Wattenscheid. Es hat was von Klassentreffen: 2500 Besuchern feierten sich und die „Rock Classic Allstars“ in der ausverkauften Freilichtbühne Wattenscheid.
Eine Szene, wie sie typischer kaum sein kann für dieses Klassentreffen im XXL-Format. „Kommste nächstes Jahr auch zum Jubiläum?“, fragt der zunächst unbekannte Mann beim vierten Bier des Abends. „Wohin? Und wer sind Sie?“ – „Mensch, ich bin doch der Volker! Und 2020 ist 40 Jahre Abi am Märkischen!“ Sie sind in die Jahre gekommen, die Freunde der „Rock Classic Allstars“. Doch das Feiern haben sie weiß Gott nicht verlernt. Einmal mehr war die Freilichtbühne mit 2500 Besuchern restlos ausverkauft, als am Samstagabend die Wattenscheider Party des Jahres im Stadtgarten eingeläutet wurde.
Seit acht Jahren wecken Heinz und Anke Heinemann aus der Hellwegstadt selige Erinnerungen an Zeiten, in denen die Charts nicht von Spotify, sondern von Mal Sondock mittwochs auf WDR2 in die Gehörgänge gespült wurden und sich Cliquen auch ohne WhatsApp-Gruppe zu Feten in Papas Partykeller einfanden.
Motto: Hauptsache, es knallt!
Die „Rock Classic Allstars“ der Heinemänner katapultieren die Ü-50-Generation zurück in jene 70er Jahre. Ehemalige Mitglieder einst weltweit angesagter Rock- und Popgruppen bzw. deren Nachfolger finden sich in der Allstars-Band zusammen und präsentieren Klassiker aus der „Discothek im WDR“-Epoche. Die Jungs zwängen sich in ihr Uriah-Heep-Shirt, die Mädels in den Mini. Die „Children of the Revolution“, sie lassen’s in ihren – soviel ist gewiss – besten Jahren nochmal richtig krachen.
Lange Schlangen an den Bierständen
Lange Schlangen bildeten sich zu Beginn an den drei Bierwagen. Erst zu späterer Stunde entspannte sich die Situation bei der Getränkezufuhr.
Für mehr als die drei Getränkestände sei auch aus Sicherheitsgründen kein Platz, betont Andreas Kuchajda, Chef der Bochumer Veranstaltungs-GmbH. Die BOVG hat die Bewirtung bei dem Festival übernommen.
Dabei hat die Party eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Rümpften gestrenge Rock-und-Pop-Archive anfangs die Nase, dass zwar mit Top-Bandnamen geworben wird, aber nur wenige „echte“ Originale (wie zuletzt bei Hot Chocolate beim Zeltfestival) auf der Bühne stehen, ist es dem Publikum inzwischen relativ schnurz, wer dort vorn die Hits aus der Sturm-und-Drangzeit intoniert: Hauptsache, es knallt!
Und das tut es bei schweißtreibenden Temperaturen jenseits der 30 Grad. „So heiß“, ächzt Anke Heinemann mit Mini-Ventilator am Hals, „so heiß war’s noch nie.“
Klassiker von Deep Purple bis AC/DC
Die Allstars-Urgesteine Jeff Brown (Sweet) und Greg Bannis (Hot Chocolate) heizen mit Oldies von „Block Buster“ bis „Teenage Rampage“, von „You sexy Thing“ bis „Rivers of Babylon“ ein. Die Bochumer Rock-Institution Jo Hartmann überbringt mit Reibeisenstimme und Robbie-Williams-Engel Grüße aus der verbotenen Stadt. Oliver Marsh, Sohn von „Sailor“-Sänger Henry Marsh, interpretiert als Classic-Neuling die Hits von Papa und überzeugt mit der Ballade „Time to say Goodbye“.
Rock-Hammer wie „Smoke on the Water“, „Highway to Hell“ und „We are the Champions“ zum Finale lösen wie einst Luftgitarren- und Headbanging-Alarm selbst bei Glatzköpfen auf. Mit anderen Worten: Es ist wie immer. Feuchtfröhlich. Laut. Herzlich. Mitunter sentimental. Ganz so, wie ein Klassentreffen sein muss.
Zehnte Auflage folgt am 6. Juni 2020
Fortsetzung folgt. Am 6. Juni 2020 steigt die zehnte Auflage. Wieder in der Freilichtbühne. Ob erneut mit dem schon traditionellen Termin-Disput mit der Wattenscheider Werbegemeinschaft, bleibt offen. Den Heinemännern ist es fast schon egal: „Wir sind eh immer ausverkauft.“