Bochum. . Der Mieterverein Bochum kritisiert das städtische Wohnungsunternehmen VBW. Überschüsse für die Stadt seien dort wichtiger als günstige Wohnungen.
Massive „Mietoptimierungen auf Kosten der Mieterschaft“ wirft der Bochumer Mieterverein dem städtischen Wohnungsbauunternehmen VBW vor. „Offenbar will die Stadt als Hauptgesellschafter mehr Rendite, da gibt es einen großen Druck. Wir haben Sorgen, dass jetzt ganze Mietergruppen aus ihren Wohnungen gedrängt werden“, sagt Michael Wenzel, Geschäftsführer des Mietervereins.
Der Mieterverein verweist in seiner Kritik darauf, dass die Stadt mittlerweile über die Stadtwerke und die Sparkasse über knapp 80 Prozent der Anteile des Wohnungsunternehmens verfügt.
Seit 2015 führt die VBW, die mit ihren 12.700 Wohnungen der mit Abstand größte Vermieter in Bochum ist, Jahr für Jahr regelmäßig drei Millionen Euro als Überschuss an die Gesellschafter ab. „Wir fordern von der Stadt, die VBW nicht als Dukatenesel zu missbrauchen und das auf Kosten der Mieter.“
Teurer als der Mietspiegel
Der Mieterverein fürchtet zudem, dass durch die Baupolitik der VBW mehr und mehr Mieter, die auf Transferleistungen, etwa Hartz 4, angewiesen sind, durch die steigenden Mieten aus den Wohnungen gedrängt würden. Frei finanzierte Wohnungen seien dann praktisch nicht mehr für die rund 30.000 Transferleistungsempfänger geeignet.
So habe ein aktueller Mieten-Vergleich von auf einer Internetplattform angebotenen Wohnungen in Bochum ergeben, dass die durchschnittliche Kaltmiete bei frei finanzierten VBW-Wohnungen bei 6,93 Euro/m² liege. Im Vergleich dazu komme der Schnitt bei Genossenschaften auf 6,08 Euro/m², der Mietspiegel weise 6,07 Euro/m² aus.
VBW weist Pauschalkritik zurück
VBW-Geschäftsführer Norbert Riffe weist diese pauschale Kritik am Geschäftsgebaren seiner Gesellschaft zurück. „Hier wird uns unterstellt, wir würden eine bestimmte Situation ausnutzen.“ Er unterstreicht die soziale Verantwortung der VBW als öffentliches Unternehmen. Derzeit gebe es im Gesamtbestand des Unternehmens 40 Prozent öffentlich finanzierte Wohnungen, früher hätte man von Sozialwohnungen gesprochen.
Energieverbrauch liegt im Mittelfeld
Der Mieterverein hat die Bochumer Immobilien-Angebote auf einem Internetportal von einer Woche ausgewertet. Dabei seien 80 VBW-Wohnungen berücksichtigt worden.
Außer der Miete wurde auch der durchschnittliche Endenergieverbrauch errechnet. Der liege bei 132,82 kWh pro Jahr und Quadratmeter. Dies sei gerade einmal die Energieeffizienzklasse D, die mittlere von neun Klassen, laut Mieterverein „alles andere als ein toller Wert“.
„An diesem Verhältnis möchten wir im Prinzip künftig festhalten“, so Riffel. Er betonte, dass es in Bochum einen Bedarf an höherwertigem Wohnraum gebe. „Es gibt eben Haushalte, die können neun Euro oder mehr für einen Quadratmeter zahlen.“ Auf den Mix komme es an. So seien etwa bei den geplanten 1500 neuen VBW-Wohnungen, je ein Drittel frei finanzierte, öffentlich geförderte und als Eigentum zu verkaufende Wohnungen vorgesehen.