die Naturführung „Die Zeche im Grünen. Wie sich die Natur ihren Platz zurückerobert“ am Samstag, 31. August, um 15 Uhr, und der Vortrag „Die Emscher - der geopferte Fluss. Geschichte und Perspektiven“ mit dem Biologen Dr. Mario Sommerhäuser am Donnerstag, 12. September, um 18.30 Uhr.

Info und Anmeldung hier