Bochum. Jazzer Jasper van’t Hof macht sich nach 40 Jahren an die Neueinspielung seiner CD „Flowers Allover“. Nicht in Boston oder Berlin, aber in Bochum.
Wenn ein Musiker nach reichlich 40 Jahren eines seiner erfolgreichsten Alben nochmals einspielt, ist das ein Vorhaben von ziemlicher Ungewöhnlichkeit. Und ein Risiko dazu. Im Kunstmuseum wird es gewagt: Dort macht sich der Jazz-Pianist Jasper van’t Hof am 16. Juni an die Neueinspielung seiner 1978er Solo-LP „Flowers Allover“.
Van’t Hof eine „Piano-Legende“ zu nennen, ist nicht übertrieben. Der Niederländer (*1947) setzte in den 70ern mit der Band „Pork Pie“ Akzente im Jazz-Rock; seine Mitspieler waren der Gitarrist Philip Catherine und der Saxofonist Charlie Mariano; die Gruppe ist heute so legendär wie der Pianist selbst. In den 1980er/90ern mixte van’t Hof mit „Pili Pili“ Jazz & Weltmusik, oft war die Band damals im Kulturbahnhof Langendreer zu erleben. In den letzten Jahren kehrte der Pianist zum akustischen Konzertflügel zurück. Bochums Jazzliebhaber erinnern sich an sein Solo im ausverkauftes Kunstmuseum im letzten Sommer.
Ein Jahr später ist Jasper van‘t Hof erneut da. Diesmal steht im Wortsinn ein Experiment auf dem Programm, denn der Pianist wird in Bochum exklusiv die Titels seines Albums „Flowers Allover“ von 1977/78 anstimmen und das Ganze für eine weltweite Album-Neuveröffentlichung live aufzeichnen lassen. „Flowers Allover“ gehört zu jenen typischen Klavier-Alben aus der Mitte der 70er Jahre, die damals sehr zugkräftig waren, man denke an Chick Coreas zweiteilige „Piano Improvisations“ oder Keith Jarretts „Köln Concert“.
Live-Herausforderung
Für van’t Hof ist die Neueinspielung nichts, was er aus dem Ärmel schütteln würde. Tatsächlich hat sich der Künstler in den letzten Wochen und Monaten akribisch mit seiner historischen Komposition auseinandergesetzt – in 40 Jahren hat sich die Spieltechnik ebenso verändert wie die konzeptionelle Handhabung des musikalischen Stoffes. Dennoch ist keine „Neudeutung“ des alten Materials zu erwarten, vielmehr ein Erinnern daran und eine Auffrischung.
Man darf gespannt sein, wie die Stücke von einst im 21. Jahrhundert klingen: Vom LP-Auftakt mit „The Conductor“, das eine vielstimmige Eröffnungslinie mit einem pulsierenden Riff und blitzschnellen Läufen verschmilzt, über „La Truite Plays Back“ mit seinem Satie-Feeling, bis zur schönen Ballade „Transitory-Variation“, die das Album beschließt.
Guter Kontakt zum Veranstalter
Durch gute Kontakte zum Veranstalter Oliver Bartkowski hat sich van’t Hof für die Live-Herausforderung bewusst für Bochum entschieden. Wer sein Konzert im letzten Jahr im Museum gehört hat, weiß warum. In der zweiten Hälfte gibt Jasper van‘t Hof beim Konzert am 16. Juni weitere Einblicke in sein musikalisches Schaffen, das über ein halbes Jahrhundert umfasst.