Über den Umzug einer Moschee an die Castroper Straße wird in zwei Wochen entschieden. Die WAZ fragt vor Ort, was die Bürger vom Projekt halten.

Grumme. Die Brachfläche an der Castroper Straße 192-194 ist von den letzten heißen Tagen gekennzeichnet. An vielen Ecken des weitläufigen Geländes wachsen Unkraut und andere Pflanzen. Einst war hier die frühere Reiterstaffel der Landespolizei untergebracht. Jetzt will der islamische Kulturverein (IKV) dort seine Pläne von einer „Grünen Moschee“ umsetzen. Bisher war der Standort der Khaled-Moschee an der Querenburger Straße in Altenbochum, wo der Moscheebetrieb jedoch nur noch geduldet war. Die Baupläne wurden in den vergangenen Wochen ausgearbeitet und konkretisiert, so dass die Stadt und der islamische Kulturverein vor dem Abschluss eines Mietvertrags stehen. Am 11. Juli wird der Rat eine Entscheidung treffen.


„Ich bin sehr tolerant“

Islamischer Kulturverein

Der islamische Kulturverein wurde 1964 von einer Gruppe muslimischer Studenten in Querenburg gegründet. Der Name lautete „UMSO“ – Union muslimischer Studentenorganisationen.

2000 änderten die Mitglieder den Namen des Vereins schließlich in „Islamischer Kulturverein Bochum e.V.“

Am Einkaufszentrum „Große Vöde“ an der Castroper Straße 202-210 erledigen viele Anwohner ihre Einkäufe, so auch Michaela Fäller. Auf Nachfrage der WAZ zu den Bauplänen des islamischen Kulturvereins sagt die gebürtige Bochumerin: „Irgendwo müssen ja schließlich auch die Muslime in Bochum ihre Gotteshäuser haben.“ Sie sei in einem sozial-demokratischen Haushalt in Grumme groß geworden, so Michaela Fäller. „Wenn das von der ganzen Infrastruktur und so passt, ist das doch alles kein Problem. Wichtig ist, dass die Leute, die hier einkaufen gehen, vernünftig auf den Parkplatz kommen und danach natürlich auch wieder runter fahren können.“ Kurz bevor sie den Parkplatz des Supermarktes verlässt, fügt Michaela Fäller mit einem Lächeln hinzu: „Ich bin sehr tolerant und habe nichts gegen Fremde. Es wäre wirklich schön, wenn alle Europäer so denken würden.“


„Christen haben auch ihre Kirchen“

Das Gelände an der Castroper Straße 192-194 ist aktuell noch gesperrt. Hier soll demnächst der neue Standort der Khaled-Moschee liegen.
Das Gelände an der Castroper Straße 192-194 ist aktuell noch gesperrt. Hier soll demnächst der neue Standort der Khaled-Moschee liegen. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Zwei weitere Bochumer, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, äußern sich ebenfalls zu dem Moscheeprojekt. Ein Rentner, der in Grumme wohnt, sagt: „Was soll man denn schon dagegen haben? Die Christen haben hier ja auch ihre Kirchen. Was viele scheinbar nicht wahrhaben wollen, ist die Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. Da müssen auch wir Bochumer uns dran gewöhnen.“ Ein junger Mann aus Gerthe sieht es ähnlich: „Ich habe nichts dagegen, dass hier eine Moschee hinkommen soll. Warum sollte ich auch? Und mal angenommen, auf dem Gelände sollte eine Kirche gebaut werden: Dann würden Sie mich wahrscheinlich gar nicht nach meiner Meinung fragen.“


Bau startet voraussichtlich 2020

Das Gelände zwischen der JVA und dem Einkaufszentrum bietet eine Fläche von rund 4300 Quadratmetern. Die neue Moschee soll Platz für maximal 500 Personen bieten. Voraussichtlich Anfang 2020 soll mit dem Bau begonnen werden. Ist sie fertiggestellt, soll der Moscheebetrieb an der Querenburger Straße sofort aufgegeben und komplett zur Castroper Straße verlegt werden.