Bochum. Sechs große Baumärkte gibt es bald in Bochum. Die Stadt reguliert die Ansiedlung mit dem Masterplan Einzelhandel. Doch der hat seine Grenzen.
Bereits im nächsten Jahr soll auf dem Aquella-Gelände in Wattenscheid ein neuer Toom-Baumarkt entstehen. Wie berichtet ist auf einer Verkaufsfläche von 6600 Quadratmetern ein Sortiment rund ums Modernisieren und Gestalten geplant. Damit würde der sechste Baumarkt auf Bochumer Stadtgebiet entstehen. Und nicht nur das, allein im Umkreis von wenigen Hundert Metern findet sich in Wattenscheid bereits ein weiterer Baumarkt (Bauhaus) und der Hammer-Fachmarkt, der zum Teil ein ähnliches Sortiment wie eine klassischer Baumarkt bietet.
Die Stadt leistet keinen Konkurrenz-Schutz
Wandelt sich Bochum zur Baumarkt-Metropole?
Anja Brauckmann ist beim Amt für Stadtplanung mit dem Masterplan Einzelhandel vertraut. Über ihn steuert die Stadt die Ansiedlung neuer Geschäfte und Warenhäuser. Baumärkte stehen damit in Bochum mit ihrem typischen Sortimenten nicht in Konkurrenz zu den Angeboten in der Innenstadt oder etwa Unterzentren, wie Wattenscheid, Linden oder Langendreer. „Gleichzeitig gilt aber auch, dass wir als Stadt keinen Konkurrenz-Schutz gewähren“, erklärt Brauckmann. Da Baumärkte sich in der Regel nur auf im Masterplan ausgewiesenen Sonderflächen ansiedeln können, seien solche „Ballungen“ wie jetzt in Wattenscheid nahezu unvermeidlich. „Wir schauen wie etwa in Wattenscheid schon genau auf das Sortiment. Es darf nicht in großer Konkurrenz etwa zur Wattenscheider Innenstadt stehen“, erläutert Brauckmann.
Auch interessant
Zuletzt verlagerte der Baumarkt Hagebau/Ziesak sein Geschäft auf die ehemalige Opel-Fläche in Langendreer. Dieser vor zwei Jahren eröffnete Baumarkt mit Drive-In-Abteilung ist sicher der derzeit modernste in Bochum. Dass jetzt erneut ein Baumarkt in Bochum, zudem mit großer Verkaufsfläche ansiedeln will, steht im Gegensatz zum Trend, dass Online-Giganten mittlerweile auch der Baumarktbranche zusetzen. Die Branche legte bundesweit im letzten Jahr rund 1,6 Prozent. an Erlösen zu, berichtete jüngst ein Branchendienst.
Die Entwicklungen beobachtet Christian Uhle, Geschäftsführer des Hannibal-Centers in Hofstede, seit Jahren genau.
Aus Kundensicht denken
Der ausgewiesene Einzelhandels-Spezialist sagt: „Eigentlich müssen wir auch beim Thema Baumarkt aus Kundensicht denken. Und der Kunde hätte am liebsten das Sortiment möglichst nahe.“ Doch diesen Baumarkt um die Ecke, den die Menschen im analogen Zeitalter noch Eisenwaren-Geschäft nannten, den gibt es längst nicht mehr. Dass jetzt die Internet-Riesen auch an die Umsätze aus den Baumärkten heran möchten, wundert Uhle nicht: „Es ist für den Kunden doch viel einfacher. Einmal die Kreditkarte eingegeben, kann er bequem alles bei einem Anbieter online kaufen.“ Die Baumärkte jedenfalls treiben deshalb intern die Digitalisierung voran, um mit der Zeit zu gehen.
Was die Stadt Bochum nicht ändern kann, ist übrigens die schlechte Verteilung der Baumärkte über das Stadtgebiet hinweg. Sie sind im Norden der Stadt oder entlang der A 40 angesiedelt. Anja Brauckmann hat dafür eine Erklärung parat: „Wir haben halt im Süden nicht die geeigneten Flächen.“ Der Blick auf den Masterplan bestätigt: Nicht eine für Baumärkte geeignete Sonderfläche befindet sich in den südlichen Stadtteilen.