Bochum. . Runde Geburtstage sind immer außergewöhnlich – und dieser ganz besonders. Der Wattenscheider Industriearmaturen-Hersteller Bomafa wird 100.

Wer einen Blick in den Reisepass von Friedrich Appelberg wirft, könnte meinen, der Mann führt eine Art Jetset-Leben. Es ist noch gar nicht so lange her, da ist er von einer Reise nach Indien, Korea, China und den Philippinen zurückgekehrt. Aber der 51-Jährige fliegt nicht aus Jux und Dollerei um die halbe Welt. Er hält Kontakte zu Partnern und Kunden vor allem in den Schwellenländern Asiens. Denn nicht zuletzt dort, wo der persönliche Kontakt zu Firmeninhabern besonders zählt und wo Vertrauen der Kitt ist, der Geschäftsbeziehungen zusammenhält, macht sein Unternehmen, die Bochumer Maschinenfabrik (Bomafa), gute Geschäfte. 100 Jahre wird die 1919 von Appelbergs Großvater Arthur Schneider gegründete Firma in diesen Tagen alt. Und sie rüstet sich für neue Herausforderungen.

Verkauf kommt nicht in Frage

In die ganze Welt werden Armaturen von Bomafa verschickt.
In die ganze Welt werden Armaturen von Bomafa verschickt. © WAZ FotoPool | Ingo Otto

Als vor drei Jahren ein US-Unternehmen in Wattenscheid anklopfte und Friedrich Appelberg Millionen für dessen Unternehmen bezahlen wollte, da winkte der Diplom-Ingenieur schnell ab. Der Familienbetrieb, den er in vierter Generation führt, soll – wenn möglich – auch noch in fünfter Generation den Appelbergs gehören. Die Grundlagen dafür sind geschaffen, die Tochter des Chefs beginnt ein Wirtschaftsstudium.

Vor 19 Jahren stieg der jetzige Geschäftsführer ins Unternehmen ein, übernahm später den Staffelstab von seinem Vater Ferdinand und setzte damit einen Tradition fort, die Arthur Schneider acht Monate nach dem Ende des 1. Weltkriegs 1919 begründete hatte.

Zu Anfang Service für den Bergbau

„Das war damals ganz schön mutig“, sagt Friedrich Appelberg. Zuerst war Bomafa eine Service-Betrieb für den Bergbau. Knapp 30 Jahre später, nach dem 2. Weltkrieg, begann dann die Herstellung eigener Produkte, vor allem von Industriearmaturen für den aufstrebenden Kraftwerksbau. „Wir sind mit den Kraftwerken groß geworden“, erzählt Friedrich Appelberg. Egal ob kohle-, wasser-, gas- oder atomgetrieben. Rund um den Globus gibt es Kraftwerke, in denen Armaturen made in Wattenscheid den Zufluss von Dampf, Gas und Wasser regeln. Die Anforderungen, gerade an die Sicherheit, sind dabei stetig gestiegen. „Am höchsten sind sie bei den Atomkraftwerken.“

Die „gute alte Zeit“. Früher wurde auch bei Bomafa noch am Reißbrett mit Tusche und Lineal gezeichnet.
Die „gute alte Zeit“. Früher wurde auch bei Bomafa noch am Reißbrett mit Tusche und Lineal gezeichnet. © Bomafa | F. Appelberg

Vor 20 Jahren begann die Internationalisierung des Geschäfts. „Bis dahin haben wir unsere Produkte nur in Deutschland verkauft“, so Appelberg. Aber der Bedarf an Energie in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern eröffnete neue Perspektiven. Vor allem in China. Dort ist der ganz große Boom zwar vorbei. Für Bomafa spielt die Musik daher momentan vor allem in Indien, wo die Wattenscheider seit einigen Jahren auch ein eigenes Werk unterhalten. „Aber wir müssen uns grundsätzlich immer nach neuen Märkten umschauen“, sagt Friedrich Appelberg.

Große Feier mit 140 Gästen

Am Mittwoch (19.) wird aber erst einmal kräftig gefeiert. 140 Gäste kommen zur 100-Jahr-Feier in die Stadtparkgastronomie – angefangen von der Belegschaft, dem größten Pfund, mit ein Mittelständler wuchern kann, über Vertreter aller weltweiten Partner bis hin zu Kunden. 40.000 bis 50.000 Tausend Euro lässt sich die Firma die Feier kosten. Aus zwei guten Gründen. „Erstens haben wir immer groß gefeiert. Und zweitens ist das auch ein deutliches Signal, dass Bomafa eine Zukunft hat“, sagt Friedrich Appelberg. Er setzt auf die fünfte Generation.