Bochum. Der frühere Theaterleiter feiert am Mittwoch runden Geburtstag. An seine wildbewegte Zeit an der Königsallee denken viele gern zurück.
Wie die Zeit vergeht: Der frühere Bochumer Intendant Leander Haußmann feiert am Mittwoch 60. Geburtstag. Im Jahr 1995 als einst jüngster Theaterleiter Deutschlands am Schauspielhaus angetreten, gelangen ihm hier fünf wildbewegte Jahre, an die nicht wenige mit einem Schmunzeln, aber auch mit einiger Hochachtung zurückdenken (siehe Bericht auf der Seite „Leute“ im Mantelteil).
Nach neun eher grauen Jahren unter Haußmanns Vorgänger Frank-Patrick Steckel mischte der junge Regisseur aus Quedlinburg das Theater gehörig auf: ein leuchtend rotes, pulsierendes Herz als neues Logo und das vielzitierte „Viel Spaß“-Motto sollten seine Bochumer Jahre entscheidend beflügeln.
Edle Adaption der „Vaterlosen“
Als großes Glück für Haußmann erwies es sich, dass er gemeinsam mit Jürgen Kruse (heute ebenfalls 60) und Dimiter Gotscheff (2013 verstorben) in einem Regie-Triumvirat antrat: Diese drei doch sehr unterschiedlichen Männer prägten das Bühnengeschehen auf ihre ganz eigene Weise und mit gänzlich persönlichem Stil. Haußmann schmiss sich mit großem Eifer ins Gefecht, zeigte zur Eröffnung eine viel zu lange, aber überaus edle Adaption der „Vaterlosen“ von Anton Tschechow und brachte eine ganz zauberhafte „Antigone“ von den Salzburger Festspielen mit. Mit „John Gabriel Borkmann“ gelang ihm 1999 die bislang letzte Bochumer Einladung zum renommierten Berliner Theatertreffen.
Gut gelaunt bei der 100-Jahr-Feier
Nach seiner Zeit am Schauspielhaus widmete sich Haußmann verstärkt dem Film („Sonnenallee“, „NVA“) und inszenierte nur noch gelegentlich. „Haußmanns Staatssicherheitstheater“ an der Berliner Volksbühne brachte ihm zuletzt große Aufmerksamkeit ein. Im Schauspielhaus sah man ihn im April bei der 100-Jahr-Feier, wo er während einer „Elefantenrunde“ mit nahezu sämtlichen, noch lebenden Intendanten auf der Bühne gut gelaunt verriet, dass er mittlerweile lieber Netflix schaue als ins Theater zu gehen. Der Beifall seiner Fans war ihm gewiss.
Zu Haußmanns rundem Geburtstag hat der MDR eine 30-minütige Reportage aus der Reihe „Lebensläufe“ gedreht, in der sich viele Weggefährten zu Wort melden, darunter Frank Castorf und Henry Hübchen. Auch an die Bochumer Zeit wird erinnert: Sein damaliger Fahrer Willi Döhring und Lucas Gregorowicz, damals junger Schauspielschüler, erzählen von früher. Die komplette Doku ist in der Mediathek des MDR abrufbar: www.mdr.de