Bochum. Der Rat in Bochum hat den Klimanotstand ausgerufen. Die angestammten Veranstaltungen sollen aber nicht in Gefahr sein. Das versichern die Grünen.
Die Stadtfeste in Bochum sollen umweltverträglicher werden. Eine Aus für einzelne Veranstaltungen wird aber auch nach Ausrufung des „Klimanotstands“ in unserer Stadt weder gefordert noch angestrebt. „Das Feiern zu verbieten, kann bei aller Bedeutung des Naturschutzes keine Option sein“, bekräftigt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der Bochum Marketing GmbH.
Im Juni hatte der Rat mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken und Sozialer Liste den sogenannten Klimanotstand für Bochum erklärt. Er ist zwar eher symbolisch gemeint und zunächst nicht mit konkreten Maßnahmen verknüpft. In der Resolution wird gleichwohl postuliert: „Die Kommune wird die Auswirkungen auf das Klima sowie die ökologische, gesellschaftliche und ökonomische Nachhaltigkeit bei jeglichen davon betroffenen Entscheidungen berücksichtigen.“ Der Kampf gegen den Klimawandel sei eine „Aufgabe höchster Priorität“.
Diskussion in Schwelm um Aus für das Heimatfest
Diese Maßgabe hat in Schwelm eine landesweit beachtete Diskussion entfacht. Auch in der Ennepe-Ruhr-Kreisstadt ist die Ausrufung des Klimanotstandes im Gespräch. Die Grünen haben einen Antrag im Rat gestellt. Davor warnt die CDU-Fraktion eindringlich. Denn: Wer den Vorgaben der Resolution folgt, müsse konsequenterweise „jede Form unnötigen CO2-Ausstoßes einstellen“. Das hieße, dass künftig auch keine Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden dürften: etwa das Schwelmer Heimatfest, das Ende August gefeiert werden soll und zu dem 50.000 Besucher erwartet werden.
Sebastian Pewny (27), Ratsmitglied der Grünen in Bochum, erkennt in dem CDU-Vorstoß eine Verhinderungsstrategie. Es sei „völlig unangemessen, mit der Absage beliebter Veranstaltungen für die Bürger eine Drohkulisse aufzubauen und dies mit dem Klimanotstand zu verknüpfen“, so Pewny.
Grüne: Wir wollen keine Veranstaltungen verbieten
Keinesfalls gehe es den Grünen darum, Feste zu verbieten. „Im Gegenteil: Es ist gut, wenn Menschen zusammenkommen und gemeinsam feiern.“ In Bochum hätten die meisten Veranstalter in den vergangenen Jahren dazugelernt und versuchten, den Schaden für die Umwelt zu minimieren. Das gelte zum Beispiel für Bochum Total mit seinen Mehrwegbechern ebenso wie für das Zeltfestival mit seinem eng getakteten Bus-Pendelverkehr zwischen Hauptbahnhof und Kemnader See. Hier, so Sebastian Pewny, gelte es anzusetzen und in den nächsten Jahren weitere Verbesserungen vorzunehmen.
Grüne bemängeln Einwegbecher beim VfL
Nachholbedarf beim Umweltschutz sehen die Grünen ausgerechnet bei einem der wichtigsten Botschafter Bochums: dem VfL.
„Noch immer werden bei den Heimspielen im Stadion Einwegbecher verwendet“, bemängelt Ratsmitglied Sebastian Pewny.
Das Argument Sicherheit sei dabei nicht mehr stichhaltig: „In anderen Stadien sind längst Mehrwegbecher im Umlauf, die nicht als Wurfgeschosse missbraucht werden können.“
Genau die strebt die Bochum Marketing GmbH an. „Wir sind derzeit in engen Gesprächen mit den Beschickern des Musiksommers (6. bis 8. September) und Weihnachtsmarktes. Wir wollen gemeinsam erreichen, dass der Plastikmüll weiter deutlich reduziert wird“, erklärt Stadtwerber Schiefelbein.
„Bochum Kulinarisch“ gilt als Vorbild
Als Vorbild gilt „Bochum Kulinarisch“, dessen 30. Auflage vom 8. bis 11. August bevorsteht. Bei dem Schlemm-Festival auf dem Boulevard kommt seit jeher ausschließlich Mehrweggeschirr und -besteck zum Einsatz.
Auch eine Optimierung des Öffentlichen Nahverkehrs zu den Festen in der Innenstadt werde angestrebt, so Schiefelbein, der mit Sebastian Pewny einer Meinung ist: „Der ,Klimanotstand’ muss weit mehr als ein Alibi sein. Aber den Menschen und der Stadt das Feiern zu nehmen, ist mit Sicherheit keine Lösung.“