Bochum-Laer. Die evangelische Kita in Bochum-Laer steht weiter auf der Kippe. Im Hintergrund wird eine Lösung gesucht. Kritik an der Informationspolitik.

Mit Beginn der Ferien wird in der evangelischen Kita „Unterm Apfelbaum“ Sommerfest gefeiert. Die Kinder haben ihren Spaß, messen sich in der Sommer-Olympiade, lassen sich Waffel und Bratwurst schmecken und freuen sich, das VfL-Maskottchen Bobbi Bolzer gekommen ist.

Sanierung ist zu teuer

Friede. Freude, Eierkuchen also an der Grimmestraße? Wohl nur bei den kleinen Besuchern. Eltern und Erzieherinnen ist eigentlich gar nicht nach Feiern zumute. Zu sehr belastet die Situation um den Kindergarten. Denn dieser droht noch immer geschlossen zu werden. Erst recht, seit vor ein paar Wochen klar wurde, dass eine Sanierung der inzwischen maroden Einrichtung zu teuer wäre.

Tatjana Bahr, die Vorsitzende des Fördervereins, beobachtet, wie ihre Tochter Mia beim Sommerfest von Claudia Kitscha geschminkt wird.
Tatjana Bahr, die Vorsitzende des Fördervereins, beobachtet, wie ihre Tochter Mia beim Sommerfest von Claudia Kitscha geschminkt wird. © FUNKE Foto Services | Fotos: Dietmar Wäsche

„Das finanzielle Risiko, das allein bei der Gemeinde als Bauherr liegt, ist einfach zu groß“, hatte Michael Both, Geschäftsführer des evangelischen Kindergartenverbandes, im Juni auf WAZ-Anfrage mitgeteilt. Demnach reichen die 800.000 Euro, die für eine Sanierung der Kita zur Verfügung stehen, nicht aus. Zumal, wie sich jüngst herausstellte, auch noch der aufgrund des Bergbaus löchrige Untergrund verfüllt werden müsste.

Auch interessant

Hoffnung auf Stadtumbau

Nun basteln alle Beteiligten – Gemeinde, Stadt, Politik, Kindergartenverband – an einer anderen Lösung, um die Kita zu retten. Dabei soll, so Michael Both, der aktuell laufende Stadtumbau für Laer und Mark 51/7 eine wichtige Rolle spielen. In welcher Form, wird nicht verraten. Bis Ende des Jahres soll ein Konzept für den möglichen Kita-Erhalt vorliegen.

Entscheidung wird herbeigesehnt

Viel Zeit, in denen Eltern wie Erzieherinnen die Ungewissheit plagt. „Wir sehnen eine Entscheidung herbei“, sagt Silvia Hartenberg, stellvertretende Leiterin des Kindergartens, beim Sommerfest, „egal, wie sie auch aussehen mag.“ Hauptsache, man wisse langsam mal, woran man ist. „Das Schlimme ist“, sagt Hartenberg, „wir dachten, es sei alles in trockenen Tüchern. Doch nun sind wir wieder an dem Punkt, wo wir vorher waren.“

Auch interessant

Kritik: Seit vielen Jahren nichts investiert

Das ärgert auch die Eltern. „Das geht gar nicht“, findet Nina Stage-Tost, deren Kinder über viele Jahre die Kita besuchen. Sie kritisiert, dass in den letzten zehn Jahren nichts in die Einrichtung investiert worden sei.

Klettergerüst wurde abgebaut

Silvia Hartenberg und ihre Kolleginnen haben noch eine andere Sorge: Ein Teil des Kita-Grundstücks wird an das Evangelische Johanneswerk für das neue Behinderten-Wohnheim nebenan abgegeben. Ausgerechnet der Abschnitt, wo das große Klettergerüst seinen Platz hatte. Dieses steht nun abgebaut seit drei Monaten in der Ecke.

„Es fehlt den Kinder. Viele von ihnen haben dort Klettern gelernt“, berichtet Silvia Hartenberg. Sie weiß aber auch: Ein mit immensen Kosten verbundener Neuaufbau würde nicht lohnen, wenn die Kita aufgegeben wird. Also werden die Kinder wohl noch einige Zeit auf ihren Kletterspaß verzichten müssen.

Mit dieser Meinung steht sie nicht allein. Lisa Koppers blickt sogar noch weiter zurück: „Die Kita sieht noch immer so aus wie Ende der 80er Jahre. Der Sanierungsbedarf ist enorm, es muss endlich etwas passieren. Es ist ja für unsere Kinder.“ Für die Laer’schen ist der Erhalt eine echte Herzensangelegenheit. Viele Mamas und Papas von heute sind damals selbst „unterm Apfelbaum“ betreut worden. Dementsprechend emotional wird die aktuelle Situation aufgenommen.

Runder Tisch erwünscht

Auch bei Tatjana Bahr, der Vorsitzenden des Kindergarten-Fördervereins. „Ich bin sehr enttäuscht und komme mir langsam veräppelt vor“, beschreibt sie ihren Gemütszustand. „Niemand spricht mit uns. Warum kann man sich nicht mal mit Erzieherinnen, Elternvertretern und Förderverein zusammensetzen und Tacheles reden?“ Ihren Optimismus hat Bahr allerdings nicht verloren: „Ich glaube weiter fest daran, dass es positiv ausgeht.“

Die evangelische Kita „Unterm Apfelbaum“ ist aktuell voll ausgelastet, die Warteliste lang. 45 Kinder besuchen die Einrichtung, acht Erzieherinnen sichern die Betreuung.