Bochum. Deutschlands Stromversorgung gehört weltweit zu den sichersten. Aber was ist, wenn der Blackout eintritt? Ist Bochum für diesen Fall gerüstet?
Plötzlich war es stockduster, trudelten Ventilatoren aus und hörten Kühlschränke auf zu brummen. Ein Stromausfall, der größte in der Stadt in den vergangenen 30 Jahren, legte vor vier Jahren nahezu den ganzen Betrieb an der Ruhr-Uni lahm. 20 Stunden lang tappten Wissenschaftler, Studenten und Verwaltung im Dunkeln. Was ist eigentlich, wenn die ganze Stadt von so einem Ereignis ereilt würde? Ist Bochum darauf vorbereitet?
„Die Stadtwerke Bochum haben umfangreiche Vorkehrungen für mögliche Versorgungsausfälle getroffen“, sagt Stadtwerke-Sprecher Kai Krischnak. Das weitreichende Stromnetz, mit einer Länge von 4200 Kilometern im gesamten Stadtgebiet entspricht etwa der Entfernung von Bochum nach St. Petersburg und zurück, ermögliche es, im Falle von Ausfällen den Strom über alternative Leitungen an den Bestimmungsort zu befördern. Die letzte Lücke dieser Redundanz wurde offenbar 2015 nach dem Stromausfall an der Uni geschlossen. Auch dort sorgt nun eine Ringleitung für eine größere Versorgungssicherheit.
„Nichtsdestotrotz ist jede lokale Stromversorgung abhängig vom vorgelagerten Übertragungsnetz“, sagt Kai Krischnak. Wird weniger Strom als üblich ins Netz eingespeist, kann der heimische Energieversorger reagieren. Bei absehbaren Versorgungsengpässen werden Netzbezirke, die fast deckungsgleich mit den Stadtbezirken sind, „diskriminierungsfrei und rollierend“ vom Netz genommen. Einzelne Bezirke wären dann abwechselnd für je 90 Minuten ohne Strom – von Riemke bis nach Stiepel, von Wattenscheid bis nach Werne. So sieht es das Gesetz vor. Einen Vorrang dürften bestimmte Stadtteile oder Unternehmen nicht haben.
5,96 Minuten Stromunterbrechung
„Die verfügbaren Planungen der Stadtwerke beziehen sich auf einen partiellen Stromausfall im Stadtgebiet mit einer kalkulierten Ausfalldauer von bis zu einer Woche“, heißt es in der Verwaltungsmitteilung. Ausgelöst hatte die Mitteilung eine Anfrage der AfD-Fraktion im Rat. Sie wollte wissen, ob Bochum auf die „Blackout-Gefahr“ vorbereitet sei.
Notstromaggregate für sensible Einrichtungen
Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintritt, halten Stadtverwaltung wie auch Stadtwerke für äußerst gering – und wenn, dann wären eher einzelne Bezirke betroffen. Die Stromversorgung in Deutschland gehöre europaweit zu den sichersten. Und: Mit durchschnittlich 5,96 Minuten Stromunterbrechung liegt Bochum im Jahresschnitt deutlich unter dem Bundeswert (15,14 Minuten). Indes: „Das Risiko eines ‘Blackouts’ ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, heißt es in besagter Verwaltungsmitteilung.
Viele Akteure gehören dem Krisenstab ab
Mit eigenen Krisenstabsübungen sowie gemeinsamen Übungen mit Stadt und Feuerwehr bereiten sich die Stadtwerke Bochum auf Krisensituationen vor. Mit vorgelagerten Netzbetreiber steht der stadteigene Energieversorger in ständigem Austausch.
Die Stadt hat für außergewöhnliche Situationen jedweder Art die Stabsstelle Kommunales Krisenmanagement gegründet. Sie koordiniert das Miteinander verschiedener Fachbereiche. Derzeit wird ein Nachfolger für den aus dem Dienst ausgeschiedenen Stabsleiter, den früheren Feuerwehr-Chef Dirk Hagebölling, gesucht.
Würde der Strom im ganzen Stadtgebiet ausfallen, wären sensible Einrichtungen zumindest vorübergehend geschützt. Krankenhäuser, Polizei und Feuerwehr halten eigene Notstromaggregate vor, um ihren Betrieb aufrecht erhalten zu können. Auch die Stadtwerke selbst verfügen über solche – in der Regel dieselbetriebene – Anlagen. Indes haben sie nur eine begrenzte Leistungsfähigkeit. Das stärkste Notstromaggregat der Stadtwerke kann etwa den Verbrauch von 200 Haushalten sicherstellen.