Bochum. . Nach einem heimtückischen Mord an einem Studenten wurde der Täter (23) unbefristet in die Psychiatrie eingewiesen. „Ich bin schwer krank.“

Rein rechtlich wertete das Schwurgericht die Tat als heimtückischen Mord. Trotzdem konnte der Täter (23) nicht bestraft werden. Wegen paranoid-halluzinatorischer Schizophrenie ist er schuldunfähig.

Deshalb wiesen ihn die Richter am Mittwoch zum Schutz der Allgemeinheit unbefristet in eine geschlossene Psychiatrie ein. Bis er wieder freikommt, können sehr viele Jahre vergehen.

„Bitte bringen Sie mich in einer forensischen Klinik unter“

Der Beschuldigte, ein Chemie-Student aus Bochum, hatte am 12. September 2018 einen gleichaltrigen Bochumer Studenten der Elektrotechnik, den er seit langem kannte, mitten auf der Alleestraße erstochen. Er hatte die wahnhafte Fantasie, dass dieser sein Leben zerstört habe. Kurz vor dem Urteil sagte der Täter: „Ich bin schwer krank. Bitte bringen Sie mich in einer forensischen Klinik unter.“

Die Wahnsinnstag ist rational völlig unbegreiflich und hat bei den Hinterbliebenen unsagbaren Schmerz hinterlassen. Schon seit längerem vor dem Verbrechen hatte sich der Täter aufgrund seiner Krankheit in Wahnvorstellungen hineingesteigert, dass andere Menschen ihm schaden wollen. Ein Dozent soll - dies nur zwei Beispiele - Seife im Waschbecken der Uni mit LSD manipuliert haben, der später Getötete und sein Bochumer Technikclub „Labor e.V.“ sollen ihm eine Schadsoftware auf seinen Laptop installiert haben. Alles unsinniges Zeug. Infolge seines Wahns bedrohte er den 23-jährigen Kommilitonen immer massiver, unter anderem mit wirren Emails.

Eines Tages entschloss er sich dann, den 23-Jährigen zu töten.

Bereits eine Woche vor dem Mord verfasste er einen siebenseitigen Geständnisbrief. Darüber stand: „Begründung der Tat.“ Am Tattag wartete er dann ab 16.30 Uhr zweieinhalb Stunden auf dem Bürgersteig der Alleestraße auf sein Opfer. Als der 23-Jährige gegen 19 Uhr an der Kreuzung Alleestraße/Annastraße erschien, um ein großes Paket zu der Poststelle im Edeka-Markt wegzubringen, griff der Täter ihn von hinten an und stach ihm mit einem Messer zweimal wuchtig in Herz und Lunge. Das Opfer verblutete binnen kurzer Zeit. Es hatte keine Chance. „Du hast mein Leben zerstört“, soll der Täter gesagt haben.

Täter wartete auf seine Festnahme

Während der Rettungsdienst und ein Notarzt vergeblich um das Leben des tödlichen Getroffenen kämpften, saß der Täter auf einem Bordstein am Tatort und wartete auf seine Festnahme. „Nehmen Sie mich fest. Ich habe meinen Kollegen erstochen. Ich habe es nicht ohne Grund getan“, soll er den Polizisten gesagt haben. Auf dem Polizeipräsidium am selben Abend erfuhr er dann, dass sein Opfer im Bergmannsheil gestorben ist. „Dann ist es ja gut“, soll er kommentiert haben.

Wie Richter Josef Große Feldhaus im Urteil sagte, wusste der Täter trotz seiner Krankheit, dass er Unrecht tue. Er wusste auch, dass er danach ins Gefängnis kommen wird. Allerdings sei er nicht mehr steuerungsfähig gewesen, wie der Richter erklärte. Deshalb: „Er hat ohne Schuld gehandelt.“

Unbekannte Zeugin gesucht

Die Familie des Getöteten sucht noch nach einer Zeugin: Eine unbekannte blonde Frau soll dem Schwerstverletzten am Tatort beigestanden haben. Sie möge sich bitte melden. Die Familie will sich dafür bei ihr bedanken.