Bochum. Es war das erste IHK-Wirtschaftsforum in Bochum. Die Erkenntnis nach 90 Minuten: Der Weg der Stadt stimmt, am Image muss sie noch feilen.
Wenn es nach der Wirtschaft geht, dann ist Bochum auf dem richtigen Kurs. Nichts ist mehr zu spüren von der „schlimmen Stimmung“ in der Stadt, an die sich Andor Balz, Unternehmer und stellvertretender Präsident der Industrie- und Handelskammer Mittleres Ruhrgebiet, beim 1. IHK-Wirtschaftsforum Bochum kurz erinnerte.
Vor fünf Jahren, als die Schließung des Opel-Werks bekannt wurde, gingen viele Köpfe nach unten. Heute, so der Tenor am Freitagabend, blicken viele Menschen erwartungsvoll in die Zukunft. Nur am Image, das war einer der Ergebnisse einer Kurzbefragung unter den Gästen via Mobilfon, muss Bochum unbedingt feilen.
Unternehmen können Botschafter sein
„Stimmt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Nachdem es gelungen sei, die Abwärtsspirale zu stoppen, Aufbruchstimmung zu vermitteln und am Aufschwung zu arbeiten, gelte es nun, das neue Bild Bochums in die Welt zu kriegen. „Das von der Ermöglicher-Stadt“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik, als er in seiner Begrüßung auf eine Formel des OB verweis. Der wiederum ließ wissen: Die Stadt habe extra jemanden eingestellt, der als Kommunikator diese neue Botschaft in die Welt tragen soll. Und: „Unternehmen spielen dabei auch eine wichtige Rolle“, gab er den Teilnehmern des Wirtschaftsforums mit auf den Weg.
Und er verwies auf einen „Botschafter“ wie Thomas Wollinger. Der Geschäftsführer des IT-Spezialisten Escrypt, einem in Bochum gegründeten Start-up, das es 15 Jahre nach seiner Taufe zu einer weltweit bedeutenden Rolle in seiner Branche gebracht hat, nahm die Besucher mit auf eine kurze, launige Reise durch die Firmengeschichte.
Seine Botschaft: „Bochum ist ein Hidden Champion“, also heimlicher Gewinner und/oder Weltmarktführer. Längst nicht so bekannt wie Silicon Valley. Aber wenn es nach Thomas Wollinger geht, dann sollte die Stadt mit ihrem Möglichkeiten so bekannt sein. Er selbst arbeitet ein Stück mit an dieser Erfolgsgeschichte. 400 Beschäftigte hat Escrypt an seinen weltweit 17 Standorten heute, allein 120 wurden im vergangenen Jahr eingestellt. Und es werden ständig neue Mitarbeiter rekrutiert – 100 im Jahr 2019.
Escrypt zieht 2022 ins neue Hauptquartier
Nächstes Jahr beginnt Escrypt mit dem Bau seines Hauptquartiers auf Mark 51/7 („Unser Herz schlägt hier“) und wird damit im Osten des 70 Hektar großen Geländes, eben jenem erste Ende 2014 geschlossenen Opel-Werk, den ersten Pflock auf dem langen Forschungs- und Technologieband einschlagen. 2022 soll der Einzugtermin sein. „Die Planung, die Finanzierung, alles steht“, so Wollinger. Und was die Bauabschnitte zwei und drei betrifft, mögliche Erweiterungsgebäude für noch einmal 1500 Beschäftigte, sei er gerade dabei, der Firmen-Mutter Bosch gute Gründe dafür zu nennen, auch diese zu bauen.
Die Botschaften an das Stadtoberhaupt waren derweil eindeutig und aus Sicht von Thomas Eiskirch geradezu überwältigend: 95 Prozent der Unternehmer fühlen sich willkommen in der Stadt. Ebenso viele sagten, sie würden die Stadt anderen Firmen weiterempfehlen. Aber sie benannten auch, wo es noch klemmt: Am Image und u.a. auch an Schnelligkeit und Erreichbarkeit. „Ja“, so Eiskirch, „da ist noch Luft nach oben.“