Bochum. . Am Tag der Organspende werben Betroffene im Bermuda-Dreieck in Bochum für Organspendebereitschaft. Neben Vorträgen werden auch Ausweise verteilt.
In orangener Weste mit der Aufschrift „Lebensritter“ steht Klaus Dombrowski am Eingang des Bermuda-Dreiecks. Neben ihm: Ein riesiger Organspendeausweis und ein Wegweiser. Links soll laufen, wer zu Organspende sagt: „Ist mir egal, betrifft mich nicht!“ Rechts hingegen, wer meint: „Es kann jeden treffen, ich möchte mehr Infos.“ Tabea Von Enzberg geht rechts.
„Mit 16 habe ich schon einmal Post bekommen und mich damals nicht reif für eine Entscheidung gefühlt“, sagt sie. Nun wisse sie, dass sie ihre Organe nach ihrem Tod spenden wolle. „Ich habe mich ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt“, sagt die 20-Jährige. Genau das wünschen sich die Mitglieder des Netzwerkes Organspende.
Marcus Nagel, der seit acht Jahren mit neuer Niere lebt, sagt: „Niemand muss seine Organe spenden, das akzeptiere ich völlig. Aber die Auseinandersetzung ist wichtig.“ Er kläre etwa Leute, die gerne nach Holland fahren, darüber auf, dass dort andere Gesetze gelten. „Es gilt die Widerspruchslösung. Verunfallt man und hat keinen Ausweis, wird man automatisch zum Spender.“ Eine Entscheidung - in die eine oder andere Richtung - sei daher sinnvoll. „Alle, die aus Faulheit oder unberechtigten Sorgen noch keinen Ausweis haben, möchte ich überzeugen“, so Nagel.
Niemand ist zu alt
Konstanze Birkner, die als Krankenschwester beide Seiten einer Transplantation kennt, begegnen solche Ängste häufig. „Oft werden Voraussetzungen für Blut-, Knochenmark- und Organspende verwechselt. Für eine Organspende kann man nicht zu alt sein“, sagt sie.
Es herrschten auch Unklarheiten über die Feststellung eines Gehirntodes. Um all das aus dem Weg zu räumen, stehen im Bermuda-Dreieck die Transplantationsbeauftragten mehrerer Bochumer Krankenhäuser Rede und Antwort. „Wichtigstes Ziel einer Gesetzesnovelle sollte sein, alle Bundesbürger zu einer verbindlichen Entscheidung zur Organspende zu bewegen, die im seltenen Fall des Hirntodes abrufbar ist“, sagt Prof. Dr. Richard Viebahn, Leiter des Transplantationszentrums am Knappschaftskrankenhaus. Es sei kaum zu vermitteln, dass in Deutschland mit seinem exzellenten Versorgungssystem die Organspende im unteren Drittel der EU-Länder angekommen ist.
Moni Kuhlen, seit 18 Jahren lebertransplantiert, sagt: „Mir wurde ein neues Leben geschenkt.“ Beim Verteilen der Spenderausweise hört sie einen Satz besonders gern: „Hab‘ ich schon.“