Bochum. Zwei Chefs in einer Firma, das ist nicht ungewöhnlich – zwei Geschwister an der Spitze eines Unternehmens allerdings schon.
Philipps? Kennt in Bochum jeder – oder zumindest fast jeder. Die Firmenfahrzeuge sind präsent im Stadtbild, der Sitz des Sanitär-, Elektro- und Klima-Unternehmens an der Rombacher Hütte ist eine bekannte Adresse und Senior-Chef Johann Philipps war als langjähriger Kreishandwerksmeister sozusagen das Sprachrohr einer ganzen Branche. Geführt wird der Familienbetrieb derweil schon seit geraumer Zeit von den Kindern, der dritten Generation. Seit 15 Jahren bilden Christina (40) und Johannes Philipps (42) als Geschäftsführer die Doppelspitze des 1924 gegründeten Traditionsunternehmens mit heute etwa 100 Mitarbeitern.
Kompetenz ist der entscheidende Faktor
Zwei Chefs, eine Firma. So ungewöhnlich ist das nicht. Aber zwei Geschwister an der Spitze, das kommt nicht alle Tage vor. Bei Philipps funktioniert es. Was aus Sicht von Christina Philipps nicht nur daran liegt, dass sie und ihr Bruder Fachkompetenzen in unterschiedlichen Bereichen haben – sie als Elektro- und Wirtschaftsingenieurin, er als Gas-/Wasserinstallateur und Versorgungsingenieur – , sondern auch „an einem Urvertrauen, das wir zueinander haben“. Sie ergänzen sich. Gleicher Meinung seien sie zwar nicht immer. „Und manchmal kriegen wir uns an die Köppe und dann gibt es auch ein Donnerwetter. Aber danach ist wieder gut.“ Streitkultur nenne das ihr Vater, der 2008 im Alter von 70 Jahren die Leitung an seine beiden Kinder weitergegeben hat.
Ein Unternehmen, drei Generationen
Klempner- und Installateurmeister Johann Philipps sen. machte sich 1924 mit einem Lehrling in Höntrop selbstständig. Zuvor hatte er als Meister auf der Rombacher Hütte in Weitmar gearbeitet.
Die Söhne Johann und Norbert Philipps steigen 1958 ins Unternehmen ein, beide werden 1969 Geschäftsführer.
Staffelübergabe an die dritte Generation: 2004 übernehmen Christina und Johannes Philipps die Leitung des Familienbetriebs.
„Am Anfang hatte ich schon Bedenken, ob das gut geht“, gesteht Christina Philipps, wenn sie an ihren Einstieg ins Familienunternehmen zurückdenkt. Eine junge Frau in einem Männerberuf, das allein birgt schon Widrigkeiten. Dann noch die Tochter des Chefs zu sein, kann schnell zu Vorbehalten führen. Die Sorge um mangelnde Akzeptanz habe sich aber schnell gelegt. „Ich denke, heute werde ich von den Mitarbeitern ebenso wie von den Kunden ernst genommen.“ Der Schlüssel sei letztlich, und das gelte natürlich auch für ihren Bruder, die Kompetenz in der Sache.
Der Betrieb ist allgegenwärtig
Alleine hätte sie den elterlichen Betrieb allerdings nicht übernehmen wollen. „Ich wollte auch eine Familie haben, und das wäre als alleinige Geschäftsführerin eines Betriebes dieser Größe schwierig“, sagt die 40-jährige Mutter. Denn: Betrieb ist buchstäblich immer. „Auch wenn mein Bruder und ich uns privat treffen, bei Geburtstagen oder bei unseren Eltern, kann es gut sein, dass schnell das Gespräch aufs Geschäft kommt“ – manchmal zum Leidwesen der anderen Familienmitglieder.
Was die Zukunft betrifft, ist der Geschäftsführerin grundsätzlich nicht bange. Philipps ist modern aufgestellt und wurde schon zu Zeiten des Senior-Chefs weitsichtig geführt. „Die Digitalisierung sehe ich als große Chance“, so Philipps.
Fachkräftemangel ist die große Herausforderung
Die größte Herausforderung sei der Fachkräftemangel. „Wir erleben ja jetzt schon, dass es nicht einfach ist, Mitarbeiter zu bekommen.“ Und es werde nicht einfacher. Zumal: „Mitarbeiter und Auszubildende machen uns aus, sie sind das Gesicht des Unternehmens. Und wenn die nicht mehr so arbeiten und auftreten, wie wir das gerne hätten, dann haben wir ein Problem.“