Bochum. Die Sparkasse möchte, dass ihre Kunden noch mehr Dienstleistungen am Automaten managen. Nun sollen auch die roten Sparbücher verschwinden.

Wer ein Sparbuch bei der Sparkasse hat, soll sein Geld künftig verstärkt am Automaten abheben und einzahlen. Dazu können die herkömmlichen EC-Karten benutzt werden. Stück für Stück, so die Strategie, sollen die roten Sparbücher dem digitalen Zahlungsverkehr weichen.

Der Dino unter den Geldanlagen ist nicht tot zu kriegen. Im Gegenteil. Von den fünf Milliarden Euro Kundengeldern der Sparkasse Bochum befinden sich 40 Prozent auf klassischen Spareinlagen, meist auf dem Sparbuch. „Wir haben rund 300.000 Kunden in Bochum. Es gibt kaum einen, der kein Sparbuch besitzt, oft sogar mehrere“, erklärt Kai König von der Vertriebsabteilung der Sparkasse. Er bekräftigt: Wer kurzfristig etwas auf die hohe Kante legen will, etwa für die neue Wohnungseinrichtung oder den nächsten Urlaub, sei mit dem Sparbuch nach wie vor gut bedient. Als mittel- oder langfristige Anlage, gar als Altersvorsorge, sei es indes komplett ungeeignet. Aktuell dümpelt der Zinssatz bei 0,05 Prozent. „Das ist so gut wie nichts. Inflationsbedingt ist es sogar ein Minusgeschäft“, weiß König, der die Mitarbeiter in den 45 Geschäftsstellen immer wieder anhält, das Gespräch mit den Kunden zu suchen und auf einträglichere Wertpapier- und Fondsmodelle hinzuweisen.

Buchungen am Schalter werden überflüssig

Wer gleichwohl nicht vom Sparbuch lassen will (und das sind laut Sparkasse längst nicht nur ältere Kunden), soll zumindest technisch mit der Zeit gehen. Umbuchungen vom Girokonto auf das Sparbuch und umgekehrt sind seit langem per Online-Banking möglich. Nun kommen auch die Geldautomaten ins Spiel. Dafür sind ein hauseigenes Girokonto und das „Sparkassenbuch Plus“ nötig. Das heißt: Das alte Sparbuch (es gilt als „Urkunde“) wird abgegeben. Die Buchungen am Schalter entfallen. Stattdessen wird die vorhandene Karte um die Sparbuch-Funktion erweitert. So kann am Automaten Geld auch vom Sparbuch (aus Sicherheitsgründen nicht mehr als 1000 Euro am Tag) abgehoben werden. Auch Bar-Einzahlungen erledigt die Technik: Omas Hunderter zum Geburtstag ebenso wie die 5000 Euro für das verkaufte Auto.

Volksbank ist schon seit Jahren auf dem Weg

Das neue Plus-Sparbuch finde gute Resonanz, berichtet Sparkassen-Sprecherin Sabine Raupach-Strohmann. Das sei natürlich im Interesse des Geldinstituts, das durch die Umstellung Kosten und Personal spart. Niemand müsse aber befürchten, das ihm das seit Jahrzehnten angestammte Buch entzogen wird. Kai König: „Wir wollen das Sparbuch nicht abschaffen, sondern modernisieren.“

Verbraucherberatung warnt: Sparer zahlen drauf

Die Verbraucherberatung warnt bei Sparbüchern vor einem „Negativzins“. Zwar herrscht seit einigen Jahren eine nur geringe Inflation. Dennoch liegen die Preissteigerungsraten über den durchschnittlichen Sparzinsen, sodass das angelegte Geld an Wert verliert.

Die Sparkasse bietet Kunden über 60 Jahren Lehrgänge zum Online-Banking an: www.sparkasse-bochum.de/seminar

Die Volksbank Bochum-Witten ist schon seit zehn Jahren auf diesem Weg. Die „Spar-Card“ ersetzt hier sukzessive das Sparbuch, inklusive des Abhebens und Einzahlens am Automaten. Klassische Sparbücher werden nicht mehr neu ausgegeben, erklärt ein Banksprecher. Soweit ist die Sparkasse noch nicht. Wer will, erhält hier auch im digitalen Zeitalter noch das rote Buch.