Bochum. Im Prozess gegen Sascha Hellen hat WDR-Legende Jean Pütz ausgesagt. Auch er soll zu den Opfern von Hellen gehören. „Er kann mich kreuzweise.“

Aufgewühlt, verärgert, enttäuscht und auch selbstkritisch: So gab sich am Donnerstag der bekannte TV-Journalist Jean Pütz (82, „Hobbythek“) vor dem Bochumer Landgericht. Dort sagte er als Zeuge im Betrugs- und Untreue-Prozess gegen den Bochumer Eventmanager und Medienberater Sascha Hellen (41, „Steiger Award“) aus.

Laut Anklage wurde neben dem Bochumer Arzt Prof. Dietrich Grönemeyer und weiteren auch Pütz vom Angeklagten betrogen. Wörtlich sagte die WDR-Legende über Hellen: „Er kann mich hinten und kreuzweise.“

Es geht um sieben hohe Dahrlehenssummen in einer so kurzer Zeitspanne, dass der Zuhörer im Gerichtssaal nur staunen kann. Zwischen Oktober 2015 und Januar 2016 hatte hatte Pütz an Hellen insgesamt fast 580.000 Euro gezahlt, dieses Geld aber nur zu einem sehr kleinen Teil zurückerhalten. Hellen habe ihm gesagt, dass er und seine Firma „Hellen Medien GmbH“ finanziell „einen kurzfristigen Engpass“ hätten. Ob er ihm für kurze Zeit aushelfen könne.

„Ich habe gewissermaßen ein Helfersyndrom“

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Pütz zahlte. Mehrfach 150.000 Euro auf einen Schlag, mehrfach 40.000 Euro, einmal 8500 Euro. „Ich habe gewissermaßen ein Helfersyndrom. Insofern hat er mich an einer schwachen Stelle erwischt“, sagte er vor der 12. Wirtschaftsstrafkammer. „Ich war einfach gutmütig. Er hat mich immer wieder gedrängt.“

Sascha Hellen (Mitte) mit Verteidigerin Sonka Mehner-Heurs und Verteidiger Timo Scharrmann am dritten Prozesstag.
Sascha Hellen (Mitte) mit Verteidigerin Sonka Mehner-Heurs und Verteidiger Timo Scharrmann am dritten Prozesstag. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Hellen ist ein extrem gut vernetzter Mensch. Er hat Kontakte zu ehemaligen Regierungschefs und anderen hochrangigen Politikern, in Königshäuser, in die Sport- und Kunstwelt. Auch Pütz gehörte dazu. Man duzte sich. Beide begannen die Arbeit an einer Biografie über Pütz. „Ich war daran sehr interessiert, hatte ein intensives Bedürfnis.“ In Form eines „Lebensromans“ sollte Hellen das Buch redigieren, formulieren und auch sonst bearbeiten. Nach dem ersten Kapital habe ihn Hellen aber um einen Kredit für seine Firma gebeten.

„Das ist eine richtige Milchkuh, die kannste jetzt schröpfen“

Hellen hat einen kleinen Teil des Kredits zurückgezahlt

Die Verteidigung hat Zweifel, dass Pütz wirklich nicht gewusst habe, dass Hellen damals die Insolvenz gedroht habe. Bis heute sollen Hellen knapp 180.000 Euro an Pütz zurückgezahlt haben. Darunter sollen aber viele Zinsen und nur wenig Schuldenmasse sein. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Pütz.

Der Prozess wird am 9. Juli fortgesetzt.

Pütz sagte, dass es damals eine Altersvorsorge ausgezahlt bekommen habe. Davon habe Hellen Wind bekommen und gedacht: „Das ist eine richtige Milchkuh, die kannste jetzt schröpfen.“ Die Zahlungen habe er „gegen Ratschläge von anderen“ getätigt: „Mach das nur ja nicht!“, erzählte Pütz den Richtern in klassischem Kölsch. Hellen, so der Zeuge weiter, „war für mich ein fähiger Mensch. Der Steiger Award war eine großartige Sache. Dann verliert man das Misstrauen. Ich kam nicht auf die Idee, dass er nicht zahlungsfähig wäre. Er hat sich als der große Macher dargestellt“.

Über das Verfassen des Buches kam es aber zum Bruch und zu schweren Verwerfungen. Das Buch-Projekt mit Hellen scheiterte. Und auch das „Du“ verbat sich Pütz von da an.

„Ich gebe zu, dass ich einfach zu blöd war“

Für die Darlehen hatte Hellen „Sicherheiten“ an Pütz überschrieben, eine Hypothek auf eine kleine Immobilie sowie seine „Kunstsammlung“ mit Fotografien und einer Plastik des Bildhauers Jörg Immendorf. Das aber soll nicht ansatzweise dem Darlehenswert entsprochen haben. Pütz hatte dies damals nicht richtig überprüft. „Ich gebe zu, dass ich einfach zu blöd war.“ Hellen habe später auch „bestätigt, dass er mich betrogen hat“.