Bochum-Grumme. Zwei Interessenten für den Mini-Markt in der Flüssesiedlung sind abgesprungen. Die Hoffnungen ruhen nun auf einer Bäckerei. Sonst greift Plan B.
Um Lebensmittel zu kaufen, müssen die Anwohner der Flüssesiedlung in Grumme seit ein paar Wochen ins Auto steigen oder den Bus benutzen. Die bequeme Lösung – Einkaufen „um die Ecke“, im Geschäft von Petra Findling in der Ladenzeile an der Ennepestraße – gibt es seit Anfang Mai nicht mehr. Wie angekündigt, hat die 56-Jährige das Mietverhältnis mit der VBW beendet.
Vielleicht müssen sich die Menschen in der Flüssesiedlung an den Zustand gewöhnen, für den Einkauf nun weite Wege in Kauf zu nehmen. Denn ein Nachfolger für den Lebensmittelladen von Petra Findling ist noch immer nicht gefunden. Die VBW sei daran nach wie vor sehr interessiert, beteuert das Wohnungsunternehmen, „Unser Interesse ist zu 100 Prozent ernst gemeint“, unterstreicht Sebastian Keppe, Referent von VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel, die Bemühungen, auch weiterhin die Nahversorgung im Viertel sicherzustellen.
Plan B: Ein Service-Büro
Doch dies sei gar nicht so einfach. Zwei Interessenten seien der VBW abgesprungen, sagt Sebastian Keppe. Beide wären nach den ersten Verhandlungen zunächst mit den vereinbarten Konditionen einverstanden gewesen, hätten sich jedoch jeweils Bedenkzeit erbeten. Eine Interessentin habe daraufhin abgesagt, die andere sich gar nicht mehr gemeldet. Also ging die Suche von Neuem los.
Nun ruhen die Hoffnungen der VBW auf einer Bäckerei-Kette. „Wir hatten gestern noch Kontakt“, sagt Sebastian Keppe. Konkret sei allerdings noch nichts. Zunächst sei Interesse bekundet und um Eckdaten gebeten worden. „Diese wurden nun an den Prokuristen des Unternehmens weitergeleitet“, weiß Keppe, für den die Zeit drängt. Denn noch in diesem Monat will die VBW eine Entscheidung. Tut sich bis dahin nichts, greift Plan B. Dann wird die VBW in dem leerstehenden Ladenlokal ein Service-Büro einrichten.
Kritik von der Sozialen Liste im Rat
Aktuell gibt es nämlich keine direkte Anlaufstelle in der Flüssesiedlung für die vielen VBW-Mieter dort. Diese Lösung würde allerdings auch nur übergangsweise umgesetzt. Die VBW plant, ein festes Service-Büro in einem der Häuser an der Lahnstraße zu installieren, wenn diese saniert sind. Spätestens dann würde der Info-Point im Findling-Laden wieder aufgegeben und erneut nach einer Nachnutzung gesucht.
Kunden demonstrierten für den Erhalt
Als sie davon Wind bekamen, dass „ihr“ Lebensmittelladen an der Ennepestraße vor dem Aus steht, ergriffen einige Kunden die Initiative und demonstrieren mit selbst gemachten Schildern für den Erhalt des kleinen Marktes. Aufschrift: „Unser Laden muss bleiben – für den Erhalt der Lebensqualität.“ Denn davon werde mit dem Wegfall der Einkaufsmöglichkeit ein gehöriges Stück fehlen, schimpfen die Grummer. Mehr als 200 Unterschriften wurden gesammelt.
Wer Interesse hat, den Lebensmittelladen als Nachfolger von Petra Findling zu übernehmen, kann sich bei VBW-Mitarbeiter Marco Biewald melden: Tel. 0234/ 31 03 65. Eile ist geboten. Bis Ende dieser Woche will die VBW eine Entscheidung.
„Viel lieber wäre uns aber schon jetzt, einen passenden Nachfolger zu finden“, bekräftigt Sebastian Keppe, auch im Hinblick auf Kritik von der Sozialen Liste im Rat. Deren Mitglied Günter Gleising sagt: „Ich habe den Eindruck, dass die VBW nie ernsthaft daran interessiert war, den Lebensmittelladen an der Ennepestraße zu erhalten.“ Die Soziale Liste hält an ihrem Vorwurf fest, „dass das zu großen Teilen städtische Unternehmen seiner sozialen Verantwortung nicht nachkommt.“ Dem hält die VBW über Sebastian Keppe entgegen, dass „wir sehr gerne einen Lebensmittelladen im Viertel hätten. Wir können ihn uns nur nicht aus den Rippen schneiden“.