Bochum. . Das Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr war eines der umstrittensten Bochumer Bauprojekte. Aus dem „Konzerthaus“ wurde ein „Haus der Musik“.
Ein, wenn nicht das entscheidende Ereignis in der 100-jährigen Geschichte der Bochumer Symphoniker war die Einweihung des Musikforums im Herbst 2016. Damit bekam das städtische Orchester endlich die feste Spielstätte, die alle Orchesterleiter immer wieder gefordert hatten. Spätestens seit den 1950er Jahren gab es Pläne für ein BoSy-Konzerthaus, doch stets passten entweder die Finanzierung oder die Rahmenbedingungen nicht.
Noch in den 1990er Jahren waren sowohl ein Neubau mitten in der Stadt (Dr.-Ruer-Platz) oder auch an der Jahrhunderthalle Gegenstand konkreter politischer Beratungen. Auch sie verliefen im Sande. Bewegung kam erst in die Sache, als der Unternehmer Norman Faber 2006 eine Anschubfinanzierung von fünf Millionen Euro auf den Tisch legte. Daraufhin stellte die Stadt ein Grundstück an der Viktoriastraße zur Verfügung, eine Bürgerinitiative und eine private Stiftung sammelten laufend Spenden ein. Prominente wie Herbert Grönemeyer machten sich zu Fürsprechern des damals noch „Konzerthaus“ genannten Projekts und warben Gelder mit Benefiz-Aktionen ein. Alles schien plötzlich möglich, doch als Bochum 2010 in den Nothaushalt rutschte, schien alles für immer vorbei.
Dass die Finanzierung und damit der Bau doch noch zustande kamen, lag an einer konzeptionellen Umwidmung: Durch die Hinzunahme eines Musikschulsaals wurde aus dem Projekt Konzerthaus das Vorhaben Musikzentrum. Dafür gab’s Fördergelder vom Land und der EU, so dass der Rat im März 2011 den Bau mit folgenden Eckdaten beschloss: private Spenden in Höhe von 14,3 Mio. Euro, öffentliche Zuschüsse von 16,53 Mio. Euro, Einhalten einer Kostengrenze von 33,3 Mio. Euro.
Den Architektenwettbewerb gewann das Planungsbüro Bez + Kock aus Stuttgart, das die Neubauten des großen und kleinen Konzertsaals in die historische Marienkirche integrierte. Die Eröffnung als „Anneliese-Brost-Musikforum Ruhr“ erfolgte plangemäß im Oktober 2016. Die Kosten waren auf 38 Millionen Euro gestiegen. Das Vorhaben war eines der umstrittensten Bochumer Bauprojekte der letzten Jahrzehnte. Der Bund der Steuerzahler setzte es auf die Steuerverschwendungsliste 2011. Auch ein Bürgerbegehren wurde initiiert; es scheiterte vor dem Verwaltungsgericht.
Keine „Fiedelbude“ mehr
Heute dient das Musikzentrum vor allem den BoSy für Proben und Konzerte und der Musikschule als Auftrittsort für ihre Schüler und Ensembles. Ganz nebenbei ist es als architektonisch ansprechender Bestandteil der Innenstadtgestaltung anerkannt. Auch ehemalige Gegner der „Fiedelbude“ sind inzwischen vom kulturellen Mehrwert des schmucken Hauses für Bochum überzeugt.