Bochum. Das Baden in der Ruhr ist nicht erlaubt. An vielen Stellen ist es gefährlich. Die DLRG Bochum rettet jetzt immer wieder Menschen aus dem Fluss.
In der Badehose beobachten die drei jungen Männer am Ufer der Ruhr in Dahlhausen das heranpreschende DLRG-Boot. Die Ruhr fließt gemächlich an den Schaulustigen vorbei. Zwei Paddel treiben umher. In der Mitte des Flusses schwimmt ein umgekipptes Kanu, zwei Menschen strampeln im Wasser.
An diesem Nachmittag sind die gekenterten Kanuten nur eine gestellte Szene für die WAZ. Dieses Mal. Denn Unfälle mit Kanus oder mit Schwimmern, die die Strömung unter- oder ihre Kraft überschätzen, bereiten den Rettungsschwimmern der DLRG in den Sommermonaten viel Arbeit. Erst am Sonntag konnten Taucher einen untergegangenen 31-Jährigen in Höhe der Bootsrutsche in Dahlhausen nicht mehr retten. Der Mann starb. Seinen 25-jährigen Begleiter konnten die Männer noch rechtzeitig aus dem Wasser ziehen. Er ist einer von vielen Schwimmern, die den Rettungsschwimmern wohl ihr Leben verdanken.
In Bochum ist das Schwimmen in der Ruhr nicht erlaubt
Das Schwimmen in der Ruhr ist in Bochum nicht erlaubt. Doch auch an diesem Nachmittag plantschen wieder Männer in Badehose am Ufer, Taucher kreuzen durch das trübe Flusswasser. Die DLRG-Retter beobachten das vom Boot aus. „Wir haben viele versteckte Gefahren in der Ruhr. Die Wehrananlagen haben eine gefährliche Strömung. Es gibt dort natürlich Warnschilder, aber viele Leute gehen trotzdem dort schwimmen und begeben sich in eine große Gefahr“, sagt Wasserretter Nico Görlich.
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Viele Schwimmer würden das Schwimmen im Freigewässer unterschätzen. „Wir haben Untiefen, Strömungen. Bei uns im Wachgebiet kann man zum Beispiel an einer Stelle knietief stehen, auf einmal geht’s acht Meter runter. Da wird man unter Wasser gezogen und kommt nicht mehr hoch. Gerade wenn man nicht gut oder vielleicht sogar gar nicht schwimmen kann“, sagt der 18-Jährige.
Kanu-Rettungen gehören auch zum Alltag der DLRG
Zurück zum gestellten Rettungseinsatz, der so oft den Alltag der Retter bestimmt: Das Kanu treibt führerlos die Ruhr hinunter. Das DLRG-Boot rast heran, zieht die durchnässten Kanuten hinein. Gerade die Kanu-Fahrten ohne einen erfahrenen Bootsführer bergen laut DLRG große Gefahren. Beim Kentern können die Kanuten etwa kurz unter das Boot geraten, erschrecken wegen des kalten Wassers.
Auch mit den Strömungen an den Bootsrutschen könnten viele nicht umgehen. „Da kommen häufig Selbstüberschätzung und auch ein erhöhter Alkoholpegel zusammen“, sagt Nico Görlich.
Ein weiteres Problem: Passanten können vom Flussufer dann auch nur schlecht erkennen, ob jemand wirklich in Not ist.
Nicht ins Wasser springen, sondern Notruf wählen
„Der Ertrinkungsprozess ist leise“, sagt der Retter und gibt Tipps, worauf Augenzeugen achten sollten: „Die Leute probieren, mit dem Kopf über Wasser zu bleiben, legen ihn in den Nacken. Sie können nicht auf sich aufmerksam machen. Sie rufen nicht laut um Hilfe.“ Die DLRG warnt davor, dann selber ins Wasser zu springen. Stattdessen sollten Passanten erst einmal einen Notruf absetzen.
Die DLRG kommt dann mit Booten und speziell ausgebildeten Strömungsrettern. Und zieht wieder einmal Menschen aus der Ruhr. Die drei Männer vom Flussufer haben inzwischen ihr Interesse am Rettungseinsatz verloren. Sie strampeln durch das lauwarme Flusswasser. Die DLRG-Retter haben sie im Blick.