Bochum. Bochum will sich von den Steag-Anteilen trennen – wird gemunkelt. Zunächst einmal ist die Stadt an einem Darlehen für das Unternehmen beteiligt.

Mit zehn Millionen Euro beteiligt sich Bochum über seine Stadtwerke an einem Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro für die Steag. Bochum ist eine von sechs Revier-Städten, denen das Energieunternehmen seit 2014 gehört.

Damit beteiligt sich die Stadt bei dieser Kreditvergabe nur mit zehn Prozent und nicht entsprechend seinem 18-Prozent-Anteil an dem Unternehmen mit 18 Millionen Euro.

Beobachter bewerten dies als ein weiteres Zeichen dafür, dass die Stadt über kurz oder lang seine Beteiligung abstoßen will. Die Rede ist sogar davon, dass fünf der sechs Städte schon im Herbst damit beginnen wollen, ihre Anteile in einem Paket auf dem Markt anzubieten und allein Dortmund seine 36 Prozent behalten will.

Anteile könnten 2020 verkauft werden

Eine offizielle Stellungnahme von Stadt und Stadtwerke Bochum dazu gibt es nicht. Nur so viel sagt Dietmar Spohn, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum und einer von drei KSBG-Geschäftsführern: „Wir sind offen für die Aufnahme eines neuen Gesellschafters.“ Das jedoch sei eher im kommenden Jahr zu erwarten. Tatsächlich sieht die jüngste Änderung des Gesellschaftervertrages vor, dass die Eigner erst vom kommenden Jahr an ihre Anteile an Dritte verkaufen können, nachdem sie zuvor den anderen Gesellschaftern angeboten wurden.

Das 100-Millionen-Euro-Darlehen ist Teil der Anschlussfinanzierung der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG (KSBG), die die Stadtwerke von sechs Revierstädten als Gesellschafter der Steag bilden. Die KSBG hat außerdem mit einem Konsortium von 15 Banken einen Kreditvertrag über 353 Millionen Euro abgeschlossen. Dieses Darlehen löst sofort die Mitte 2020 auslaufende Finanzierung ab, die 2014 zum Erwerb des Essener Energieunternehmens beigetragen hatte.

Steag erhält Darlehen von Städten zurück

Zusätzlich zahlt die KSBG an die Steag ein Darlehen von 150 Millionen Euro plus 33 Millionen Zinsen zurück, das 2014 im Rahmen des Kaufs gewährt worden war und mit das Unternehmen sozusagen selbst an seinem Kauf beteiligt war.

Bochums Stadtwerke-Chef Spohn bezeichnet die jüngste Entwicklung als „einen großen Erfolg für das Konsortium. In intensiven Verhandlungen haben wir eine tragfähige Lösung entwickelt, die die Grundlage schafft für alle nun anstehenden Fragen. Wir als Stadtwerke Bochum haben uns intensiv in diesen Prozess eingebracht, auch ich ganz persönlich.“

Zurückhaltung in Bochum

Dass Bochum nur mit zehn Millionen Euro und nicht entsprechend seinem Unternehmensanteil mit 18 Millionen Euro an der Darlehensvergabe beteiligt, weil es im Vorfeld eine Deckelung bei dieser Höhe gegeben hat, will er nicht überbewertet wissen. „Jeder Gesellschafter hat in Abstimmung mit seinem jeweiligen Anteilseigner geprüft, in welcher Höhe er die Finanzierung durch Darlehen unterstützen kann. Am Ende zählt das gesamte Finanzierungspaket. Ich denke, das ist ein gutes Ergebnis.“

Kritik an der Beteiligung Bochums an der Steag gibt es seit langem, hinter vorgehaltener Hand wird längst über einen Ausstieg gesprochen. Aber es sollten die Verhandlung der Anschlussfinanzierung nicht belastet werden. Mit deren Abschluss könnte die Zurückhaltung nun eigentlich ein Ende haben. „Aber auch jetzt wäre es nicht gut, wenn man die Verkaufsabsicht herausposaunen würde“, sagt ein Insider.