Linden. Aus dem geplanten Neubau der Schule für Kranke in Linden wird nichts. Bezirksbürgermeister Marc Gräf sieht die Schuld dafür bei der Helios-Klinik

Gerd Julius hatte sich das so schön ausgemalt. Er geht in den Ruhestand und übergibt seinem Nachfolger ein neues Gebäude. Daraus wird nichts. Wenn Gerd Julius in sechs Wochen seinen Posten als Leiter der „Schule für Kranke“ in Linden auf dem Gelände der Helios-Klinik räumt und in den Ruhestand geht, ist seine Nachfolge geregelt. Der Neubau der Schule aber ist in weite Ferne gerückt.

Und wenn Julius dann sagt, dass er deshalb sehr enttäuscht sei, dann ist das wohl noch untertrieben. Bezirksbürgermeister Marc Gräf fehlen nach eigener Aussage „die Worte dafür, was da passiert ist“. Er gibt der Helios-Klinik in Linden die Schuld am Scheitern des Projektes. „Ich habe kein Vertrauen mehr zu Helios. Dem Krankenhauskonzern scheint es nicht gut zu gehen. Das ist sehr bedauerlich.“

Neubau erforderlich

Am bedauerlichsten finden Julius und Gräf aber die Situation für die Kinder und Jugendlichen, die in Linden in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind. „Die Verhältnisse in der Schule sind nicht gut“, sagt Julius. „Wir behelfen uns.“ Und Gräf ergänzt: „Die Schule erfüllt die Brandschutzanforderungen nicht, darf da nur mit einer Ausnahmegenehmigung sein.“ Ein Neubau, da sind sind alle Beteiligten einig, ist zwingend erforderlich. Und das schon länger. Deshalb hatte Oberbürgermeister Thomas Eiskirch vor inzwischen mehr als zwei Jahren den Neubau auch sofort mit auf die Liste der Schulen gehoben, die von den Geldern aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“ profitieren sollen. Drei Millionen Euro waren da für den Neubau vorgesehen.

Die Stadt will weiterhin einen Neubau, will ihn mit anderen kommunalen Mitteln finanzieren. Fraglich bleibt, wann der in Angriff genommen werden kann und wo er entsteht. Er ist zwingend mit dem Krankenhaus verbunden, das in Bochum die Kinder- und Jugendpsychiatrie betreibt. Derzeit ist das eben die Helios-Klinik.

Das Land vergibt den Versorgungsauftrag. Das Land müsste daher auch eine Vertragsauflösung anstreben. Julius würde sich wünschen, „dass das bald passiert. Wir waren ja jetzt schon nahe dran an der Umsetzung des Neubaus“.

Viel hat offensichtlich nicht gefehlt, und der Neubau wäre längst auf dem Weg und Julius seinem Wunschtraum nahe. Julius: „Es fehlte nur noch die Unterschrift unter dem Vertrag.“

Bezirksbürgermeister wird aktiv

Weil die so lange auf sich warten ließ, wurde Marc Gräf kurz vor Weihnachten noch einmal aktiv, sprach mit dem Geschäftsführer der Helios-Klinik. Das Ergebnis verkündete nun Schuldezernent Dietmar Dieckmann im Schulausschuss: Mit der Helios-Klinik in Linden gibt es keine Übereinkunft für einen Neubau der Schule für Kranke auf dem Klinik-Gelände. Die Kinder- und Jugendlichen sowie die Lehrerinnen und Lehrer der Schule müssen weiter warten.

Klinik reagiert auf Anfrage

Auf Anfrage kam von der Helios-Klinik diese Stellungnahme: „Es war uns im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit Fördermitteln wichtig, die Stadt Bochum offen darüber zu informieren, dass die Situation für das Helios St. Josefs-Hospital Bochum-Linden weiterhin schwierig ist. Um dem Standort die bestmögliche Perspektive zu geben, prüfen wir derzeit alle möglichen Varianten, dazu gehört auch das von der Stadt geforderte Erbbaurecht zur Realisierung des Neubaus für eine Schule für Kranke aus Fördermitteln auf dem Klinikgelände. Um keine Chance verstreichen zu lassen, Fördermittel für ein alternatives Schulprojekt einzusetzen, hat es dazu Anfang der Woche ein Gespräch mit allen Beteiligten gegeben.“